gegeben, so ist die nächstfolgende wicktige^ulgabe
die Brzielung einer deutlichen Aussprache.
Ltebt ikr an Wichtigkeit eigentlich nichts gleich,
so ist sie dock am schwersten von allen zu er-
füllen, so schwer, dafs clie meisten Bübnenvor-
stände ihr gegenüber die Waffen ihrer Bnergie ruhig
strecken und ihre 8änger sprechen lassen, wie
es ihnen gefällt. 80 weiss heispielsweise eine
8ängerin, dafs ihre Ltirnrne arn vollsten klingt,
wenn sie den Vokal n gebraucht. Infolgedessen
singt sie statt Diebe, Bimmel, 8cklag, Berd,
zumal wenn sie ans einen hohen l'on gerät:
Dube, Bummel, 8cblug, Buurd. Ist sie hübsch
und besitzt sie eine nette Darstellung, wer wird
clann ans solche Kleinigkeiten Qewicbt legen!
blickt minder schlimm steht es bei den l'enören,
die ja überhaupt das Vorrecht besitzen, in
einem ^.nsbildnngsstadinm, das noch überall
die dilettantischen Kesseln zeigt, die Bretter be-
treten zu dürfen. Der eine singt gaumig, der
andere näselt. Qanze 8tücke der Worte geben
für das Verständnis verloren; gleichviel, sobald
ein schönes Hobes erscheint, ist alle ausge-
standene Dangweile vergessen. Bs ist ganz
Zweifellos, dass die Vereinigung einer schönen
l'ongebung mit einer deutlichen Aussprache das
8cbwierigste ist, was ein Qesanglebrer seinen
8cbülern beibringen kann, aber geradezu
sträflich ist die Bicktacbtung der deut-
lichen Aussprache als des letzten und
höchsten Ziels durch Qesanglebrer und
Bühnenvorstände. Das Bublikum, das
sich so lange Zeit gewöhnt bat, sobald
es in die Oper gebt, das Denken zu
Bause zu lassen, vermisst nichts, wenn
es nur schöne lVlelodien, schöne 8tim-
men, etwas aulragende Aktion und hüb-
sche 8cbaubilder erlebt, ^.ber von einer
vollendeten Ausführung eines lVlusik-
-dramas, in welchem, wie dies Wort
schon andeutet, das Drama den Accent
bat und nicht die lVlusik, kann schlech-
terdings nicht die Bede sein, solange
der Zuschauer über dem 8inn der ge-
sungenen Worte im Dunkeln tappt. lVlit
diesem Bmstande haperte es diesmal in
Baireutb dermassen, dass sogar genaue
Kenner des 8ieglried-Textes an ihren
Brinnerungen völlig irre wurden und
nach einigen fruchtlosen Versuchen, um
die ihnen gsläukge Dichtung aus dem
Qesange wiederzuerkennen, allmählich
in Serien traumsehg-narkotiscbenZustand
verfielen, der oben geschildert wurde.
Baireutb aber, wenn es irgendwie auf
seine von Wagner geschaffenen l'raditio-
nen hielte, wenn es irgend welchen Bbr-
geiz besässs, diese Traditionen weiter
auszubilden, sollte jeden 8änger, der
nicht deutlich ausspricbt, erst einmal
in die Debre nehmen, falls sich das
aber als unmöglich erweist, ibm sagen: Ihr seid
am falschen Ort.
Bulthaupt, der die 8cbwierigkeit und die
daraus bervorgebende 8eltenbeit einer deutlichen
Aussprache sehr genau erkannte, hält in seiner
Dramaturgie der Oper denjenigen Opernstoff für
den besten, der sich schon durch Qebärden
verständlich ausdrücken lasse. Bs ist selten eine
richtigere und praktischere Bemerkung über die
Oper gefallen. Die Brobe für einen guten Opern-
stoff bildet somit, ibn erst einmal pantomimisch
darzustellen. Ist er dann dem Beschauer ver-
ständlich, so erfüllt er eine der ersten Forde-
rungen seiner Wirksamkeit, ^ls klassisches Bei-
spiel zitiert Bultbaupt den Don ^suan. lVlan nehme
den Breiscbütz dazu. Beruht nicht gerade in der
lichtvollen Klarheit, die sich schon aus den pan-
tomimischen Vorgängen über den Zuschauer er-
gielst, schon ein grosser l'eil des Brsolges dieser
Opern? Kind erst reckt für dis Opern, die nickt
auf so klaren Bandlungen aufgebaut sind, muls
der Qrundsatz in Qeltung treten, jede Bbrase mit
einem so charakteristischen Ausdruck der Qe-
bärde und der Klangfärbung der 8timme zu ver-
sehen, dass, auch ohne dass das Wort deutlich zu
verstehen ist, was denn trotz allen guten Willens
immer noch passieren kann, der Bandlungssinn
37
QL8M/iL1'8tr^O8 OLK 1K^N8KOK1'ONL^OO-
OKO 6O^8VLK8IOMKONQ8-QL8LOO86»^k"r
die Brzielung einer deutlichen Aussprache.
