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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 24.1914

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Heft 2
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Schäfer, Wilhelm: Hermann Daur
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https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0055

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Hcrmann Daur. Aus dem Cngadin.

gewonnen. Schließlich kann die Kunst doch nicht Handelöware von so gängiger Art sein; mit dem
Reiz der Neuheit stnd manche anderen Reize vergangen: daö frischfröhliche Wagniö, die Jntimirät
und die volkStümliche Derdheit sind vielfach unter die Räder der Erfahrung und Geschicklichkeit
geraten; die Lithographie ist ein Beruf geworden statt eine künstlerischc Leidenschaft zu sein, wie sie
eö im Karlsruher Künstlerbund zuerft war.

DaS zweite Verhängnis war die Zurückwirkung deS lithographischen Handwerks auf die Malerei.
Eö lag für die jungen Künstler umso näher, die einfache Farbwirkung getönter Flächen auch in die
Malerei zu überrragen, als schon der Meister selber darin vorangegangen war. Ia, schließlich
lag bei den meisten seiner gemalten Landschaften die eigentliche Wirkung darin, daß er daö lockere
Pinselspiel zugunften einer klaren Zeichnung und tonsicheren Kolorierung zurücksctzte. Es wäre kurz-
sichtig, wollte man verkennen, um wieviel vertrauter diese Art der Darstellung dcm naiven Volks-
gefühl sein mußte als das robufte oder zierliche Pinselhandwerk, wie eö vordem landläuffg war.
Gegen die Verkünstelung der Münchner Malerei auS den siebziger und achtziger Iahren gab sich
darin eine ehrliche und treue Sprache der Empfindung, die angenehm berühren mußte, und es darf
getrost behauptet werden, daß für das deutsche LandschaftSgefühl bis heute keine gültigere Formel
gefunden worden ist, und besonderS die oberrheinische Landschast hat für uns alle die Prägung
erhalten, die ihr damals gegeben wurde.

Sie wurde erft widerspruchsvoll, als auS Frankreich die modcrne Heilslehre deS Impressioniö-
muS nach Deutschland kam und zu den Umwälzungen der malerischen und sarbigen Darstellung und
Empfindung führte, deren dickstes Ende wir gerade heute erleben. Diese Entwicklung mußte einer
solchen Malerei feindlicher sein, als eS die alte im Grundc gewesen war; denn noch weniger als
die feinen Schattenkünste eineö Löffz oder Leibl oder die robustere Primamalerei TrübnerS lassen
sich die farbigen Analpsen deS ImpresfioniSmuS im Steindruck oder ciner ihm cntsprcchenden Lasur-
malerei auöüben; sie stnd — soweit der Pointillismus nicht in Frage kommt — anö rasfige Pinsel-
handwerk gebunden. Als Trübner, um nur sein Beispiel zu nehmen, in KarlSruhe alS Lehrer

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