Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0228

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Königslager

663

städte und vielleicht auch darüber hinaus entfalten. Trotz einer Legimitationssteige-
rung und der Stärkung des eigenen Anspruchs in schwierigen Situationen war sie -
ähnlich wie die Krönung - jedoch keineswegs ein Allheilmittel: Wenn politischer Wille
und Macht groß genug waren, konnte wie 1346 die Krönung auch ohne sie vollzogen
werden. 1400/01 verwehrte die traditionelle Krönungsstadt dem Gewählten und auf
den Altar Erhoben den Einlass, und auch bei der Doppelwahl 1314 verhinderte das Ri-
tual nicht den jahrelangen Kampf um die Herrschaft im Reich.

6.4 Königslager

Die Ursprünge des Königslagers liegen ähnlich wie die der Altarsetzung weitgehend
im Dunkeln. Belagerungen Aachens kamen zwischen 1198 und 1248 mehrfach vor,^ so
dass die Forschung ihren Blick zunächst auf die Krönungsstadt richtete und hier nach
dem Aufkommen dieses eher als Rechtsinstitut denn als Ritual zu bezeichnenden Er-
eignisses suchte. Es kann hier nicht darum gehen, alle Belegstellen noch einmal in ex-
tenso zu präsentieren und zu diskutieren. Bereits 1887 widmete Karl Schellhass dem
Königslager eine umfangreiche Studie,^ die in den folgenden Jahrzehnten durch kür-
zere Arbeiten von Fritz Kern, Ludwig Klaiber und Hans Weirich ergänzt wurde, ^ wor-
auf Ernst Schubert später einen weiteren Beleg beibrachte und eine Neubewertung der
bekannten Quellen versuchte.^' Im Anschluss an Weirich und Schubert soll im Folgen-

33 Vgl. ScHELLHAss, Königslager, S. 6 mit Anm. 1.
34 ScHELLHAss, Königslager, mit einer kurzen Inhaltsangabe und Auseinandersetzung mit dem
Werk »De obsidione binarum S. R. Imperii liberarum civitatum Francofurti ac Aquisgrani, in
dissidiosa duorum imperatorum electione ab altero eorum olim ex observantia quadam impe-
riali instituta« von Christian Hecht aus dem Jahr 1724 als Nachtrag auf S. 192-194.
35 KERN, Karls IV. »Kaiserlager« vor Rom; KLAiBER, Neues zum »Königslager«; WEiRicH, Königs-
lager. Auf der Basis dieser Werke entstand die Zusammenfassung von ZiELiNSKi, Königslager,
die jedoch nicht frei von Ungenauigkeiten und Fehlern ist: Während die Angabe, das Lager
habe vor Aachen und »seltener« vor Frankfurt stattgefunden (Sp. 1043), zumindest noch durch
die Annahmen von Schellhass erklärt werden kann, ist bei der Paraphrase von Weirich (S. 215:
»Dürften wir diesen Berichten Glauben schenken, so ließe sich der Brauch des Königslagers
durch etwa 2 Jahrhunderte hindurch - von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts
- fast lückenlos verfolgen.«) der Zeitraum fälschlich um ein Jahrhundert verlängert worden
(Sp. 1044: »von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 15 Jh.«). HoKE, Österreichische und Deutsche
Rechtsgeschichte, S. 45 sieht das Königslager zwar »zwischen Wahl und Krönung« eingeschal-
tet, als Ort zieht er jedoch nur Aachen in Betracht.
36 SCHUBERT, Königswahl und Königtum, S. 306-316, dessen Deutung jedoch nicht immer gefolgt
werden kann, da seine Interpretation immer noch von einer Übertragung von Aachen nach
Frankfurt ausgeht und nicht genug zwischen den kursierenden Vorstellungen und der tatsäch-
lichen Umsetzung scheidet. Die von Schubert neu hinzugezogene Quelle berichtet zwar im Zu-
sammenhang mit dem Herrscherwechsel von 1298 von einem Königslager von sechs Wochen
und, notabene, zwei Tagen, jedoch nicht von dessen faktischer Durchführung (WAiTz, Reise
nach England und Frankreich, S. 42: dzzcezz: AMerüzz?: ad cazzzpHZ?: ... azzfe FranclrüM^z'az?: dHxerHHf,
uM ozzzzzes reges RozzMuorHzz: zu dz'scordz'a eieefz per sex sepfz'zzzazzas ef dzzos dz'es sMre deFezzf). Die Vor-
gänge werden außerdem gerade nach und nicht wie Schubert, S. 308 angibt vor der Schlacht von
Göllheim eingereiht. Da die Abfassung nach der Kaiserkrönung Karls IV. erfolgt sein dürfte.
 
Annotationen