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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 24.1914

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Heft 2
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Schäfer, Wilhelm: Hermann Daur
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https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0056

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Hermann Daur.

Einfluß gewann, mußten sein Schülerkreiö und der Künftlerbund von damalö feindliche Mächtc
werden, daö hatte mit menschlichen Abneigungen nichtö zu tun, eS lag im Metier.

Freilich sind seitdem van Gogh und endlich die Erpressionisten gekommen, und der kürzlich
noch bekämpfte Impressioniömus gilt kaum wenigcr veraltet als das malerische Handwerk vor ihm:
eö kann aber kein Zweisel scin, das Bildideal von heutc, rhythmisch gegliederte Farbflächen in ftarken
Konturen, bietet der lithographischen Technik eine Grundlage zur Erneuerung dar, wie sie ihr
günstiger kaum geboten werden kann. Eö ließe stch denken, daß die Kunstdruckerei deö Künstler-
bundeö über Nacht zur Arbeirsftelle der neuen Kunst wurde, und es kommt nur darauf an, wieviel
Lebenskraft man ihr zuspricht, um dieses Ereignis sicher kommen zu sehen. Vorbedingung wäre,
daß auch in Karlöruhe die neuefte Kunst emc sührende Pcrsönlichkeit von der Bcdeutung erhielte,
wie sie bei der Gründung des KünstlerbundeS HanS Thoma darstellte. Auch er war damals nicht
der berühmte Meifter, er war gegenüber der Konvention der Träger ciner neuen Kunst; und wer
die badische Kunst kennt, dem braucht man den Namen deS Manncs nicht zu nenncn, der heute
für die Iugend in KarlSruhe wieder einen Sammelpunkt der neuesten Kunft abgeben könnte.

Warum trotzdem diese Zeilen mit Hermann Daur überschrieben sind? Weil sich aus einer
Prüfung seineS Werkes die vorstehenden Gedanken von selber aufdrängten, weil man eine Begabung
von auSgesprochenem Bildgefühl sich mchr oder weniger auf der Stelle bewegen sieht und weil
daö, was er — sicher cine feine Künstlernatur — darstellt, typisch für daS Schicksal der Künstler-

bündler ist. Man muß
nicht mit der Mode ge-
hen; aber Künstler sein,
heißt Eroberungen ma-
chen, aus der Natur
neue Sinnbilder herauS-
reißen, dazu gehört im-
mer wieder die Einsetzung
der künftlerischen Exi-
stenz. Solche Dinge, wie
die „Bank auf der Höhe"
oder die „Linde", „Ein-
same Hügel" oder „Vor-
frühling" können in sich
selber als Kunftwerke
nicht bezweifelt werden,
sie ftehen fein und stcher
und ehrlich da: aber
wer das heimliche Ver-
gnügen spürt, daS aus
dem Bild des schnee-
verwehten DörfchenS im
Engadin aufgeht, der
hat auch den Wunsch

im Gefühl, daß dieser
Weg von dem Künstler
energisch beschritten wer-
den möge. Hermann
Daur auö Stetten bei
Lörrach ist heute ein Vier-
undvierzigjähriger;erwird
sich fragen müssen, ob
er als Mann in dem
Haus bleiben will, daö
er sich als Iüngling zim-
merte, oder ob er nach
Manncsart ausgehen will
auf neuen Ertrag. Die
Frage wird an ihn ge-
stellt um der Qualität
seiner Empfindung willen,
sie ist aber auch gerichtet
an den ganzen Künstler-
bund, der ehemals ein
Bund der Iugend war
und heute in Gcfahr
steht, ein Invalidenheim
zu werden. S.

Hermann Daur.

Dorfkirche.
 
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