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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 24.1914

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Heft 11
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https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0400

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riednch Back,

Derzeichms der Gemälde des Großherzoc>lich Hessisch
Landesmuseums in Darmstadt. 1914.

cn

Unter den mittleren deutschen Gemäldesammlungen zählt
die Darmstädter Galerie zu den ansehnlichsten. Zumal ihr Bestand
an altdeutschen Gemälden ist bedeutend. Daneben sind auch das
oberitalienische Cinquecento, sind die Niederländer, vor allem
Rubens und Rembrandt, mit guten Arbeiten vertreten. Die mo-
dcrne Abteilung besiht unter sehr viel Glcichgültigem immerhin
die ältere Fassung der Jphigenie Feuerbachs. Die Sammlung,
deren letzter Katalog aus dem Iahre 1885 stammte, war der Neu-
katalvgisierung dringend bedürftig. Das neue Verzeichnis ist
von dem Direktor der Galerie, Friedrich Back, in vieljähriger
mühsamer Arbeit gefertigt worden. Man kann ih n kein höheres
Lob erteilen als jenes: daß es, wie es in der äußeren Ausstattung
Wcizsäckers Städel-Katalog folgt, auch bezüglich der Gediegenheit
des Inhaltes diesem besten unter den deutschen Galeriekatalogen
nicht nachsteht. Nur hat Back mit dem System der alphabetischen
Aufzählung gebrochen, eine Maßnahme, die für dic Benutzung
des Kataloges in der Galerie ihre Vorzüge hat, außerhalb der
Sammlung aber das Nachschlagen erschwert.

Die Darmstädter Galerie wurde im Ausgang des 18. Iahr-
hunderts gegründct. Eine beträchtliche und schr wesentliche Bc-
reicherung erfuhr sie durch die Stiftung des Barons v. Hüpsch
in Köln, der 1804 sein berühmtes „Kunst- und Naturalienkabinett"
dem Landgrafen von Hessen vermachte. Unter den 463 Gemälden
dieser Sammlung befindet sich unter anderem der berühmte Stephan
Lochner. 1809 wurden 53 Bilder der Sammlung Reber in Basel,
darunter der Paolo Dsronese, 1813 die Reste der Wurzacher Galerie
erworben; leider hatte sie ihre besten Altdeutschen, wie den jetzt
in Bcrlin befindlichen Multscheraltar und die Tafel von Hans
und Ivo Strigel in Stuttgart, damals schon eingebüßt gehabt;
doch enthiclt sie immerhin noch die trefflichen Bildnisse von Neuf-
chLtel und Tintoretto und den Pieter de Hooghe. Unter den zahl-
reichen guten Einzelankäufen erscheinen uns hsute dic Erwerbungen
aus hessischen Kirchen als die wichtigsten; dicsen Erwerbungen ist
es zu danken, daß das Darmstädter Museum heute als der wich-
tigste Ort für das Studium dcr mittelrheinischen Malerei des
14. und 1b. Jahrhunderts bezeichnet werden muß. Sie waren es
wohl auch, die Back die Anregung zu seinem trcfflichen Werke über
die mittelrheinische Kunst gaben.

Der Katalog behandelt zuerst mit aller wünschenswerten
Ausführlichkcit die Altdeutschen: den Friedberger, dcn Ortenberger
und den Siefersheimer Altar und verwandtc Arbeiten, die sämt-
lich dem späten 14. und dem beginnenden 15. Jahrhundert ange-
HLren. Aus der Zeit des wachsenden Realismus stammen die
intercssantcn Altarflügel des sogenannten Meisters dcr Darm-
städter Passion, die etwa die Stilstufe der Kreuzigung des Konrad
Laib von 1449, nur mit etwas mehr nicderländischem Einschlag
in der Faltengebung, zeigen. In der Gruppe jener unter sich sehr
verschiedenartigen Bilder, die vorläufig mit dem Sammelnamen
des Hausbuchmeisters etikettiert werden, ist ein in Darmstadt
befindlicher Kruzifirus von besonderem Jnteresse, wcil er, wie
schon Thode richtig erkannt hat, sehr stark an die Art des ktlnischen
Meisters des Marienlebens erinnert; dies beweist, daß der Stil des
sogcnannten Hausbuchmeisters nicht nur am Oberrhein, sondern
auch am Nicdcrrhein vcrbrcitet war. In den riesigen Kreis der
Werke dieses Meisters gehört auch ein Älltar aus Seligenstadt, wäh-
rend der Wolfskehler Altar mehr Beziehungen zu Zeitblom und
Schongauer aufweist. Zu den wertvollsten Arbeiten aus der Wende
des 15. zum 16. Iahrhundert gehören die Bilder des Meisters der
Dominikuslegende, eines sehr begabten Schongauerschülers, der
seinen Lehrer an Gcfühl für Farbe und Licht weit übertrifft.
Unter den kölnischen Bildern sind außer Lochners Darstcllung
im Tempel von 1447 eine schöne Madonna des Bartholomäus-
meisters und eine noch frühe Verkündigung von Bruin von Wichtig-
keit. Unter den schwäbischen Arbeiten steht der Altar mit den hci-
ligen Iungfrauen, wahrscheinlich aus Seligenstadt, der dem Meister
Berthold von Nördlingcn (Anfang 15. Iahrhunderts) zugeschrieben
wird, den besten mittelrheinischen Arbeiten dicser Zcit nicht nach.

