Abb. 8.
Dorhalle zum Hauptraum.
auf die „eoolesis, triumpdLii8"
aufgeprägt erscheint. Welt-
abgekehrter noch scheint dcr
mystische Traum in den
ragenden Spitzbogen dex
gotischen Kathedralen einen
adäquaten Ausdruck gefun-
den zu haben; und was in
spateren Aeiten die kirch-
liche Baukunst noch an neuen
Formen erstehen ließ, reicht
nicht von fern an den gött-
lich erhabenen Geist heran,
der Romanik und Gotik
eignet. Trotzdem aber er-
kennt der Kulturpsychologe
auch vor solchen Denk-
mälern bis auf das Barock
der Jesuiten die treibende
Kraft des veränderten reli-
giösen Gefühles, aus dem
diese Bauwerke hervorge-
wachsen sind. — Was aber
für das Christentum gilt,
scheint mir nicht minder
auch für die älteren Kulte
von Einfluß gewesen zu
sein, obwohl hier die Tra-
dition noch strenger zu Recht
besteht. Der alte orienta-
lische Formgedanke, der sich
unverändert von den älte-
sten Synagogen bis auf die
neuesten jüdischen Gottes-
hauser vererbte, ist fast
gänzlich von nachhaltigen
Wandelungen frei geblie-
ben, es sei denn, daß man
den schlechten architektoni-
schen Geschmack, der den
meisten Synagogen der
letzten fünfzig Jahre an-
haftet, als eine Art stilisti-
scher Wandlung ansprechen
will. Trotzdem aber hat
auch für diesen Kult der
oben angedeutete Satz Gel-
tung, daß im Künstleüschen
das Aeitgefühl nicht durch
Überlicfenmgen eingeengt
werden darf, für die vor
vielen Jahrhunderten an-
dere, von den unsrigen
völlig verschiedene Aeitver-
hältnissemaßgebend gewesen
sind. Niag der alte Glaube
auch in seiner Hoheit un-
wandelbar in den mo-
dernen Menschen fortwir-
ken, der Künstler, der mo-
derne Gotteshäuser zu
schaffen berufen ist, soll die
neue Schönheit religiöser
Abb. 9. Windfang am Haupteingang. Abstraktion einzig und allein
55
Dorhalle zum Hauptraum.
auf die „eoolesis, triumpdLii8"
aufgeprägt erscheint. Welt-
abgekehrter noch scheint dcr
mystische Traum in den
ragenden Spitzbogen dex
gotischen Kathedralen einen
adäquaten Ausdruck gefun-
den zu haben; und was in
spateren Aeiten die kirch-
liche Baukunst noch an neuen
Formen erstehen ließ, reicht
nicht von fern an den gött-
lich erhabenen Geist heran,
der Romanik und Gotik
eignet. Trotzdem aber er-
kennt der Kulturpsychologe
auch vor solchen Denk-
mälern bis auf das Barock
der Jesuiten die treibende
Kraft des veränderten reli-
giösen Gefühles, aus dem
diese Bauwerke hervorge-
wachsen sind. — Was aber
für das Christentum gilt,
scheint mir nicht minder
auch für die älteren Kulte
von Einfluß gewesen zu
sein, obwohl hier die Tra-
dition noch strenger zu Recht
besteht. Der alte orienta-
lische Formgedanke, der sich
unverändert von den älte-
sten Synagogen bis auf die
neuesten jüdischen Gottes-
hauser vererbte, ist fast
gänzlich von nachhaltigen
Wandelungen frei geblie-
ben, es sei denn, daß man
den schlechten architektoni-
schen Geschmack, der den
meisten Synagogen der
letzten fünfzig Jahre an-
haftet, als eine Art stilisti-
scher Wandlung ansprechen
will. Trotzdem aber hat
auch für diesen Kult der
oben angedeutete Satz Gel-
tung, daß im Künstleüschen
das Aeitgefühl nicht durch
Überlicfenmgen eingeengt
werden darf, für die vor
vielen Jahrhunderten an-
dere, von den unsrigen
völlig verschiedene Aeitver-
hältnissemaßgebend gewesen
sind. Niag der alte Glaube
auch in seiner Hoheit un-
wandelbar in den mo-
dernen Menschen fortwir-
ken, der Künstler, der mo-
derne Gotteshäuser zu
schaffen berufen ist, soll die
neue Schönheit religiöser
Abb. 9. Windfang am Haupteingang. Abstraktion einzig und allein
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