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Eickels, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt: die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 10: Stuttgart, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.34724#0081

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England und Frankreich nach 1066

77

sigkeit Wilhelms während der dreizehn Jahre seiner HerrschaR die Hoffnung
des Königs auf eine Verbindung der beiden großen westeuropäischen König-
reiche in seiner Hand 1

1. d. Zwei reges FnmcorMfM, ein rex AnglorMW und ein <üix NormnrmorMm.
Ludwig VI. als rex desz'giMfMS und die Eroberung der Normandie durch
Heinrich I.
Nach dem Tod Wilhelms 1100 erhoben die englischen Barone Heinrich, den
dritten Sohn Wilhelms des Eroberers, zum Nachfolger . Es gelang Heinrich in
der Folge, nicht nur die englische Krone für sich zu sichern, sondern auch
Robert Kurzhose aus seinem Herzogtum zu verdrängen und so England und
die Normandie wieder in seiner Hand zu vereinigen:
Die Nachricht von der Ermordung seines Bruders Wilhelm Rufus hatte
Robert im Spätsommer 1100 in Italien erreicht. Während er sich noch auf dem
Rückweg vom Kreuzzug befand, schuf sein Bruder Heinrich in England voll-
endete Tatsachen. Mit einer dezidiert englischen Argumentation rechtfertigte
er seinen Anspruch auf die Nachfolge: Obwohl der jüngste der Söhne Wil-
helms des Eroberers, gehe sein Anspruch auf den Thron dem Roberts, des
Erstgeborenen vor, da er allein als Sohn eines Königs und einer Königin im
Königreich England geboren sei \ Er ließ sich durch Bischof Mauritius von

74 Die Aussichten Wiiheims II. Rufus, seine Nachfolge im französischen Königtum gewaltsam
durchzusetzen, wären nicht ungünstig gewesen: Er hatte nicht nur 1096 von seinem Bruder
die Normandie als Pfandbesitz erworben, sondern auch mit Herzog Wilhelm IX. von Aqui-
tanien Verhandlungen über die Verpfändung von dessen gesamter terra für die Dauer des
Kreuzzuges aufgenommen, die bei seinem Tod im August 1100 kurz vor dem Abschluß
standen; BERG 1987, S. 111 f. und 139 f.; Recueil des actes de Henri II (ed. Delisle/Berger);
CUTTINO 1985, S. 35. Ob das von Suger wiedergegebene Gerücht den tatsächlichen Ambitio-
nen Wilhelms II. entsprach, muß gleichwohl offenbleiben: Seine (letztlich erfolglosen) An-
griffe auf das französische Vexin 1097/98 und sein Bündnis mit Wilhelm IX. von Aquitanien
gingen über eine bloße Konsolidierung der normannischen Herzogsgewalt deutlich hinaus
und legen den »Verdacht nahe, daß er das strategische Ziel eines Angriffes auf das Zentrum
der kapetingischen Herrschaft in Paris verfolgte«. Allerdings wird man in den »verschiede-
nen militärischen Einzelaktionen Wilhelms im Vexin ... nur schwerlich die Konsequenz und
Entschlossenheit des politischen Handelns erkennen können, die zu einem Vernichtungsan-
griff auf die kapetingische Dynastie notwendig gewesen wäre«; BERG 1987, S. 132; vgl. auch
BARLOW 1983, S. 378.
75 Heinrich war 1087 mit einer Geldzahlung abgefunden worden, hatte sich aber in der Folge
eine eigene Herrschaftsgrundlage im normannischen Cotentin aufbauen können: Unmittel-
bar nach dem Tod ihres Vaters erwarb er von Robert Kurzhose die normannische Grafschaft
Cotentin, wurde allerdings schon 1088 von Robert in Rouen gefangengesetzt und gezwun-
gen, seinen neu erworbenen Besitz wieder zurückzugeben. Gegen den Widerstand Roberts
gelang es Heinrich 1092, Domfront und von dort aus in der Folge weite Teile des Cotentin
zurückzugewinnen; DAVID 1920, S. 62-64, 78 f., 81, 87, 89.
76 Ordericus Vitalis, Historia ecclesiastica (OMT; ed. Chibnall), Bd. 4, S. 120: ui regis/iiins et in
regni siemmaie nains (dazu: Bd. 2, S. 214, und Bd. 5, S. 290/292); Brevis relatio de origine
Willelmi Conquestoris (ed. Giles), S. 12: (Henricns) annneniiFus cnnciis Francis ei Angiis coro-
nam regni Angiine snscepii, cnncii^ne iaeiaii, <?nod modo regem nainm de rege ei reginn ei nniriinm
in Angiia Fa&ere mernisseni; Gesta Normannorum Ducum (OMT; ed. van Houts), Bd. 2, S. 216
 
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