Der Laurentius aus Herrlingen ist für Stocker zu gut und möchte
eher als Werkstattarbeit Zeitbloms anzusprechen sein.^ Recbt inter-
essant sind die beiden Holbein vertreten, der Dater mit einer Bewei-
nung Christi im Stile des Kaisheimer Altares, dcr jüngere Hans
mit einem ein wenig an die Art dcs Ambrosius erinnernden, 1515
datierten Bildnis. Von Baldung ein Christus als Gärtner, datiert
1539. Ein Olberg (mit gefälschter Iahreszahl 1505) dürfte thürin-
gisch unter Einfluß Wolgemuts sein. Was die Cranachbilder be-
trifft, so kommen die Flügel mit männlichen Heiligen weit weniger
als eigenhändige Arbeit in Betracht als die Madonna. Sie stehen
der Gruppe der sogenannten Pseudogrünewaldbilder nahe, als
deren Urhcber Flechsig wohl zu Unrecht Hans Cranach annimmt.
Die Altniederländer sind nicht bedeutend, doch verdient die Ma-
donna mit den Eyckischen Engeln aus der Schule des Gerard David
immerhin Beachtung. Die italienische Malerei ist erst vom Cinque-
cento an beachtenswert. Zum Besten gehören Venus und Adonis
von Paolo Veronese, dis Bildnisse von Lotto und Tintoretto,
das dem Moroni wohl mit Rccht zugeschriebene Mönchsbildnis,
das eine Aeitlang für Murillo galt. Unter den vlämischen Arbeiten
sind ein schönes Bildnis von Neufchätel, der späte Pieter Breughel
d. A., die Diana von Rubens, cin Geschcnk des Königs Max Ioseph
von Bayern, die Megorie von Jordaens, das Damenbildnis von
van Dyck, 1630, der Offizier von Brouwer, unter den Holländern
cine Bauernszene von Adriaen von Ostade, 1635, Ler Christus
von Rembrandt, das berühmte Spätwerk von 1668 (Back liest
die Iahreszahl als 1658), dic trefflichen Bildnisse von Flinck, das
Interieur von Pieter de Hooghe zu nennen. Die moderne Abtcilung
pflegt besonders die mittelrheinische Kunst, Roos, Schütz, Seekah,
Kobell, Radl, Gläser, Rottmann, Schilbach, Bürkcl, Lucas, Beyer,
Bracht, Lifftz, Heim, L. v. Hofmann, Hoelscher. Doch sind auch die
übrigen deutschen Schulen vertretcn, wie die Namen Schwind,
Spitzweg, Schleich, Achenbach, Böcklin, Lugo, Thoma, Feuerbach,
Lenbach, tthde, Schönleber, Trübner, Kalckreuth, Corinth, Stuck,
Altherr beweisen. Baum.

erichtigungen zum Sonderheft

der Werkbund'Ausftellung.

1. Herr Professor Groß, Direktor der Kunstgewerbeschule
in Dresden, schreibt: „Jch halte die Dresdener Margaretenspitze
für eine dcr erfolgreichsten Taten, welche uns das neue Kunst-
gewerbe gebracht hat, sowohl in technischer als auch in künstlerischer
Beziehung.. Daß diese Spitzentechnik plastische Wirkungen erzielen
kann, fast wie die Posamentenarbeiten, eröffnet hier viel weitere
Anwendungsmöglichkeiten als bei dcr bisherigen Spihe. Was
Ihnen mißfiel, diese plastischen Bäumchen und Figuren, ist meiner
Ansicht nach ein hocherfreulicher volkskundlicher Zug dieser ein-
fachen schlichten Arbeiterinnen, welche aus reinem Vergnügen
an dicser Technik derartige Sachen, wcnn auch ohne jeden Iweck
schaffen."

2. Herr Kleefisch, Kgl. Baurat in Köln, schreibt: „Ich kann
es nicht unwidersprochen lassen, daß Sie, wenn Sie als Urheber
des Sonderpavillons für Kranken- und Siechenpflege außer dem
Hochbauamt der Stadt Cöln noch Namen anführen, nur den
meinigen nennen. Wenn auch Cntwurf und Ausführung der be-
treffenden Bauten unter meiner Leitung stehen, so hat doch mein
Mitarbeiter, Hcrr Regierungsbaumcister Pieper, der ausschließ-
lich für diese umfangreichen Krankenhausneubauten eingestellt
worden ist, einen so wesentlichen Anteil an dem, was wir in der
Werkbund-Ausstellung ausgestellt haben, sowohl was Planung wie
auch Ausführung angeht, daß er nicht unerwähnt bleiben darf,
wenn Sie meinen Namen nennen."

3. Durch ein Dersehen ist auf Seite 301 oben über dem Absah:
„Die Hoelzelschüler" der Name der Verfasserin weggefallen. Wie
im übrigen die Unterschrift dartut, ist nur dcr Teil über die Gebäu-
lichkeiten, also bis Scite 271, und der Schluß von mir verfaßt,
während die eigentliche Kritik der Ausstellung von Seite 271 (be-
ginnend mit der Haupthalls) bis Seite 301 (aufhörend mit chen
Garten- und Fricdhofsanlagcn) von Lisbeth Schäfer ge-
schrieben ist.

Verantwortlich: Wilhelm Schäfer. — Druck und Vcrlag: A. Vagel, Diisicldorf. — Kunstdruckpapicr: I. W. Zanders, B.-Gladbach.
Gedrnckt mit Farbcn der Chr. Hostmann - Steinbcrgschen Farbcnfabrikcn, G. m. b. H., Celle (Hannover).

Alle redaktionellen Sendungen sind an den Hcrausgeber Wilhelm Schäfer in Dallendar a. Nh. erbeten.

Fiir unverlangte Manuskripte und Nezcnstonseremplare wird keinc Verpstichtung übernommcn. Nückporto ist bcizulegcn.
 
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