Vertrag von Paris 1259
237
er vom kastilischen König den Rittergürtel empfangen und dessen Schwester
geheiratet hatte und weil er es nicht wagte, den französischen König, seinen
Verwandten und Herrn, zu verletzen (o^cndcrc). Er vertraute sich daher den
Gebeten der Kirche an und antwortete dem König von Frankreich schließlich,
er wolle das geschuldete Aufgebot (scrozÜMfM bcHfMMi) nicht verweigern, aber
der Beilegung der bereits begonnenen Auseinandersetzung zwischen ihm
und dem König von Kastilien jede Sorgfalt zuwenden'G
Auffällig ist, daß die Aufforderung zur Heerfahrt hier durch eine feierliche
Gesandtschaft nach England erfolgt, nicht durch ein Schreiben an den Sene-
schall von Aquitanien. Formell war damit die Ebene der Ladung verlassen,
die Eduard ja in seinem Herzogtum selbst hätte zugestellt werden müssen,
und der Weg diplomatischer Verhandlungen eingeleitet; offensichtlich war
Philipp III. nicht daran interessiert, den englischen König bei seiner (vorher-
sehbaren) Weigerung, der Ladung zu folgen, ins Unrecht zu setzen (und da-
mit in die Arme seines kastilischen Gegners zu treiben).
Auffällig ist ferner der Sprachgebrauch des Chronisten: In der Formel pcr-
soMaüfcr CM?M scruzü'o dcHfo gibt scrozÜMMi dc&ÜMMi nicht qualifizierend den
Grund für die geforderte Teilnahme Eduards an (»Dienst«), sondern um-
schreibt quantifizierend das erwartete Gefolge (»Aufgebot«). In einem Ent-
schuldigungsschreiben des folgenden Jahres versprach Eduard I. lediglich, er
werde sobald wie möglich - wenngleich wegen des walisischen Krieges si-
cher nicht zum gesetzten Termin - persönlich kommen: »Nichtsdestoweniger,
Sire, teilen wir euch mit, daß wir zu euch in unserer eigenen Person kommen
werden und, wenn Gott will, solchen Dienst leisten werden, daß ihr uns Dank
dafür wissen müßt« (NcpMnpzaMf, süc, MMS OMS /csons a SMMOz'r kc HMS ocMdrons a
ras CM nosfrc propre persone cf PMS /rons, sc dz'cM pfesf, fcM serpz'ce ke PMS Mas dcarcz
saMozr gre)'T Die Formulierung fea seroz'ce ke PMS Mas dcarcz saMoz'r gre nimmt
zwar den Wortlaut der königlichen Ladung unverändert auf'3 sie läßt jedoch
offen, ob der Dienst als scrpz'ÜMMZ &&ÜM?M, d.h. als Erfüllung einer vasalliti-
schen Rechtspflicht, zugesagt wird oder freiwillig (etwa als Hilfe unter Ver-
wandten und Freunden)' 7 Ebenso offen war die Aufforderung Philipps III.
155 Flores historiarum (RS 95; ed. Luard), Bd. 3, S. 48: Pezzzpore zgz'fMr supradzefo zzzorfMo Hezzrz'co re-
ge Naparz'ae pro dozzzz'zzz'o regzzz ezzzscfezzz z'zzfer regezzz Frazzcz'ae ef regezzz Hzspazzzae dz'ssezzsz'o prz'f orfa.
Pro rege ergo Azzgfz'ae soPezzzpzzes zzMzzcz'os rex Prazzcz'ae desfz'zzapz'f zzzazzdazzs, zpzod persozzafz'fer czzzzz
serpz'cz'o zfefzz'fo properaref ef cozzira regezzz Pfyspazzz'ae tfz'zzzz'caref. Qzzz zzz'zzzz'rMzzz zzzz'raMz'fer furbafzafur,
eo zpzod a rege Hz'spazzzae Jzzeraf cz'zzcfzzs Faffeo zzzzlziarz ef sororezzz z'pszMs Afz'ezzorazzz daxeraf zrz axorezzz
ef qaz'a regezzz Praacz'ae, cozzsaagazzzeazzz szzzzzzz ef dozzzz'aazzz, o^ezzzfere zzozz aazfeFaf, se orafz'oazTas ec-
cfesz'ae cozzzzzzeadafzaf ef Jzzzafz'fer regz Prazzcz'ae respozzde&af se zzoPe serpz'fz'aza zfebz'fazrz dezzegare, sezf azf
sezfaadaza dz'scordz'aza z'zzfer z'psaza ef regezzz Hzspazzz'ae z'azzz z'aeepfaza se pePe ozzzzzezzz dz'fzgeafz'aza azPzz-
fzere.
156 Treaty rolls 1 (ed. Chaplais), Nr. 177 (zu 1277 Okt.); Rymer, Foedera^ (ed. Record Commissi-
on), Bd. 1.2, S. 607 (zu 1282); vgl. PRESTWICH 1988, S. 316.
157 Vgl. z.B. zu 1282 PRO London, SC 1 (Ancient Correspondance) 17, Nr. 161 (ohne Jahr);
Lettres de rois (CDHistFr; ed. Brequigny/Champollion-Figeac), Bd. 2, S. 9 (zu ca. 1302): zzozzs
potzs zaaazfoas qae POMS ... sozes ... pres ei apparz'Pes ezz cfzeuaas ef ezz arzzzes qae zzos pous saefzoas
gre.
