Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 6.1909/​1910

DOI issue:
Nr. 21
DOI article:
Täuber, Ernst: Vergleichende Prüfung verschiedener Pigmentfarben auf ihre Brauchbarkeit in der Malerei, insbesondere in der Kunstmalerei, [4]
DOI article:
Nochmals Rubens und Tschudi
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.36592#0087

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 2t.

Münchner kunsttechnische Blätter.

S3

Für die Zwecke der Dekorationsmaierei be-
sitzen die Lacke aus Heiioechtbiau der Farben-
fabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. eine aus-
reichende Lichtechtheit.
Von den grünen Farben sind Kupfer-
farben wegen ihrer Unverträgiichkeit mit
Kadmiumgeib von der Palette des Künst-
lers auszuschHessen, das Cörule'ingrünist durch
Mischungen aus Indanthrengelb G und Indanthren-
blau G zu ersetzen.
Ich schliesse damit für heute meine Mittei-
lungen, indem ich nochmals ausdrücklich darauf
hinweise, dass meine bisherigen Untersuchungen
keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit erheben
und dass sie sich auch nur auf die Lichtechtheit
beziehen. Da die Resultate von Zufälligkeiten
beeinflusst sein können, trotzdem alle Versuche
mit möglichster Sorgfalt durchgeführt wurden, so
ist es wünschenswert, dass auch von anderer
Seite ähnliche Versuche angestellt und bekannt
gegeben werden.
Charlottenburg, Hochschule f. d. bild. Künste,
im Februar 19IO.
(Abdruck aus „Farbenzeitung" Nr. 30 u. 31 des
laufenden Jahrganges.)
Nochmals Rubens und Tschudi.
Die in unserer Nr. 19 erwähnten Einsendungen an
die ,,M. N. N." haben folgenden Wortlaut:
t. Brief von Herrn Geheimrat Hugo v. Tschudi:
Sehr geehrter Herr Redakteur!
Ich bedaure, dass ich trotz meines Versprechens
genötigt bin, Ihr Blatt nochmals in der Angelegenheit
des Rubensbildes in Anspruch zu nehmen. Denn nach
dem immerhin bescheidenen Zeitungsgeplänkel des
Herrn Linde kommt nunmehr ein zweiter, in seinen
Taten mir gleich unbekannter Maler, ein Herr Paul
Kaemmerer, und fährt das schwere Geschütz einer
Broschüre von 46 Seiten gegen mich auf. Auch er ist
der Meinung, dass das Breitbild des Meleager und der
Atalante ein eigenhändiges Werk des Meisters sei.
Aber was er zu deren Begründung anführt, diese ganze
Wichtigtuerei mit einem 1. historischen, 2. philologi-
schen, 3. ästhetischen, 4. psychologischen und 5. tech-
nischen Beweis ist leerer Kram, solange nicht dargetan
wird, dass die Malerei auf den umgeschlagenen Seiten-
teilen eine derartige künstlerische Qualität auiweist,
um eine Betätigung von Rubens wenigstens möglich
erscheinen zu lassen. Man sollte meinen, dass gerade
für einen Künstler dies der Ausgangspunkt der ganzen
Frage sein müsste, und eben hierüber schweigt sich,
wie Herr Linde, so auch Herr Kaemmerer aus. Man
hat den Eindruck, dass er sich das Bild in seinem
früheren Zustand daraufhin nie angesehen hatte. Die
bona üdes, die Herr Linde haben mochte, kann aber
dem Herrn Kaemmerer nicht mehr zugestanden werden.
Denn er druckt meine Erklärung, dass die Seitenteile
eine geringwertige, des Rubens durchaus unwürdige
Malerei aufweisen, sogar zweimal ab. Nun mag er ja
meinem Urteil, als dem eines Kunsthistorikers, wie er
ihn sich vorstellt, misstrauen, aber er hätte allen Grund
gehabt, dem Urteil der hervorragenden Künstler, die
als Mitglieder der Restaurierungskommission die Frage
prüften, Vertrauen entgegenzubringen.
Wie mit dem Meleager, so verhält es sich mit
dem zweiten Rubensbild, den beiden Satyrn. Auch hier

