Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eickels, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt: die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 10: Stuttgart, 2002

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34724#0035

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einleitung

31

Da es allen Beteiligten in erster Linie darum ging, ihr Gesicht zu wahren,
forderten sie demonstrative Unterwerfung und Wiedergutmachung, waren
aber bereit, dafür auf Bestrafung zu verzichten. Das herrschaftliche Handeln
des Königs war berechenbar und in Konflikten so weitgehend durch die
Spielregeln der Ranggesellschaft bestimmt, daß sich kaum ein Spielraum für
eine eigenständige langfristige »Politik« bot, die sich an übergeordneten Zie-
len orientierte.
Zahlreiche im Umfeld Althoffs entstandene Arbeiten haben einzelne die-
ser Aspekte vertieft und weiterverfolgU. Aufgegriffen und eigenständig wei-
terentwickelt hat die Anregungen Althoffs unlängst auch Knut Görich in sei-
ner Habilitationsschrift über die Bedeutung der Ehre im politischen Handeln
Friedrich Barbarossas in Italien".
Althoffs Revision tradierter historiographischer Deutungsmuster und Dar-
stellungsweisen ist in der deutschen Mediaevistik zum Gegenstand einer
Methodendiskussion geworden, die noch nicht zum Abschluß gekommen
ist". Die grundsätzliche Dimension dieser Kontroverse zeigt sich in der von
Michael Borgolte aufgeworfenen Frage, ob nicht die Fokussierung des For-
schungsinteresses auf »Spielregeln der Politik« auf eine »Dekonstruktion des
Subjekts« im Sinne Derridas und Foucaults hinauslaufe".
Die folgende Untersuchung fragt sowohl nach den Intentionen und
handlungsleitenden Motiven der Beteiligten, als auch nach den Diskursen",

cretum - Colloquium publicum. Beratung im politischen Leben des früheren Mittelalters, in:
Frühmittelalterliche Studien 24 (1990), S. 145-167; ALTHOFF 1990; Gerd ALTHOFF, Königs-
herrschaft und Konfliktbewältigung im 10. und 11. Jahrhundert, in: Frühmittelalterliche Stu-
dien 23 (1989), S. 265-290.
43 Vgl. insb. Hermann KAMP, Friedensstifter und Vermittler im Mittelalter (Symbolische Kom-
munikation in der Vormodeme), Darmstadt 2001; Hermann KAMP, Vermittler in den Kon-
flikten des hohen Mittelalters, in: La giustizia nelhalto Medioevo (secoli IX-XI) (Settimane di
Studio del Centro italiano di studi sull'alto Medioevo 44), Spoleto 1997, S. 675-714; Claudia
GARNIER, Zeichen und Schrift. Symbolische Handlungen und literale Fixierung am Beispiel
von Friedensschlüssen des 13. Jahrhunderts, in: Frühmittelalterliche Studien 32 (1998), S.
263-287.
44 Knut GÖRICH, Die Ehre Friedrich Barbarossas. Kommunikation, Konflikt und politisches
Handeln im 12. Jahrhundert (Symbolische Kommunikation in der Vormodeme), Darmstadt
2001.
45 Gerd ALTHOFF, Von Fakten zu Motiven. Johannes Frieds Beschreibung der Ursprünge
Deutschlands, in: Historische Zeitschrift 260 (1995), S. 107-118; Johannes FRIED, Über das
Schreiben von Geschichtswerken und Rezensionen. Eine Erwiderung, in: Historische Zeit-
schrift 260 (1995), S. 119-130. Zur weiteren Diskussion vgl. u.a. Michael BORGOLTE, Biogra-
phie ohne Subjekt, oder wie man durch quellenfixierte Arbeit Opfer des Zeitgeistes werden
kann (Rezension zu ,Gerd Althoff, Otto III., Darmstadt 1996'), in: Göttingische Gelehrte An-
zeigen 249 (1997), S. 128-141; Jean-Marie MOEGLIN, Rituels et 'Verfassungsgeschichte' au
Moyen Äge. A propos du livre de Gerd Althoff 'Spielregeln der Politik im Mittelalter', in:
Francia 25.1 (1998), S. 245-250. Eine Analyse des Diskussionsverlaufs versucht Lothar
KOLMER, Wie Historiker streiten. Einige Anmerkungen zur Fried-Althoff-Kontroverse, in:
Tradition und Wandel. Beiträge zur Kirchen-, Gesellschafts- und Kulturgeschichte. Fest-
schrift für Heinz Dopsch, hg. v. Gerhard Ammerer, Wien/München 2001, S. 80-96.
46 BORGOLTE 1997, S. 139.
47 Eine umfassende Einführung in die Theorie, Methode und Praxis der Diskursanalyse bietet
jetzt Achim LANDWEHR, Geschichte des Sagbaren. Einführung in die historische Dis-
 
Annotationen