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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 12
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Schürmann, Johannes: Rheinische Dichter, (4): Wilhelm Jordan und sein Demiurgos
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0286

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dass er seiner 2eit den Spiegel kalten wolle.
Oie ^stketiker kaben ausserdem eine ^.n^akl
von Situationen und Ausdrücken aufmut^en 2U
müssen geglaubt, die das 2artgsfükl ikrer Seelen
verletzten, jsordan kann in der l'kat reckt derb
sein, aker unsere 2eit dürfte in dieser Olinsickt
Kaurn nock einen Vorwurf gegen ikn erkeben, und
ausserdem Kaken Jordans Oewagtkeiten etwas
geradezu Orc^uickendes: rnan kann ordentlick das
Oekagen nackempknden, rnit welckern er den
Okilistern vor 50 ^akren einen derken Streick auf
ikre ^imperkcken Okren versetzt.
ändere Vorwürfe, die gegen den Oemiurgos
erkoken werden, sind geradezu Oukmestitel für
das Werk und den Oickter, soweit sie überkaupt
ernstkaft genommen werden dürfen. lVlan will
^.knkckkeiten rnit dern Oaust entdecken und
sprickt dann sogleick von „Oaust-klackakmung".
Wenn der Oaust nur irnrner ebenso ekrlick und
— ebenso originell nackgeakmt worden wäre!
Oewffs: auck irn Oemiurgos bandelt es sick urn
eine Wette zwiscken Oott und l'eufel, nur dass
Oott und l'eufel kier gan^ was anderes sind und
die Wette ganz was anderes betrifft; auck irn
Oemiurgos lässt ein Oleinrick nack kurzer Oiebe
ein Weib irn Stick, aber äusser dern klarnen kaben
der Or. Oaust und der Oraf Heinrick wenig rnit
einander vernein, und wer gar xwiscken Olelenen
und Helena nack einer Verwandtsckaff sucken
wollte, der ginge gründlick in der Irre.
Wo Jordan sick an Ooetke und an andere an-
leknt, da sorgt er selbst dafür, dass kein Zweifel
bleiben kann. Ooetkes Weise 2U meiden, das er-
klärt er ausdrücklick für läckerlicke Oigensuckt.
^.ber niemals Kat der Oickter des Oemiurgos sick
mit fremden Oedern gesckmückt, er kat's wakr-
lick nickt nötig, sein eigenes Oekeder ist dickt
und sckön genug. ^.ber selbst wenn man ?ugeben
wollte, dass Jordan seine künstleriscken lVlittel
den grössten Kleistern abgelausckt kabe (Oernen
ist nock nickt Oorgen), so ist damit nock lange
nickt gesagt, dass sein wirklicker und eigentlicker
Oeicktum entliekenes Out wäre. Jordans wakrer
Oeicktum, wie er in allen seinen Werken und
namentlick im Oemiurgos den Oeutscken dar-
geboten wird, ist die Oülle seines Oeistes und
seines Oemütes. Or ist im Orunde seines Wesens
kein Oickter im lz^riscken Zinne, der Stimmungen
um der Stimmungen willen malt oder seine werte
Subjektivität in Oefüklsergüssen spiegelt. Wenn
ikm einmal ein l^riscker ff'on gelingt, so sckeint
ikm das gerade genug ?ur käuslicken ^ndackt.
Was er dem grossen Oublikum bietet, das sind
Oedanken, oder ricktiger: Orkenntnis. ^lle speku-
lative Okilosopkie ist ikm freilick ein Oreuel. Oenn
sie xiekt von der wakren Weiskeit ab, die nur die
Wissensckaff und das Oeben lekrt. Ornste Oor-
sckung des Orkennbaren, gläubige Eingebung an
die Stimme des Herzens, und ein klarer Olick für
das Oeben selbst: das ist Jordans Weiskeit.
Oaraus leitet er all seine Otkik und Oogmatik

Ker. Ond gerade darum möckte ick, dass Wilkelm
Jordan in seinem Oeruf als Or^ieker erkannt
würde, dass man die klibelunge in jedem Hause
und in jeder Sckule lese, und dass der Oemiurgos
das Orevier der jungen Oeute würde. Oas sind
Oücker, weick und ^art okne jemals weickkck
oder sentimental 2U werden. 2uckt im Oüklen,
Oenken und Handeln, das ist ikm das ^.ffer-
köckste. Or Kat einmal selbst gesagt, der Onter-
sckied ^wiscken ikm und Oarwin besteke kaupt-
säcklick darin, dass diesem der ^ucktgedanke
die Ordnung des Wissens, ikm die Ordnung
der Weiskeit sei. Oas ist insofern wakr, als
sick bei Jordan freilick jede Orkenntnis in prak-
tisckes Handeln um^uset^en pkegt. ^.ber das
Wissen ist sckliefslick dock auck bei ikm das


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