158 Anders als ALFORD 1941, S. 45.
237
er vom kastilischen König den Rittergürtel empfangen und dessen Schwester
geheiratet hatte und weil er es nicht wagte, den französischen König, seinen
Verwandten und Herrn, zu verletzen (o^cndcrc). Er vertraute sich daher den
Gebeten der Kirche an und antwortete dem König von Frankreich schließlich,
er wolle das geschuldete Aufgebot (scrozÜMfM bcHfMMi) nicht verweigern, aber
der Beilegung der bereits begonnenen Auseinandersetzung zwischen ihm
und dem König von Kastilien jede Sorgfalt zuwenden'G
Auffällig ist, daß die Aufforderung zur Heerfahrt hier durch eine feierliche
Gesandtschaft nach England erfolgt, nicht durch ein Schreiben an den Sene-
schall von Aquitanien. Formell war damit die Ebene der Ladung verlassen,
die Eduard ja in seinem Herzogtum selbst hätte zugestellt werden müssen,
und der Weg diplomatischer Verhandlungen eingeleitet; offensichtlich war
Philipp III. nicht daran interessiert, den englischen König bei seiner (vorher-
sehbaren) Weigerung, der Ladung zu folgen, ins Unrecht zu setzen (und da-
mit in die Arme seines kastilischen Gegners zu treiben).
Auffällig ist ferner der Sprachgebrauch des Chronisten: In der Formel pcr-
soMaüfcr CM?M scruzü'o dcHfo gibt scrozÜMMi dc&ÜMMi nicht qualifizierend den
Grund für die geforderte Teilnahme Eduards an (»Dienst«), sondern um-
schreibt quantifizierend das erwartete Gefolge (»Aufgebot«). In einem Ent-
schuldigungsschreiben des folgenden Jahres versprach Eduard I. lediglich, er
werde sobald wie möglich - wenngleich wegen des walisischen Krieges si-
cher nicht zum gesetzten Termin - persönlich kommen: »Nichtsdestoweniger,
Sire, teilen wir euch mit, daß wir zu euch in unserer eigenen Person kommen
werden und, wenn Gott will, solchen Dienst leisten werden, daß ihr uns Dank
dafür wissen müßt« (NcpMnpzaMf, süc, MMS OMS /csons a SMMOz'r kc HMS ocMdrons a
ras CM nosfrc propre persone cf PMS /rons, sc dz'cM pfesf, fcM serpz'ce ke PMS Mas dcarcz
saMozr gre)'T Die Formulierung fea seroz'ce ke PMS Mas dcarcz saMoz'r gre nimmt
zwar den Wortlaut der königlichen Ladung unverändert auf'3 sie läßt jedoch
offen, ob der Dienst als scrpz'ÜMMZ &&ÜM?M, d.h. als Erfüllung einer vasalliti-
schen Rechtspflicht, zugesagt wird oder freiwillig (etwa als Hilfe unter Ver-
wandten und Freunden)' 7 Ebenso offen war die Aufforderung Philipps III.
155 Flores historiarum (RS 95; ed. Luard), Bd. 3, S. 48: Pezzzpore zgz'fMr supradzefo zzzorfMo Hezzrz'co re-
ge Naparz'ae pro dozzzz'zzz'o regzzz ezzzscfezzz z'zzfer regezzz Frazzcz'ae ef regezzz Hzspazzzae dz'ssezzsz'o prz'f orfa.
Pro rege ergo Azzgfz'ae soPezzzpzzes zzMzzcz'os rex Prazzcz'ae desfz'zzapz'f zzzazzdazzs, zpzod persozzafz'fer czzzzz
serpz'cz'o zfefzz'fo properaref ef cozzira regezzz Pfyspazzz'ae tfz'zzzz'caref. Qzzz zzz'zzzz'rMzzz zzzz'raMz'fer furbafzafur,
eo zpzod a rege Hz'spazzzae Jzzeraf cz'zzcfzzs Faffeo zzzzlziarz ef sororezzz z'pszMs Afz'ezzorazzz daxeraf zrz axorezzz
ef qaz'a regezzz Praacz'ae, cozzsaagazzzeazzz szzzzzzz ef dozzzz'aazzz, o^ezzzfere zzozz aazfeFaf, se orafz'oazTas ec-
cfesz'ae cozzzzzzeadafzaf ef Jzzzafz'fer regz Prazzcz'ae respozzde&af se zzoPe serpz'fz'aza zfebz'fazrz dezzegare, sezf azf
sezfaadaza dz'scordz'aza z'zzfer z'psaza ef regezzz Hzspazzz'ae z'azzz z'aeepfaza se pePe ozzzzzezzz dz'fzgeafz'aza azPzz-
fzere.
156 Treaty rolls 1 (ed. Chaplais), Nr. 177 (zu 1277 Okt.); Rymer, Foedera^ (ed. Record Commissi-
on), Bd. 1.2, S. 607 (zu 1282); vgl. PRESTWICH 1988, S. 316.
157 Vgl. z.B. zu 1282 PRO London, SC 1 (Ancient Correspondance) 17, Nr. 161 (ohne Jahr);
Lettres de rois (CDHistFr; ed. Brequigny/Champollion-Figeac), Bd. 2, S. 9 (zu ca. 1302): zzozzs
potzs zaaazfoas qae POMS ... sozes ... pres ei apparz'Pes ezz cfzeuaas ef ezz arzzzes qae zzos pous saefzoas
gre.
158 Anders als ALFORD 1941, S. 45.