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Eickels, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt: die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 10: Stuttgart, 2002

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34724#0065

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England und Frankreich nach 1066

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sehen Zufall und einen punktuellen militärischen Erfolg zustandegekommene
Verbindung eines nichtkarolingischen Königreichs mit einem französischen
Territorialfürstentum bildete für die folgenden vier Generationen die territo-
riale Grundlage der englisch-französischen Beziehungen und begründete die
Traditionen, die auch über 1204 hinaus das englisch-französische Verhältnis
strukturierten. Obwohl die räumliche Trennung beider rcgna durch den Kanal
und die Unterschiedlichkeit ihrer Traditionen herrschaftlicher Integration ge-
gen die Dauerhaftigkeit dieser Verbindung zu sprechen scheinen, erwies sie
sich als belastbar. Sie überdauerte die Erbteilung, die Wilhelm der Eroberer
auf dem Sterbebett verfügte, ebenso wie die Auseinandersetzungen, die Ma-
thilde, die Tochter Heinrichs I., mit dessen Neffen Stephan von Blois um die
Nachfolge austrug, schließlich auch die Konflikte Heinrichs II. mit seinen
Söhnen um die Aufteilung seiner Besitzungen.
Wie diese Verbindung zustandekam, warum sie bestehen blieb und wie
sie über 1204 hinaus die englisch-französischen Beziehungen bestimmte, soll
im folgenden aufgezeigt werden. Dazu ist jedoch in die Zeit vor 1066 zurück-
zugreifen, denn die Anfänge dieser den Kanal übergreifenden Reichsbildung
reichen bis in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück. Die Schlacht bei
Hastings entschied lediglich militärisch einen Konflikt, der bereits seit mehr
als zwei Jahrzehnten die innere Entwicklung Englands bestimmt hatte'!

1. a. Normannisch-englische Verbindungen vor 1066
1042 war in England mit Eduard dem Bekenner ' noch einmal das alte angel-
sächsische Königsgeschlecht zur Herrschaft gelangt, das Knut der Große' von
Dänemark 1016 verdrängt hatte. Um seinen Sieg zu demonstrieren, aber auch
um seine Herrschaft zu legitimieren und die Grundlage für einen Ausgleich
zwischen Angelsachsen und Skandinaviern zu schaffen, hatte Knut 1017
Emma, die Witwe seines unterlegenen Gegners Aethelred, zur Frau genom-
men^. Eduard jedoch, Emmas ältester Sohn aus ihrer Ehe mit Aethelred, fand

Society. Studies Presented to J. M. Wallace-Hadrill, hg. v. Patrick Wormald/Donald A.
Bullough/Roger Collins, Oxford 1983, S. 250-272.
20 Zu den ereignisgeschichtlichen Einzelheiten der im folgenden skizzierten Entwicklung vgl.
zusammenfassend KRIEGER 1996, S. 81-84.
21 Frank BARLOW, Edward the Confessor, Berkeley 1970.
22 Laurence M. LARSON, Canute the Great, 995 (Circ)-1035, and the Rise of Danish Imperialism
during the Viking Age (Heroes of the Nations), New York 1912; vgl. auch Peter SAWYER,
Cnut's Scandinavian Empire, in: The Reign of Cnut. King of England, Denmark and Nor-
way, hg. v. Alexander R. Rumble (Studies in the Early History of Britain), London 1994.
23 Pauline STAFFORD, Queen Emma and Queen Edith. Queenship and Women's Power in Ele-
venth-Century England, Oxford 1997, S. 225-236; zu Emma vgl. außerdem Pauline
STAFFORD, Emma. The Powers of the Queen in the Eleventh Century, in: Queens and
Queenship in Medieval Europe. Proceedings of a Conference Held at King's College Lon-
don, April 1995, hg. v. Anne Duggan, Woodbridge 1997, S. 3-26; Eleanor SEARLE, Emma the
Conqueror, in: Studies in Medieval History Presented to R. Allen Brown, hg. v. Christopher
J. Harper-Bill/C. J. Holdsworth/Janet L. Nelson, Wolfeboro 1989, S. 281-288; Miles W.
 
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