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Eickels, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt: die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 10: Stuttgart, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.34724#0319

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Gletchrangigkeit in der Unterordnung

315

die Ansprüche sichern, die sein Sohn Wilhelm auf sein gesamtes Erbe erheben
konntet
In welcher Form 1113 der Frieden geschlossen wurde, bleibt unklar; von
einer Leistung des Fopzzzyz'zuzi ist jedoch nicht die Rede. Suger von St-Denis
spricht nur von einer pacz's cop/bg&rah'o beider Könige; entsprechend schreibt
Ordericus Vitalis, Heinrich und Ludwig hätten »sich, indem beide Seiten den
Frieden beschworen, durch die Fessel der Liebe einander verbunden« (ex
zzhzzzjMd pzzrfc z'imzhz pace czzzzi magno mzdfonun gandzo amon's urnctdo comploxah
Heinrichs Ziel blieb es jedoch, die Ansprüche seines Sohnes auf die Nor-
mandie zu sichern. Er kam daher, als sich ihm 1120 die Gelegenheit bot, auf
seinen 1113 gescheiterten Vorschlag zurück und setzte die Anerkennung Wil-
helm Aethelings als Nachfolger in der Normandie durch. Entsprechend he-
ben die meisten Quellen hervor, daß der französische König das Izomagzam
Wilhelms für die Normandie annahm, nicht daß Wilhelm es leistete^.
Wilhelm von Malmesbury schreibt zwar, Wilhelm Aetheling habe dem
französischen König das Tzomagzam für die Normandie geleistet (Izomzmam zvyz
EnmcornTfz de Normaaaza ygcz'p), fügt jedoch hinzu z'am logz'fzazo & oo prooz'atz'aza
cogaz'faras^. Im späteren Latein der Feudistik bedeutet &ao^zcz'aza cogaoscem
per z^omzaaza »jemanden als Herrn des Lehens anerkennen«. Wörtlich jedoch
ist das Lehen das Objekt des Erkennens, d.h. Erwerbens, das »durch den
Herrn« geschieht, der damit an der Besitzübernahme beteiligt und in seiner
Stellung anerkannt wird.
Wilhelm Aetheling leistete Ludwig VI. also das fzoaiagzaza »als derjenige,
der von ihm (= Ludwig VI.) rechtmäßig die Provinz erwerben wird«. Der Ak-
zent liegt dabei auf der Aussicht Wilhelms, Herzog der Normandie zu wer-
den, nicht auf der Anerkennung Ludwigs, die ja 1120 nicht mehr strittig war
und auch nicht in die Zukunft hätte verlegt werden müssen. Entsprechend
schreibt Wilhelm von Malmesbury an anderer Stelle, Ludwig habe auf Betrei-
ben Fulkos von Anjou, Theobalds von Blois und dessen Gemahlin Adela Wil-

87 Bereits im März 1116, als Wilhelm zwölf oder dreizehn Jahre alt war und damit kurz vor
seiner Mündigkeit stand, hatte Heinrich I. auf dem Hoftag von Salisbury die Anerkennung
seines Sohnes als Nachfolger in England durchgesetzt; vgl. BERG 1987, S. 268, Anm. 182.
88 Sugerus Sancti Dionysii, Vita Ludovici VI Grossi (CHF 11; ed. Waquet), S. 170; Ordericus
Vitalis, Historia ecclesiastica (OMT; ed. Chibnall), Bd. 6, S. 180 (XI.45); vgl. HOLLISTER 1976,
S. 225 f.; LEMARIGNIER 1945, S. 91, Anm. 62.
89 Simeon Dunelmensis, Historia regum (RS 75.2; ed. Arnold), S. 258: Quo ex consensa concordiae
peracfo iassa regis Henrid p'ÜMS e;'as ^ado reg; Fraacoraw ficwibuo Normanm'ae sah ;7/o sasdpF
praicipaZaTM. Johannes Wigorniensis, Chronicon ex chronicis (OMT; ed. Darlington/McGurk),
Bd. 3, S. 144: Post fiec rex Heiwricas consiü'o ophmaZaa; saoraia^edf pacem cara rege Fraacoraar, ;'n
tyaa pace accepit WideZwas p'Fas ei'as Norraaaaz'am a predido rege Fraacoram feaeadaaa; vgl.
LEMARIGNIER 1945, S. 91 f., Anm. 65.
90 Guilelmus Malmesburiensis, Gesta regum Anglorum (OMT; ed. Mynors et al.), Bd. 1, S. 734
(V.405.4).
 
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