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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 24.1914

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Heft 4
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Schäfer, Wilhelm: Rheinische Brunnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0141

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Abb. 1. Gabriel v. Grupello: Die „Statua" auf dem Paradeplah in Mannheim.

Rheinische

ie für die rheinischen Denkmäler mit seinem
„Jan Wellm" hat der flamische Bildhaner
Gabriel Grupellv anch fnr die rheinischen
Brunnenanlagen mit seiner sogenannten „Statua" auf
dem Paradeplatz in Mannheim ein merkwürdigeS Vor-
bild gegeben. Das seltsame Werk mit seiner vieldeutigen
und vielgedeuteten Allegoriestand zunächst auch in Düssel-
dorf, wurde aber im Jahre 1738 nach Mannheim gebracht
und 1743 dort aufgestellt (Abb. 1). Die unteren Brunnen-
figuren sind, wie der erste Blick zeigt, eine spätere Autat;
sie wurden erst im Jahre 1893 durch Joh. Hosfart er-
stellt, sind aber insofern sachlich keine unpassende Er-
ganzung, als das Werk schon bei seiner damaligen Auf-
stellung mit einer Fontane verbunden werden sollte.
Eine andere Frage ist es, ob das seltsame Einzelwerk
der Pyramide aus einen so hohen Sockel gesetzt werden
durfte, da es doch augenscheinlich für eine nähere Be-
trachtung geschaffen wurde. Bei seiner ersten Aufstellung
in Mannheini (1743) lebte Grupello schon nicht mehr;
auch ist bei der mühsamen Übersiedelung der untere
Gußring der Pyramide verloren gegangen. Karl
Philipp, der Bruder und Nachsolger des Kurfürsten

Brunnen.

Johann Wilhelm, war ebensowenig kunstbegeistert, wie
jener es im Überschwall gewesen war; als er seine
Residenz von Düsseldorf fortverlegte, repräsentierten
die großen Bronzegüsse Grupellos nur tote Wertstücke
für ihn; selbst den Jan Wellm wollte er zersägen und
fortführen lassen, bis ihn die Vorstellungen der Bürger-
schaft davon abbrachten. Es ist also wohl anzunehmen,
daß die „Statua" heute eine andere Figur machte, wenn
sie an ihrem ursprünglichen Standort geblieben wäre.
Jmmerhin, was nun in Mannheim steht, ist ein von
den späteren Nachkommen sorgfältig gehütetes Kunst-
werk, das die größte Beachtung verdient.

Über die Beheutung seiner üppig gehäuften Allegorie
hat seinerzeit I. A. Bringer in diesen Blättern eine ein-
gehende Abhandlung geschrieben (Maiheft 1907); seiner
Deutung als einer „Verherrlichung des endlichen Sieges
der höheren ewigen Jdeen über die wechselnden irdischen
Mächte" kann man zustimmen, ohne damit freilich den
ganzen barocken Überschwall des merkwürdigen Guß-
werkes entwirrt zu haben. Man könnte es auffassen
als ein Denkmal, das sich der Barockgeist selber setzte
mit seiner Uberbildung der formalen und geistigen


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