Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]: Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein (24.1914)

Jakob Mcinheimer.

Bildnisstudie (Radierung).

Iakod Weinheimer.

uch dem Laien wird an den Bildcrn, die hier durch einige Bemerkungen allgemeiner Art
/I begleitet werden sollcn, der Mangel an malerischer Durchbildung aufsallen; so stark sie im
Ganzen Dunkelheiten gegen Helligkeiten setzen, so wenig zeigen sie im Einzelncn jenes lockere
Helldunkel- oder Lichterspiel, daS die bildkünftlerische Konvention unserer Tage fordert. Dement-
sprechend sehlt auch der moderne Pinselschlag, und wenn man daS Handwerk durchprüft, erkennt
man bald, daß es sich eher um dünnflüssige Lasurmalerei im Sinu der alten Meister als um
moderne Olmalerei handelt.

Solche Versuche, technisch sich außerhalb der Zeit zu ftellcn, sind im 19. Iahrhundert namentlich
dcr dentschen Malerei nicht selten; ja, waS im besonderen Sinn als deutsche Malerei angesprochen
wurde (Thoma, Haidcr, Boehle usw.), trägt die Abkehr von dcr modernen Malweise vielfach hart-
näckig zur Schau. Vielleicht darf man sagen, daß es der Geift Dürers sei, der da lebendig ge-
blieben ift, der von der zeichnerischen Form auSgeht und diese durch auflasierte Farbflächen unter-
ftützt, letzten GrundeS also garnicht malt, sondern mit dem Pinscl zeichnet und koloriert. Daß
dies nicht etwa Farblosigkeit ;u bedeuten braucht, zeigen uns die Bilder der alten Meifter, die vor
der barocken Helldunkelzeit der Malerei durchauS so gemalt sind und heute noch farbig alles über-
ftrahlen, was nach ihnen kam. Gerade unS, die wir einc junge Malergeneration im Zeichcn
van Goghs und HodlerS um ihre Ideale kämpfen sehen, dürfte der Blick dafür freier geworden