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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 7
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Schäfer, Wilhelm: März-Ausstellungen in Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0045

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Onser Kunstfreund gebt kopfscbüttelnd in den
Zweiten 8aal. Da stebn in Palmen ein paar
gute 8ronzen. H^ber als er zusiebt, sind sie von
van der 8tappen. Dr glaubt sicb verirrt nnd
gebt nur zögernd in den dritten 8aal. Da können
Dadierungen von blikutowski. Ond wenn der
Kunstfreund sicb vorber vorgenommsn batte,
diesen tarnen zu bebalten, so ist er ibrn ^etzt
unvergesslich, so meisterbaft sind einige von
diesen 8lättern. Oleicb daneben findet er eine
entzückende Drüblingslandsebaft des längst ver-
storbenen Muntbe, gegenüber ein Zweites und
ganz am Dnde ein drittes sekr gutes 8ild des
selben Meisters. Dicbt daneben eine Kornpo-
sition von 8traub, nocb ganz irn Oeist und in
der strengen Zucbt des Lornelius. Dann nocb ein
kleines Meerbild von Andreas H.cbenbacb. Oer
Kunstfreund siebt rnit 8taunen, dass der Kiese
nocb irn 86. Debens^abr seiner 8and vollauf
rnäcbtig ist, und gebt versöbnt von dannen, H.uf
der l'reppe aber scbon ist ibrn sebr wunderlicb
gerniscbt zu Mut, und als er sicb unten urnsiebt
nacb dern roten Zettel: „XIII. Sabres-Ausstellung
der Düsseldorfer Künstlerscbaft", da rnöckte er
eigentlicb wieder zurückgeben; denn was er
eben geseben Kat, war wie der 8alon eines
Kunstbändlers, wo Kunstwerke und Verkaufs-
ware sicb friedlicb die Ooldrabmen-Dllbogen
scbeuern.
Din l'oter, zwei grosse H.1te, ein Dremder,
einige junge und viele gute, mittelmässige und
scblecbte Dieblingsmaler des gutberzigen publi-
kurns: wenn das die „Düsseldorfer Künstler-
scbaft" wäre: dann bätten sie recbt da draussen
irn Keicb, die sicb an der langen Vorberrscbalt
Düsseldorfs blutig räcbtsn. Dann wäre es den
Düsseldorfern wirklicb gegangen wie den Preussen
nacb dern siebenMbrigsn Krieg, wo sie sicb so
lange an dern alten Kubrn berauscbten, bis sie
bei jena Krügel bekamen. „Web dir, dass du
ein Dnkel bist!" Mit diesen Oedanken labrt der
Kunstfreund von dannen. Ond wer will ibn
tadeln? Man mag es bedauern, dass einer nacb
dem andern aus dieser Ausstellung Düsseldorfer
Künstler abgesprungsn ist. Ds ist nun einmal
gescbeben. Und ob abwecbselnd einige Künstler,
die anderswo sicb scblecbt bebandelt glauben,
von neuem einspringen, es änderts nicbts daran,
dass die läge dieser Fabres-Ausstellung gezäblt
sind. Ond es klingt fast wie Oalgenbumor, dass
sie sicb diesmal die XIII. Fabres-Ausstellung
der Düsseldorfer Künstlerscbaft nennt.
-i- -i-
Käme der Kunstfreund beute, und boifentlicb
kommen ibrer recbt viele, so würde ibrn scbon
am 8aknbof ein künstleriscbes Plakat in
ebrlicben Worten sagen, dass die „Dreie Ver-
einigung Düsseldorfer Künstler" im Kunstge-
werbe-Museum ibre X. Fabres-Ausstellung bat.
Ibrs Mitgliederzabl ist nicbt mebr sonderlicb
gross, seitdem der „Dukas-Klub" und die

„Künstlervereinigung von 1899" sicb ab-
gelöst baben. l_lnd es gab bier in Düsseldorf
Deuts, die dieser Ausstellung sebr mifstrauiscb
entgegen saben. blun aber ist sie eröffnet. Ob
nun der Austritt der andern den Kest veranlasst
bat, ^etzt gerade zu zeigen, was man allein kann:
jedenfalls darf beute ein Kunstfreund kommen,
wober er will, wenn man ibrn sagt: obne die
grossen Hüten, obne die beiden Künstlervereini-
gungen (Dukas und 99 er), die einen grossen l'eil
der stärksten unter den jüngeren umfassen, bat
der Kest der Düsseldorfer Künstlerscbaft diese
Ausstellung zusammengebracbt — der Kunst-
freund wird den 8ut abnebmen müssen und sagen:
Kespekt vor der Düsseldorfer Kunst. 8ie ist docb
etwas anderes, als was sicb so auf den landläufigen
H.usste11ungen zeigt. 8is ist nicbt mebr das Drbe
einer Vergangenbeit, sie ist eigen gewacbsen und
neu erworben. Das bliveau der H.usstellung ist
gut und Dinzelbeiten sind aulserordentlicb. Ls
bat eine rein künstleriscbe jurz^ gewaltet; und
darum stört es nicbt, dass Meisterwerke neben
talentvollen Arbeiten des jüngsten blacbwucbses
bängen. Darin liegt überbaupt die Bedeutung
der „Dreien Vereinigung" für die Düsseldorfer
Kunst, blebmen wir zum Vergleicb den 8t.
Dukas-Klub. Dr gilt in Düsseldorf als die vor-
nebmsts Künstlervereinigung; und niemand wird
seine Vorzüge leugnen. Wo er draussen mit
seinen Ausstellungen Austritt, wird er die Düssel-
dorfer Kunst würdig repräsentieren. H.ber wo
bleibt der blacbwucbs? jetzt sind seine Mit-
glieder nocb Mng und in der vordersten Keibe
der modernen Entwicklung. H.ber was wird bei
dieser Exklusivität nacb 20 jabren sein? Ds sei
denn, dass immer wieder die altgewordenen
gingen und ibren Platz jungen Kräften liessen.
Dass Künstler von so absolutem Wert, wie
z. 8. Oregor von 8ocbmann und 8ugo
Müblig, sicb willig mit den jüngsten in eine
Keibe stellen, ist das Wertvollste, was für die
Entwicklung der Düsseldorfer Kunst gstkan
werden kann. I_lnd dass z. 8. MNge Deute, wie
der überaus begabte W. Dritzel, abspringen
und der verlorenen 8acbe in der Kunstballe H.n-
ziebungskraft verleiben, zeigt nicbt, dass diese
Dinsicbt allgemein verbreitet ist. Dine immer
grössere Mitgliederzabl der „Dreien Vereinigung"
mit einer immer scbärleren jur^: das sollte für
alle die Kicbtscknur sein, denen die Oesamtver-
tretung der Düsseldorfer Kunst am 8erzen liegt.
blun zu den 8ildern selbst: Oregor von
8ocbmann und Hugo Müblig. Unsere Zeit
bat sicb von der dekorativen 8trömung mebr
oder weniger fortreilsen lassen, aucb ein 8ild
nacb seinem dekorativen Wert zu fragen. Ds
gab sogar einige Heisssporne, die einem 8ild
^eglicben Wert abspracben, das nicbt dekorativ
wirkte. Ds babe seinen Zweck als Wandscbmuck
verfeblt. Das ist im Orunde nicbts als ein demo-
kratiscbes Oelüst, aucb die Kunst dem täglicben

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