DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:Schäfer, Wilhelm: Jakob Weinheimer
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0016
Jakob Weinheimer.
die des Maleus; in der Tat zeigt er kaum eine Spur der tppischen Brachtschule, während sein
zeichnerischer Lehrmeister wohltätig fühlbar ist. Was ihn über beide Schulen hinauShebt, ift die
Größe seiner Anschauung, die daS, was Bracht mit einem letzten GrundeS doch nur theatralischen
PathoS vortäuscht, in künstlerischer Form erreicht. KeinS seiner landschaftlichen Blätter läßt einen
ungelösten Rest; die treue Sachlichkeit Peter Halms, die sich kein Detail schenkt, erhebt stch bei
ihm tatsächlich zur großen Anschauung, die bei Bracht eben doch nur auf Kosten dcr künstlerischen
Form errcicht wird.
Wie sehr hierbei alles aufs Lineare gestellt ist, zeigt ein Vergleich mit dem radicrtcn Kopf, der
als eine Art Gegenbeispiel über diese Betrachtung geftellt ist. Man kann nicht sagen, daß die
Anschauung gering sei, wohl aber, daß sich daö künftlerische Mittel störend davor ftelle; Hell und
Dunkel stnd in der Art herauSgearbeitet, wie man ste auS Arbeiten HalmS und seines FreundeS
Stauffer kennt, der Strich ist nur noch Element, nicht mehr Selbstmittel: die selbe Hand, die
sonst so sicher arbeitet, scheint hilflos, ein Fisch außer dem Wasser. Und noch ein Hinweis sei
crlaubt: wie unbeholfen sich auf dem sonst so schönen Bild „Römische Vorftadt" der Vordergrund
entwickelt, weil hier — im gemalten Bild — das zcichnerische Mittel nicht mchr ausreicht, und wie
glänzend die gleiche Hand damit auf den beiden großen Radierungen, bei den „Obstbäumen" wie
bei dem „Gehöft", damir fertig wird. Da ift der Fisch im Wasser.
Der Künftler, ein Fünfunddreißigjähriger, ift durch seine Schülerschaft bei Bracht vorläufig in
Langebrück bei DreSden hängengeblieben; es wäre cin Gewinn für das heimatliche Kunstleben, wenn
er durch eine Berufung zurückgewonnen würde. Nicht nur, weil er eine außerordentliche Begabung
vorstellt, sondern mehr, weil er ein Beispiel künftlerischer Selbftzucht ift, die überall vorbildlich
sein muß, weil fie über fich hinaus wirken kann. S.
Jakob Weinheimer.
Radierung.
die des Maleus; in der Tat zeigt er kaum eine Spur der tppischen Brachtschule, während sein
zeichnerischer Lehrmeister wohltätig fühlbar ist. Was ihn über beide Schulen hinauShebt, ift die
Größe seiner Anschauung, die daS, was Bracht mit einem letzten GrundeS doch nur theatralischen
PathoS vortäuscht, in künstlerischer Form erreicht. KeinS seiner landschaftlichen Blätter läßt einen
ungelösten Rest; die treue Sachlichkeit Peter Halms, die sich kein Detail schenkt, erhebt stch bei
ihm tatsächlich zur großen Anschauung, die bei Bracht eben doch nur auf Kosten dcr künstlerischen
Form errcicht wird.
Wie sehr hierbei alles aufs Lineare gestellt ist, zeigt ein Vergleich mit dem radicrtcn Kopf, der
als eine Art Gegenbeispiel über diese Betrachtung geftellt ist. Man kann nicht sagen, daß die
Anschauung gering sei, wohl aber, daß sich daö künftlerische Mittel störend davor ftelle; Hell und
Dunkel stnd in der Art herauSgearbeitet, wie man ste auS Arbeiten HalmS und seines FreundeS
Stauffer kennt, der Strich ist nur noch Element, nicht mehr Selbstmittel: die selbe Hand, die
sonst so sicher arbeitet, scheint hilflos, ein Fisch außer dem Wasser. Und noch ein Hinweis sei
crlaubt: wie unbeholfen sich auf dem sonst so schönen Bild „Römische Vorftadt" der Vordergrund
entwickelt, weil hier — im gemalten Bild — das zcichnerische Mittel nicht mchr ausreicht, und wie
glänzend die gleiche Hand damit auf den beiden großen Radierungen, bei den „Obstbäumen" wie
bei dem „Gehöft", damir fertig wird. Da ift der Fisch im Wasser.
Der Künftler, ein Fünfunddreißigjähriger, ift durch seine Schülerschaft bei Bracht vorläufig in
Langebrück bei DreSden hängengeblieben; es wäre cin Gewinn für das heimatliche Kunstleben, wenn
er durch eine Berufung zurückgewonnen würde. Nicht nur, weil er eine außerordentliche Begabung
vorstellt, sondern mehr, weil er ein Beispiel künftlerischer Selbftzucht ift, die überall vorbildlich
sein muß, weil fie über fich hinaus wirken kann. S.
Jakob Weinheimer.
Radierung.