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Eickels, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt: die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 10: Stuttgart, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.34724#0317

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Gleichrangigkeit in der Unterordnung

313

ging es jedoch nicht um die Anerkennung der Zugehörigkeit der Normandie
zum Herrschaftsbereich des französischen Königtums, sondern in erster Linie
um die wechselseitige Anerkennung der Amtsinhaber.
Ihren Anfang nahm die Tradition mit der unsicheren Nachfolge Ludwigs
VI., die ihn veranlagte, die Anerkennung der Großen seines Reiches einzufor-
dern. In der Folge jedoch lag die Leistung des in erster Linie im In-
teresse der englischen Könige, da ihre Nachfolge in jeder der drei auf Hein-
rich I. folgenden Generationen strittig war, während das französische König-
tum stets unbestritten dem einzigen nachfolgefähigen Sohn zufiel.

3. a. Das Izomagz'Mfn Wilhelm Aethelings 1120
Nachdem Ludwig VI. in der Schlacht bei Bremule 1119 eine schwere Nieder-
lage erlitten hatte, schloß er 1120 Frieden mit Heinrich I. Der einzige wesentli-
che Punkt dieses Friedens, der in den Quellen hervorgehoben wird, ist das
TzomagZMZh, das Heinrichs Sohn Wilhelm Aetheling als designierter Nachfolger
seines Vaters dem französischen König leistete. Wilhelm Aetheling war als
ein junger Mann von siebzehn Jahren uneingeschränkt in der Lage, sich durch
das I?07fMgz'M77i selbst zu binden.
Die bisherige Forschung betont daher, daß Wilhelm Aetheling 1120 die
Lehensabhängigkeit der Normandie anerkannte. Diese Interpretation geht
von der Tatsache aus, daß Ludwig VI., wie bereits gezeigt, bei seinem Herr-
schaftsantritt von Heinrich I. das IzowzzgZMW gefordert hatte. Sie kann sich fer-
ner auf die Aussage Wilhelms von Malmesbury stützen, Heinrich habe in sei-
ner Weisheit dafür gesorgt, daß Wilhelm als pizcr dcü'nüMS am Anfang seiner
weltlichen Laufbahn die Leistung des /lOHißgium nicht verweigerte, gegen die
er selbst pro czdmmo z'mporn Widerwillen empfand'*.
Schon aus der Tatsache, daß Heinrich I. die Schlacht von Bremule ge-
wonnnen hatte, ergibt sich jedoch, daß Wilhelms /lomagz'Mm kein Zugeständnis

82 Guilelmus Malmesburiensis, Gesta regum Anglorum (OMT; ed. Mynors et al.), Bd. 1, S. 758
(V.419.3): Oz'dzzia&af /zage et e^z'fz'g/zaf prMdgzzfz'ssz'zzzz pafn's prudezziza, Mt /zozzzz'zzzMzzz, <?Mod z'pse pro
ca/zzzzzzg z'zzzpgn'z'Jäsfz'dz'rgf Jäcgre, Jz'/zMS dg/zcafMs et t?MZ pzztzztzatMZ* uz'azzz secu/z z'zi^z*essMZ*MS zzozi z*ecMsa-
z*et. Zu beachten ist allerdings der Kontext: Wilhelm von Malmesbury bringt diesen Satz
nicht im Zusammenhang mit dem Frieden von 1120, sondern in einem Nachruf auf Wilhelm
Aetheling, der wertig später beim Untergang des Weißen Schiffes zu Tode kommt. Thema
der Darstellung ist nicht die Politik Heinrichs I., sondern die Nutzlosigkeit menschlichen
Planens und der unerforschliche Ratschluß Gottes, der alle noch so weise erdachten Planun-
gen und Hoffnungen der Menschen durchkreuzt. Wohl aus diesem Grunde bezeichnet Wil-
helm von Malmesbury ihn an dieser Stelle - ebenso wie zuvor Richard, den frühverstorbe-
nen Sohn Wilhelms des Eroberers - als puer bzw./zizzzs de/z'catMS (vgl. Jer 31.20 über Ephraim:
/zizMS /zozzoraMz's, puer dg/z'cafMs). Auch puz pata/zatMZ* uz'azzz seczz/z zzzgzvssMZ'Ms hat wohl nur die
Funktion, auf den frühen Tod Wilhelms vorauszuweisen, obwohl pz'a saeczz/z sonst fast aus-
schließlich den zur Verdammnis führenden »Weg der Welt« im Gegensatz zum »Weg Got-
tes« bezeichnet.
 
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