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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 24.1914

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Heft 1
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Pfälzer, Karl: Ländlicher Wohnungsbau: (zu den Entwürfen von Jos. Rings.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0030

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Anblick dar als jene, die
sich gerade mit den Vor-
bauten nicht öffnet, son-
dern recht eigentlich von
der Straße abschließt.

Daß die eigentliche
Schauseite des Hauses
nach dem Garten hin
sieht, hat eben auch noch
die Begründung, daß die
Anlage am Berghang
liegt, also in ihrer To-
talität nur vom Tal aus
gesehen werden kann
und dahin orientiert ist.

Jn dieser Rücksicht sind
am Ende des 19. Jahr-
hunderts wirkliche Fürch-
terlichkeitengeleistetwor-
den; in der freiesten
Lage der Welt wurden
die sogenannten Fronten
angstlich nach
dem schmalen
Schlauch von
Straße gerich-
tet, wo sie doch
nie übersehen wer-
den konnten, wah-
rend sich nach hinten
jenes schlimme Über-
einander von einge-
höhlten Loggien und
buntenGlasveranden
ergab, das wir ziem-
lich aus jeder Stadt
in gebirgigem Ter-
rain kennen.

Besonders lustig
wirkt der kleine Hausbau (Abb
um dessentwillen, wie sein fast qua-
dratischer Grundriß im Erdgeschoß
seitlich erweitert ist. So können sich
Wohn- und Eßzimmer in ausreichen-
den Maßen ausbreiten, obwohl der
ganze Bau nur 8,20 nr zu 8,50 m
bedeckt, also wirklich mit den beschei-
densten Abmessungen auskommt, und
dabei mit der günstig vorgesetzten
Terrasse doch wie Landschlößchen
wirkt.

Selbst hier ist noch die Jdee einer
schönen Schauseite zur Landschaft
glücklich betont; ganz wie wir es
von alten Bauten kennen, und seien
es nur Bauernhöfe, daß sie irgend-
wie aus Baumgruppen ihre Dächer
und Wände heimelig erheben, so
können wir uns auch diesen schlichten
Bau vorstellen, wie er eine Berg-
lehne schmückt, statt sie zu stören.

Abb. 6.


Nicht nur der Geldbeu-
tel nötigt in vielen Fäl-
len, selbst der ländlichen
Bauweise, vom sreige-
bauten Einfamilienhaus
abzugehen, wie es die
bisher hesprochenen Ab-
bildungen zeigen, son-
dern auch dieBauerschei-
nung im ganzen. Auf
beschränktem Terrain ein
Dutzend Landhäuser ne-
beneinander so aufzu-
stellen, daß sie zusam-
men nicht einen italie-
nischen Salat ergeben,
ist schwierig: die meisten
modernen Villenvor-
orte, felbst Gartenstädte
geben dazu eine bedenk-
liche Jllustration. Je
mehr Bauten nebenein-
ander stehen,
um so notwen-
diger werden
größere Bau-
massen. Daß
es nicht imnier gleich
die geschlossene Bau-
weise sein muß, zei-
gen z. B. die älte-
ren Wohnquartiere
des neuen Frankfurt
am Main, in denen
ein ziemlich kompak-
ter Hausbau mit ei-
ner Reihe von Woh-
nungen Typ gewor-
den ist, der sich gut
von der Straße absondert und oft-
mals reizend zum Garten liegt. Hier
ist das eigentliche Arbeitsfeld des
Baumeisters als Jngenieur, als Or-
ganisator.

So stellt Abb. 1 ein Dreifamilien-
haus dar, das sich in der ganzen
Erscheinung als geschlossener Organis-
mus gibt und doch die einzelnen
Parteien durchaus nicht mechanisch
abtrennt. Jndem der mittlere Ein-
gang freiliegt, die bei den seitlichen
überdeckt sind, wirkt die Straßen-
front einheitlich, obwohl sie jedem
Haus sein Recht gibt. Bei einer Tiefe
von 12 Meter sind im Erdgeschoß
je ein Flur mit Küchenräumen und
zwei bis drei Aimmer noch günstig
zu belichten, sodaß mit der Augabe
eines Obergeschosses für die Schlaf-
zimmer und des Daches für Trocken-
boden, Kofferraum und Mädchen-

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