Ltebt ikr an Wichtigkeit eigentlich nichts gleich,
so ist sie dock am schwersten von allen zu er-
füllen, so schwer, dafs clie meisten Bübnenvor-
stände ihr gegenüber die Waffen ihrer Bnergie ruhig
strecken und ihre 8änger sprechen lassen, wie
es ihnen gefällt. 80 weiss heispielsweise eine
8ängerin, dafs ihre Ltirnrne arn vollsten klingt,
wenn sie den Vokal n gebraucht. Infolgedessen
singt sie statt Diebe, Bimmel, 8cklag, Berd,
zumal wenn sie ans einen hohen l'on gerät:
Dube, Bummel, 8cblug, Buurd. Ist sie hübsch
und besitzt sie eine nette Darstellung, wer wird
clann ans solche Kleinigkeiten Qewicbt legen!
blickt minder schlimm steht es bei den l'enören,
die ja überhaupt das Vorrecht besitzen, in
einem ^.nsbildnngsstadinm, das noch überall
die dilettantischen Kesseln zeigt, die Bretter be-
treten zu dürfen. Der eine singt gaumig, der
andere näselt. Qanze 8tücke der Worte geben
für das Verständnis verloren; gleichviel, sobald
ein schönes Hobes erscheint, ist alle ausge-
standene Dangweile vergessen. Bs ist ganz
Zweifellos, dass die Vereinigung einer schönen
l'ongebung mit einer deutlichen Aussprache das
8cbwierigste ist, was ein Qesanglebrer seinen
8cbülern beibringen kann, aber geradezu
sträflich ist die Bicktacbtung der deut-
lichen Aussprache als des letzten und
höchsten Ziels durch Qesanglebrer und
Bühnenvorstände. Das Bublikum, das
sich so lange Zeit gewöhnt bat, sobald
es in die Oper gebt, das Denken zu
Bause zu lassen, vermisst nichts, wenn
es nur schöne lVlelodien, schöne 8tim-
men, etwas aulragende Aktion und hüb-
sche 8cbaubilder erlebt, ^.ber von einer
vollendeten Ausführung eines lVlusik-
-dramas, in welchem, wie dies Wort
schon andeutet, das Drama den Accent
bat und nicht die lVlusik, kann schlech-
terdings nicht die Bede sein, solange
der Zuschauer über dem 8inn der ge-
sungenen Worte im Dunkeln tappt. lVlit
diesem Bmstande haperte es diesmal in
Baireutb dermassen, dass sogar genaue
Kenner des 8ieglried-Textes an ihren
Brinnerungen völlig irre wurden und
nach einigen fruchtlosen Versuchen, um
die ihnen gsläukge Dichtung aus dem
Qesange wiederzuerkennen, allmählich
in Serien traumsehg-narkotiscbenZustand
verfielen, der oben geschildert wurde.
Baireutb aber, wenn es irgendwie auf
seine von Wagner geschaffenen l'raditio-
nen hielte, wenn es irgend welchen Bbr-
geiz besässs, diese Traditionen weiter
auszubilden, sollte jeden 8änger, der
nicht deutlich ausspricbt, erst einmal
in die Debre nehmen, falls sich das
aber als unmöglich erweist, ibm sagen: Ihr seid
am falschen Ort.
Bulthaupt, der die 8cbwierigkeit und die
daraus bervorgebende 8eltenbeit einer deutlichen
Aussprache sehr genau erkannte, hält in seiner
Dramaturgie der Oper denjenigen Opernstoff für
den besten, der sich schon durch Qebärden
verständlich ausdrücken lasse. Bs ist selten eine
richtigere und praktischere Bemerkung über die
Oper gefallen. Die Brobe für einen guten Opern-
stoff bildet somit, ibn erst einmal pantomimisch
darzustellen. Ist er dann dem Beschauer ver-
ständlich, so erfüllt er eine der ersten Forde-
rungen seiner Wirksamkeit, ^ls klassisches Bei-
spiel zitiert Bultbaupt den Don ^suan. lVlan nehme
den Breiscbütz dazu. Beruht nicht gerade in der
lichtvollen Klarheit, die sich schon aus den pan-
tomimischen Vorgängen über den Zuschauer er-
gielst, schon ein grosser l'eil des Brsolges dieser
Opern? Kind erst reckt für dis Opern, die nickt
auf so klaren Bandlungen aufgebaut sind, muls
der Qrundsatz in Qeltung treten, jede Bbrase mit
einem so charakteristischen Ausdruck der Qe-
bärde und der Klangfärbung der 8timme zu ver-
sehen, dass, auch ohne dass das Wort deutlich zu
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