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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 24.1914

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Heft 1
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Pfälzer, Karl: Ländlicher Wohnungsbau: (zu den Entwürfen von Jos. Rings.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0026

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Gebrauchsgegenstand be-
zahlt. Fast immer wird
die Frage so lauten: wie
kann ich für die und jene
Summe ein Bauwerk so
erstellen, daß es die ge-
setzten Bedürfnisse noch
befriedigt? Jn einem
Bild, einer Bildhauerar-
beit spricht nicht der Her-
stellungswert das ent-
scheidende Wort, sondern
der Kunstwert, in der
Baukunst ist es anders;
so hat jede Baufrage ihre
praktische Seite, die in
den meisten Fällen tat-
sächlich ein bestimmender,
sogar beengender Awang
ist. Denn da es im Be-
lieben jedes Einzelnen
steht, ob er ein Bildwerk
erwerben will, während
er eine Wohnung haben
muß, da die freien Künste
im Volksleben schließlich
doch den Lurus verkör-
pern, während Bahnhöfe,
Rathäuser, Schulen usw.

Notwendigkeiten sind:
heißt bauen jedenfalls
wirtschaftlich sein, wenig-
stens überall da, wo es
im Awang des modernen
Lebens steht, dessen Grund-
gesetz die Rentabilitat ist.

Eine Aeitlang hieß
schön bauen im Lurus
bauen, und ein Arbeiter-
haus war jedenfalls eine
Häßlichkeit; heute weiß
auch der ländliche Bau-
unternehmer, daß die
ästhetische Erscheinung un-
abhängig vom Geldbeutel
ist, daß der nur dabei
ist, wenn die Aufgabe ge-
stellt, nicht aber wenn sie
gelöst wird. Ein Krupp-
sches Arbeiterhaus ist heu-
te in vielen Fällen schö-
ner als eine Prachtvilla,
weil die Unabhangigkeit
der ästhetischen Erschei-
nung bis zur Konseguenz
begriffen wurde. Unsere
Baukünstler sind Bau-
ingenieure geworden, die
nicht nur Stabilitäten,
sondern auch Raumlich-
keiten zu berechnen ge-

lernt haben. Wer das
Wesen moderner Baukunsi
ini Unterschied von aller
früheren wirklich kennen
lernen will, muß ihre
Grundrisse zu lesen ler-
nen, wie sich da aus Not-
wendigkeiten der Bau-
organismus baut.

» *

*

Solche Feststellungen
der modernen Baubedin-
gungen sind notwendig,
um den schlichten und
doch so reizvollen Ent-
würfen von Jos. Rings
gerecht zu werden. Wie
sich die dauernden Leser
der Rheinlande erinnern
werden, fand seinerzeit
sein Arbeiterhaus auf der
Ausstellung der Künstler-
kolonie in Darmstadt be-
sonderen Beifall (Heft 8,
Jahrgang 1908) um seiner
außerordentlich geschickten
Organisation willen. Der
Künstler ist, wie Georg
Metzendorf, der ebenfalls
auf jener Ausstellung mit
eineni Arbeiterhaus ber-
vortrat, nach kurzer Lehr-
tätigkeit in Offenbach
auch nach Essen berufen
ivorden, derjenigen Stadt
in Deutschland also, wo
der einfache Wohnbau sei-
ne stärkste Förderung er-
fahren hat. Was hier von
ihm gezeigt wird, sollen
uicht hübsche Bildchen zum
Anschauen sein, sondern
wohldurchdachte Beispiele
moderner Hausbaukunst,
zu deren Schätzung eine
Kenntnis der Grundrisse
unerläßlich ist.

So zeigt Abb. 2 ein
einstöckiges Landhaus mit
ausgebautem Mansarden-
dach, das bei einfacher
Anlage doch ein Mustcr
behaglicher Wohnlichkeit
ist. Mit seiner klaren
Trennung von Wirtschafts-
und Wohnräumen gibt
es zum Garten hin einen
Vorbau, der einen Hof
schützend umschließt. Wie
in diesen Gartenhof die

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