Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]: Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein (24.1914)

Ländlicher Wohnungsbau.

Stadt/ wo außer der Straße noch die landschaftliche
Erscheinung als eine Hauptsache angesprochen wird.
Ein schlechtes Haus in der Großstadtstraße krankt immer-
hin nur eine beschrankte Nachbarschaft mit einer von
seinen vier Wanden, auf dem Land oder in der klei-
nen Stadt kann seine traurige Eristenz die Gegend
auf einen großen Umkreis verhunzen. Auch tritt es
erst da in eine innige Beziehung zur Natur, es ist in
Bäume, Gras und Wolken gebettet und kann sich nur
mit einem natürlichen Wachstum seiner kubischen Er-
scheinung einfügen.

So ist dem deutschen Volk eine große Anzahl vvn
ländlichen Baumeistern vonnöten, denen Ort für Ort
die Kleinbaufragen anvertraut werden dürfen. Natür-

lich können das nicht überall originale Geister sein, das
waren es zu keiner Aeit; wohl aber ist nötig, daß sich
eine Art von allgemeinem Geschmack einbürgert, der
in guter Gesinnung an die Arbeit geht. Wer es mit an-
gesehen hat, wie die letzten Uberlieferungen eines all-
gemeinen Geschmacks in Deutschland durch falsche Vor-
bilder vernichtet wurden, und wie rasch er sich nach dem
mutigen Vorbild einer gar nicht großen Reihe moderner
Raumkünstler hob: der hat zwei unabweisbare Beweise,
wie notwendig in solchen Ieiten wie den unsern, wo eine
unerhörte Bautätigkeit herrscht, gute Vorbilder sind;
als ein solches közinen wir auch den Baumeister I. RingS
begrüßen, das war der Sinn dieser leider nur andeuten-
den Betrachtung. K. Pfälzer.

Abb. 8.