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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 24.1914

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Heft 2
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Schäfer, Wilhelm: Hermann Daur
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https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0054

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Hermann Daur. Cinsame Hügel.

den Karlsruher Künftlerbund gründeten, war von einem allgemeinen Volksbesitz noch nicht die
Rede; umso begeisterter aber wurde daS Ideal von den jungen Malern aufgenommen. Der Künsiler-
bund wuchö sich sehr bald zu einer Schule einer solchen LandschaftSkunft auö, und wer seine Leistungen
mit denen der WorpSweder etwa vergleicht, die sich gleichzeitig alö neue Auflage der Schule von
Barbizon ankündigten, wird ihm den Vorrang geben müssen, was die Innigkeit der Anschauung
und die Einfachheit der Darstellung betrifft.

Für diese Einfachheit wurde dann freilich eine handwerkliche Neuerung bestimmend, die gleich
fallö von Thoma auSgegangen war: die Wiederbelebung deö Steindrucks. In zahlreichen Blättern
hatte der Meister dargetan, wie vortrefflich sich auf dem Stein zeichnen und mit Farbenplatten
einfache Tonwerte wiedergeben ließen, besonderö auch bei landschaftlichen Sachen, bei denen die
Stimmung leicht in einem bestimmten Klang einzufangen sei. Was er seiner Nachfolge darin zu
tun überließ, war die farbige AuSbeutung des lithographischen Handwerks, und wer die Anfänge
deö KarlSruher KünstlerbundeS miterlebt hat, wird sich auch noch der Überraschung erinnern, die
Gustav Kampmann und HanS von Volkmann mit derb vereinfachten farbigen Steindrucken auö-
lösten. Im ersten Iahrgang des „Pan" gab eö von beiden Blätter, die in ihrer Wirkung an die
beften Zeiten volkötümlicher Kunstübung erinnerten.

Nach zwei Richtungen hin wnrde später freilich der Steindruck den Künstlern dcö KünsilerbundcS
zum Verhängnis: einmal durch die Popularität, die ihre Blätter gewannen; eö wurde ein gutes
Geschäft, Künstler-Lithographien zu vertreiben, und es gab bald Firmen, die ziemlich ihre ganze
VerlagStätigkeit darauf bauten. Es soll keinen Augenblick verkannt werden, wie wohltätig dieser
ungewöhnliche Vertrieb im ganzen auf den Volkskörper wirkte, wie er den Schund wegfegen half
und bis in die untersten Klassen die gern ergriffene Möglichkeit brachte, gute Kunst im Hause zu
haben. Auch heute noch hat sich darin nichts geändert, und die Kunftdruckerei deö KünstlerbundeS
in Karlsruhe darf stich getrost rühmen, volkswirtschaftlich eine Kunftftätte von Rang zu sein. Nur
die Künstler selber haben in der allzu heftigen Auönutzung dcö neuerworbenen Handwerks wenig

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