handelt es sich um spätere Anstückelungen und eine
armselige Malerei. Es ist überaus lehrreich und unter-
haltend, zu sehen, wie der Verfasser, der die Schön-
heit der straffen Rubensschen Komposition nicht er-
kennt, vor der Verballhornung des Bildes durch die
pietätlose Hand eines Stümpers in Verzückung gerät.
Wenn ich hier auf diesen neuesten Angriff ant-
worte, so geschieht es nicht, weil Herr Kaemmerer
es fordert oder weil das Gewicht seiner sog. Beweise
das nötig machte, sondern um zu verhüten, dass das
Publikum durch eine leichtfertige, aber mit Emphase
vorgetragene Anschuldigung, zu deren richtigen Ein-
schätzung ihm die Mittel fehlen, beunruhigt werde.
In vorzüglicher Hochachtung
v. Tschudi.
2. Erwiderung von Herrn Paul Kaemmerer:
Sehr geehrte Redaktion!
Zu den Ausführungen des Herrn Geheimrats
v. Tschudi in Nr. 226 Ihres geschätzten Blattes bitte
ich Sie, mir folgende Gegenäusserung zu gestatten:
Es handelt sich um eine Sache. Für meine Anschau-
ung in dieser Sache habe ich neben manchem anderen
fünf sachliche Beweise erbracht. Herr v. Tschudi
glaubt meinen persönlichen Wert als Künstler in Frage
stellen zu müssen, weil er meine Taten nicht kennt.
Das hat mit der Sache absolut nichts zu tun. Mein
persönlicher Wert würde durch starke sachliche Gegen-
beweise viel empfindlicher geschädigt werden, weil
dadurch bewiesen wäre, dass ich unrecht hätte. Herr
v. Tschudi nennt meine Beweise Wichtigtuerei und
leeren Kram. Damit ist viel Verletzendes gesagt, aber
nichts bewiesen. Meiner Arbeit liegen die Angaben
des „für die Rubens-Forschung grundlegenden Werkes:
Max Rooses, l'ceuvre de P. P. Rubens" (Klassiker der
Kunst, Bd. V, p. 464) zugrunde. Es widerspricht dem
wissenschaftlichen Brauch, über eine sachliche Arbeit
verletzende Bemerkungen zu machen, ohne deren In-
halt sachlich widerlegt zu haben. Herr v. Tschudi
wirft mir Mangel an bona Ades vor, weil ich auf den
künstlerischen Wert der Anstückelungen nicht ein-
gegangen wäre. Dieser Vorwurf enthält eine Unwahr-
heit. Mein ästhetischer Beweis ist zu diesem Zweck
geschrieben und in meinem technischen Beweis weise
ich nach, dass der Himmel mit den Furien durchaus
von der Hand des Rubens sein müsste. Ich erinnere
Herrn v. Tschudi nochmals daran, dass Rooses sagt:
„Die Figuren sind von Rubens, die Hunde von Paul
de Vos, die Landschaft von Wildens." Das heisst,
dass auch er die Furien von der Hand des Rubens
hält. Die andern Maler sind bekannte Mitarbeiter des
Rubens. In dem „Cicerone in der Alten Pinakothek"
sagt Muther: „. . . und eine weite arkadische Land-
schaft bildet den Hintergrund des Gemäldes, das durch
die Feinheit des grauen Tons noch besonderen Reiz
erhält." (p. t86.) Nur der Himmel mit den Furien
zeigt dieses Grau; wenig davon beñndet sich auf dem
Mittelbild, die Hauptsache ist leider umgebogen. Das
wunderbare Grau dieses prächtig gemalten Furien-
himmels war für mich als Künstler der Ausgangspunkt
für diese Kontroverse. Rubens hat hier sehr genial
„drei" Eumeniden dargestellt. Es ist sehr bedenklich,
dass Herr v. Tschudi nur „zwei" bemerkt hat. Daraus
folgt, dass er diesen wichtigen Teil des Bildes nicht
genau angesehen und ihn trotzdem umgebogen hat.
Ueber die beiden Satyrn sagt Rooses: „Das Bild
ist durchaus von der Hand des Rubens." Die künst-
lerisch-technische Untersuchung ergab für mich das-
selbe Resultat. Es ist befremdend, dass an diesem
Bild sogar von der Holztafel abgesägt wurde, weil da-
durch die Korrektur eines eventuellen Irrtums unmög-
lich gemacht wurde, ln meiner Broschüre zeige ich,
warum weder einer einzelnen Persönlichkeit, noch einer
 
Annotationen