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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 12
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Bernoully, Ludwig: Die Frankfurter Baukunst der letzten 15 Jahre
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0304

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ist keine 8eltenbeit, 6afs 6er Barrie 6es eigent-
licben Architekten schon auf Hern Wege 2ur
Baupolizei verloren gebt. Oats ein solches Qe-
baren 6er künstlerischen Bntwicklung 6er Beu-
bauten starken Binbalt tbut, ist klar. Wie schon
erwähnt, leistet ein guter l'eil unserer Bau-
unternebmung technisch so Bervorragen6es, 6a5s
sie wirklich nicht nötig hätte, sich auf 6iese
^.rt rnit 5rern6en Re6ern ?u sckrnücken.
2ulet2t ver6iensn noch ein paar Qescbäkts-
käuser 6er Ooetkestrafse, wie 6as Baus Buerose
(Architekt Befsler) un6 6as Baus Ltollwerk
(Architekt Baenle), sowie 6er in 6erselden Ltrafse
stehen6e Bmbau 2um Bringen von ^rka6ien,
edenfalls von Baenle entworfen, 6er deson6eren
Brwäbnung. Diese letztgenannte äufserst reiz-
volle Arbeit ist 6as Resultat eines Rampfes
Zwischen 6en praktischen 8e6ürfnissen 6es Bau-
herrn, 6en strengen Baupoli^eigeset^en un6 6ern
feinen ästhetischen Befühl 6es Architekten. Die
Orun6risse 6er Qescbäftsbäuser sin6 meisten-
teils vorzüglich, eigentlich rafhniert ^u nennen.

Bntset^en rnüfste unsere auf ihre l'oilette so
eitelen frankfurter befallen, wenn sie einrnal in
ebenso verpfuschten R1ei6ern gehen sollten, als
sie jahraus, jahrein in verpfuschten Bäusern
wohnen. Batürlicb sin6 aber auch Mietshäuser
von künstlerischer 8e6eutung gebaut wor6en
un6 ich füge ein eklatantes Beispiel in seiner
^bbi16ung bei. Bs ist 6as in rotern Reisten-
häuser 3an6stein ausgeführte Wohnhaus Re16-
bergstrafse 21 von Architekt 8ckrni6t. ^ucb irn
Westen6 6er 3ta6t Kn6et inan ab un6 2u ein
wirklich schönes Mietshaus.
Der Villenbau ist hier 6urch eine Reihe sehr
gelegener Arbeiten vertreten. Durch 6en sehr
bäubg 2U knapp bemessenen Raurn entsteht
rneistens ein etwas 2u spiefsbürgerlicker Qrun6-
rits. Wenn 6er Villenbau sich auch in 6ern
neuen Rorstbausstaötteil gesun6 entwickeln soll,
rnufs 6ie Baupolizei nicht xu streng arn Buch-
staben 6es Qeset^es halten. Der Brnstan6, 6afs
6ern Rrivatrnann, 6er sich in 6ieser Qegen6 ein
gemütliches Beim errichten will, infolge aller

Von 6en vielen guten Orun6rifsanlagen
will ich nur 6as Baus Boff (Architekt
Ritter) un6 6ie ^lemania (Architekt
Baenle) erwähnen.
Bn6 nun 2um Mietshaus. Den um
6as ^abr 1880 entstanüenen grolsen
Massen auffallenü interessanter Qebäu6e
von Wallot, Baenle, 8chmi6t u. a. haben
sich in 6en letzten fahren nur verbält-
nismäfsig weniggleichbe6euten6eWerke
angeschlossen. Bine fürchterlich ein-
förmige Qleichmäfsigkeit un6 Charakter-
losigkeit macht sich )et?t bei 6em Miets-
haus breit. Dabei ist bäuhg im ^.ulse-
ren ebenso üppig mit 6en Bausteinen
als im Inneren mit 6em Oips umge-
sprungen. Beim Betrachten 6ieser un-
enülich vielen langweiligen Mietskaser-
nen habe ich eine neue ^rt 6es In6ivi-
6ualismus ent6eckt. Bs giebt nämlich
Architekten, 6ie können verschieüene
Bäuser in verschie6enem 8tile bear-
beiten un6 6ocb siebt ein Baus aus,
wie 6as an6ere. Die Qrun6risse 6er
Mietshäuser lassen sich in ein paar
8cbemas bringen, 6ie immer wie6er-
kebren un6 6ank unserer Baugeset^e
klar un6 licbt sin6. — Die innere Aus-
stattung, selbst 6ie 6er teuersten Woh-
nungen, ist sehr häuüg unsagbar ge-
schmacklos. Riobige Oipsgesimse, ab-
ge6roscbene Wan6malereien, viel 2U
stark ins ^.uge fallen6e Tapeten,
schlechte Bolritäfelungen o6er Din-
krustasockel machen 6en Raum un-
wobnlich. ^ber 6ie Mieter wollen es
so, 6enn ein solcher Raum siebt schon
so schön reich aus, selbst wenn noch
gar kein Möbel 6arin steht. Welches


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v. NOVLN
 
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