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Eickels, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt: die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 10: Stuttgart, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.34724#0249

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Der »Akt von St-Clair-sur-Epte« -
oder
Normannische Maskulinität und karolingische
Ordnungsvorstellungen im Konflikt

Zu Beginn des 11. Jahrhunderts, wahrscheinlich in den Jahren 994 bis 1015,
schrieb der westfränkische Kleriker Dudo von St-Quentin am Hof und im
Auftrag des normannischen Herzogs sein Werk De zziorz'^Ms ef %chs pn'morMW
Norm%wnz'ae dMCMZ?z, eine Geschichte des ersten Jahrhunderts normannischer
Herrschaft im Gebiet der Seinemündung um Rouen'.
Dudo legte sein Werk kunstvoll an. Die gewählte Form der Darstellung ist
prosimetrisch. Längere erzählende Prosapassagen wechseln mit deutenden
Zusammenfassungen und Überleitungen in gebundener Rede". Die narrative
Struktur des Gesamtwerkes ist angelehnt an die Aeneis. Zahlreiche Motive
sind im übrigen der Bibel und der Hagiographie entlehnt .

1 Norbert KERSKEN, Geschichtsschreibung im Europa der 'nationes'. Nationalgeschichtliche
Gesamtdarstellung im Mittelalter (Münstersche historische Forschungen 8), Köln 1995, S. 81-
85, S. 83; vgl. auch Franz BRUNHÖLZE, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters
2, München 1992, S. 257-267. Der heutige Titel des Werkes wurde 1619 vom Erstherausgeber
Andre Duchesne (= PL 141, S. 609-758) in Anlehnung an den Widmungsbrief Dudos geprägt
und von Jules Lair für seine bis heute maßgebliche - wenngleich keineswegs fehlerfreie -
Edition übernommen; Dudo Sancti Quintini, De moribus et actis primorum Normanniae
ducum (ed. Lair); zu vergleichen ist die nur im Internet verfügbare alternative Edition (di-
plomatische Transkription eines Textzeugen und in der Terminologie bewußt »a-feudal« ge-
haltene Übersetzung) von Felice Lifshitz (http://orb.rhodes.edu/ORB_done/Dudo/dud-
intro.html). Der von Duchesne gewählte Titel ist insofern problematisch, als die territoriale
Titulatur dux NoHwanniae (statt NormanHorMm) im 11. und 12. Jahrhundert in Urkunden der
herzoglichen Kanzlei nur ganz vereinzelt, bei Dudo von St-Quentin überhaupt nicht nach-
weisbar ist. In einem Bibliothekskatalog des 12. Jahrhunderts (Fecamp) erscheint Dudos
Werk unter dem Titel Gesfa NormamionuM; Kersken 1995 (s.o.), S. 83; Gerda C. HUISMAN,
Notes on the Manuscript Tradition of Dudo of St Quentin's Gesta Normannorum, in: Anglo-
Norman Studies 6 (1983), S. 122-135; zur Verbreitung der territorialen Form des Titels vgl.
KiENAST 1968, S. 107-139.
2 Bernhard PABST, Prosimetrum. Tradition und Wandel einer Literaturform zwischen Spätan-
tike und Spätmittelalter (Ordo 4), Weimar/Wien 1994, S. 803-819; vgl. auch Peter STOTZ, Be-
obachtungen zur Intertextualität an den Gedichteinlagen in der Normannengeschichte Du-
dos von St-Quentin, in: Dudone di San Quintino, hg. v. Paolo Gatti/Antonella
deglTnnocenti (Labirinti 16), Trient 1995, S. 161-207; Bernhard PABST, Dudo und die prosi-
metrische Tradition, in: Dudone di San Quintino, hg. v. Paolo Gatti/Antonella
degTInnocenti (Labirinti 16), Trient 1995, S. 49-75.
3 Eric CHRISTIANSEN, Dudo of St Quentin. History of the Normans, Woodbridge 1998, S. XXI
f.; vgl. auch Felice LIFSHITZ, Beyond Positivism and Genre. 'Hagiographical' Texts as Histo-
rical Narrative, in: Viator 25 (1994), S. 95-113.
 
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