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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0058

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Sigismund (1410-1414)

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Fritz Rieger ist das Verdienst zuzuschreiben, die Herkunft der verschiedenen Be-
stimmungen im Wesentlichen richtig erkannt und herausgearbeitet zu haben Ob-
gleich es sich um allgemeine, in die Zukunft gerichtete Vorgaben handelt, konnte Rie-
ger zeigen, dass der erste Abschnitt auf im Vorfeld von Ruprechts Einzug im Jahr 1400
entstandene Aufzeichnungen und die Angaben über den Wahlakt selbst auf die Er-
hebung Sigismunds zurückgehen. Im Zusammenhang mit der Zuweisung der Opfer-
gelder übersah er jedoch, dass hierfür explizit auf die Wahl Wenzels von 1376 verwiesen
wurde: ef zht/mf ohseruafMm tempore CaroE IV zmperafons m elechone et exalfaczone/zlä sm
Wenceslaz m regem Romanorom, Mt magzsfer NzcolaMS CMsfos, pm se J?ec recolere et uäüsse asse-
radV^ Da weder 1400 noch bei den drei Wahlen der Jahre 1410/11 der Gewählte persön-
lich anwesend war, griff man auf die Erinnerung des CMsfos der Bartholomäuskirche,
Nikolaus Gerstung, zurück, um den Verteilungsschlüssel ein für alle Mal eindeutig
festzulegen.''"'
Der entsprechende Abschnitt datiert vom 1. August 1411, die Niederschrift ge-
schah also weniger als zwei Wochen nach der zweiten Wahl Sigismunds. Die Beantwor-
tung der Frage, ob der Ordo vor dieser, nach dieser oder im Vorfeld der beiden voraus-
gehenden Wahlen des Jahres 1410 entstand, hängt im Wesentlichen davon ab, wie man
das Verhältnis von Norm und Praxis deutet. Rieger entschied sich für eine Entstehung
vor der ersten Wahl,'"'' doch dürfte ein Zusammenhang mit deren Wiederholung im
Juli 1411 wahrscheinlicher sein: Die Feier der Heilig-Geist- und Marienmesse an zwei
getrennten Tagen,'"'" die Eidesleistung sowie das Niederknien der Kurfürsten bei der
Antiphon Venz sancfe spnfus stimmen exakt überein, so dass nur noch zu diskutieren

1714 Vgl. RiEGER, Altarsetzung, S. 21-25. Bojcov, Warum pflegten deutsche Könige auf Altären zu
sitzen?, S. 249 mit Anm. 12 erwähnt nur den älteren Modus von wohl 1349, ohne sich mit den
Ansichten Riegers über die Zuschreibung der späteren Quellen auseinander zu setzen.
1715 Froning (Hg.), Empfang und Wahl des Königs, S. 14. RiEGER, Altarsetzung, S. 25 formuliert ange-
sichts dieser Quellenstelle missverständlich: »Nun ist De oblacionibus I näher am 1. August da-
tiert, also wenige Tage nach Sigismunds zweiter Wahl und des Burggrafen Johann stellvertre-
tender exaltatio vom 21. Juli 1411: nach diesen Grundsätzen soll jetzt und künftig die Verteilung
der oblationes vorgenommen werden.« Auf S. 29 verweist Rieger dann auf die oben zitierte
Stelle, ohne jedoch diesem Befund weiter nachzugehen. Problematisch ist auch, wenn auf S. 23
gegen einen Bezug auf die Wahl Wenzels angeführt wird, dieser sei >in sacristia< und nicht im
Chor der Bartholomäuskirche gewählt worden, macht der Ordo über den eigentlichen Wahlort
doch keine eindeutige Angabe. Riegers zweites Argument bleibt davon aber unbeeinträchtigt
(siehe S. 22, wo »1576« zu »1376« zu korrigieren ist).
1716 Vgl. die einleitenden Ausführungen hierzu, Froning (Hg.), Empfang und Wahl des Königs, S. 13:
De /n'z's sopz'Ms/ümf, Jure rW coMSMofMdmo dz/fmÜHr, tpzo azzfom ran'ssz'mo, zzFz /zzs H consMofMdo doszzzzf,
otpzzfafo H racz'ozzopozzdorazzfzzr. zzzzdo docfz'ozzos RomazzorMm rogzzm & rarz's oxz'sfMzd, Deo & oHacz'ozzz'Fzzs
z'zz frz'Fzzs mz'ssz's prorzozzz'ozzü'Fzzs dzüz'dozzdz's. De mz'ssa zu oxadacz'ozzo regz's z'Fz'dom oMafa, tpzod ad ozmaüzm
ecciesz'e perüheaf, azdz'tpzz'fMS esf dz/fzzzzlzzm. De prima azzfom de sazzcfo spz'rdM ef socMzzda Feafe Vz'rgz'zzz's
missarHm oHacz'ozzz'Fzzs propfor zzorzas ecdesz'e super^en/entes personas ef mMfaczözzos tpzasz cozzfz'zzzzas dz-
m'sz'ozzz's /zM/Msmodz oHacioMMm perz'd memoria, ne zgzYzzr propferea error pei discordia aiz'tpzafozzMS z'zz/zzfzz-
zmm ozdazzfMZ* in ecciesia, sfafzzzY docazzzzs ei capzYzzhzm ecciesie predicie in perpeiHHm oFsorrzazzdzzm, z^zzod
oHacz'ozzosdMazmm missarum in azzrorzeiargozzfo mozzeiaiisprorzozzz'ozzfos dzüz'dazzfzzr isio modo:....
1717 RiEGER, Altarsetzung, S. 25: »In Nota situm wird die Anwesenheit oder Abwesenheit des Ge-
wählten noch offen gelassen, von einer Stellvertretung, wie sie 1411 erfolgte, ist auch keine An-
deutung da. Man wird daher besser thun, wenn man diese Aufzeichnung zu der ersten Wahl,
der von 1410, ansetzt.« Dem ersten Teil der Aussage ist zuzustimmen, die daraus gezogene
Schlussfolgerung ist jedoch nicht zwingend.
1718 Auch bei der Wahl Wenzels ist von mehreren Messen die Rede, doch wurden diese offenbar
unmittelbar hintereinander gefeiert (siehe oben, Kapitel 5.10.2).
 
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