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Eickels, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt: die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 10: Stuttgart, 2002

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34724#0233

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Vertrag von Paris 1259

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ßenden Parteien als roz & France und roz zFAzrgleterre scheint dies ebenso auf
wie im Verweis auf die englischen Barone als Fatzz Zornes & /a ferre und die
cozzr ic roz & France, denen Entscheidungs- und Mitwirkungsbefugnisse zuge-
sprochen werden'^.
Die personale Geste des Fozna^znnz gewinnt in diesem Kontext eine spezifi-
sche Bedeutung, die allerdings erst die Legisten Philipps IV. in vollem Um-
fang entfalteten und argumentativ für ihre Zwecke nutzbar machten: Es dient
nicht nur als äußere Form des Friedensschlusses, sondern symbolisiert dar-
überhinaus die Zugehörigkeit des englischen Festlandsbesitzes zum rozazzzrzo
de France und damit zum Zuständigkeitsbereich des entstehenden parlenzerzf de
Paris, an das aquitanische Adlige im Konflikt mit ihrem Herzog fortan appel-
lieren können Es hat damit die klare Bedeutung rechtlicher Unterordnung,
die auch in der expliziten Verpflichtung zum Ausdruck kommt, »angemesse-
ne Dienste« zu leistend

3. Das sPFPffmm nach dem Vertrag von Paris

Im Vertrag von Paris hatte Heinrich III. dem französischen König zugesagt,
ihm für seinen Festlandsbesitz sorozses aoenaMos zu leisten'^. Worin diese »an-
gemessenen Dienste« im einzelnen bestanden, ließ der Vertragstext allerdings
offen. Aus französischer Sicht schlossen sie insbesondere die Verpflichtung
zur Heeresfolge ein. Auf englischer Seite dagegen versuchte man die Frage
der Rechtspflicht zum soruz'ce d'osf in der Schwebe zu halten.
Solange nicht entsprechend den Vertragsbedingungen festgestellt war, in
welchen Fällen der Herzog von Aquitanien Heeresfolge leisten mußte, mit

127 Layettes du Tresor des Chartes, Bd. 3, Nr. 4554, S. 488; CHAPLAIS 1975-1982, Nr. 289c, S. 620:
Die Zustimmung von pro des Zornes de Za Zerre, esZeuz par Ze roz de AziyZeZerre eZ par Zes Zzazzz Zzozzzes
de Za Zerre, ist erforderlich für die Verwendung des Geldes (Unterhaltskosten von 500 Rittern
auf zwei Jahre), das Ludwig IX. an Heinrich III. zu zahlen verspricht, dieser aber nur azz ser-
uz'se Dz'ezz ozz de Z'YgZz'se ozz azz pro/z'Z dozz rozazzzzze de XzzgZeZerre ausgeben darf. - Layettes du
Tresor des chartes (ed. Teulet et al.), Bd. 3, Nr. 4554, S. 489; CHAPLAIS 1975-1982, Nr. 289c, S.
620: Die cozzr Ze roz de Trance, d.h. die sich in diesen Jahren als parZezzzezzZ de Paris insti-
tutionalisierende carza regzs, erhält die Entscheidung, wann eine Wiedergutmachung bei Ver-
tragsverletzungen als hinreichend angesehen werden kann. Zur Entstehung des parZezzzezzZ de
Paris in der Mitte des 13. Jahrhunderts vgl. LE GOFF 1996, S. 323 und 679; Thomas N. BlSSON,
Consultative Functions in the King's parlements (1250-1314), in: Speculum 44 (1969), S. 353-
373; Ferdinand LOT/Robert FAWTIER, Histoire des institutions frangaises au Moyen Äge, Pa-
ris 1957-1962, Bd. 2, S. 332 f.; Charles Victor LANGLOIS, Les origines du parlement de Paris,
in: Revue historique 42 (1890), S. 74-114; zur weiteren Entwicklung bis zum Ende des 14.
Jahrhunderts vgl. Gustave DUCOUDRAY, Les origines du parlement de Paris et la justice aux
XHIe et XlVe siecles, Paris 1902 (ND New York 1970).
128 VALE 1996, S. 67-70; vgl. auch LE GOFF 1996, S. 675-680, insb. 679.
129 VALE 1996, S. 56-59; CHAPLAIS 1958; CHAPLAIS 1957.
130 Zur Frage des seruitizzzzz deZziZzzzzz nach 1259 vgl. grundsätzlich: VALE 1996, S. 56-59; CHAPLAIS
1957; CHAPLAIS 1958; Newell Gilder ALFORD, Homagium and Servicium Debitum in Anglo-
French Relations Düring the Middle Ages (M.A. thesis), University of Iowa 1941.
 
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