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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 24.1914

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Heft 3
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Schäfer, Wilhelm: Rheinische Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0110

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ordentlich geschickt stn>idfest ge-
macht wurde. Ebenso klug umging
Ric. Friedrich die gleiche Schwie-
rigkeit, indcm er seinen Tauzieher
(Abb. 10) auf einen der einge-
rammten Pfahle setzte, wie sie an
den Hafenufern stehen. Gegen-
über diesen guten Beispielen von
Steinplastik stellt der Reiter des
Wiesbadener Kriegerdenkmals ein
Gegenbeispiel der zyklopischen
Übersteigerung dar (Abb. 9).
Schon der Sockel wirkt viel zu
hoch und die Steinmasse unter
dem Pferd ist nicht angenehm*.
Als ein geradezu wundervolles
Werk der Steinplastik aber wird
man immer das Hessendenkmal in
Frankfurt(Abb. 14) achten müsscn,
das an „stiller Einfalt und edler
Größe" kaum seinesgleichen hat.
Freilich hat auch hier schon die
Poesie des Alters der kunstlerischen
Bildung mit natürlichen Reizen
nachgeholfen, die ebensowohl den
Jan Wellm mit eincr herrlichen
Patina wie die Schollschen Land-
grafen mit einer feinen Ver-
witterung bedacht hat.

Neuerdings macht sich eine
deutliche Abneigung gegen die ge-
schlossene Figur, wie sie die Stein-
bildhauerei erfordert, geltend zu-
gunsten der bewegten Freiheit,
die das Bronzestandbild gestattet.
Vielleicht könntc man als Grund-
erfahrung proklamic-
ren, daß sich die stil-
gemaße Kostümfigur
besser in Stein durch-
bilden lasse, während
die Bronze das ge-
gebenere Material
für das Nackte sei. So
scheint es mir nicht
zweifelhaft, daß die
kleine Ungeschicklich-
keit, die das Hebel-

* Hier darf sielleicht
beinerkt werdcn, daß die
Wiesbadener zu diesem
zwar immerhin nicht
landläusigen aber auch
nicht bedeutenden Werk
gekommen sind, nachdem
sie einen Entwurf son
Adolf Hildebrand abge-
lehnt hattem

Abb. 13. Johann Baptist Schreiner>

Das Kolping-Dcnkmal in Köln.


Staudbild von Gerstel au sei-
»em vorgestellten Fuß zeigt, in
Steiu kaum so zum Ausdruck
gekommen ware wie in der
Bronze. Jedenfalls zeigt z. B.
eine Arbeit wie der Jüngling
an denl bekannten Goethe-Denk-
mal von Habich in Darmstadt
(Abb. 11) eine Ubereinstimmung
von Material und Form, die
stilistisch vollkommen wirkt.

Es mag als ein Vorlaufer zu
deni Denkmal gelten, das den
Anlaß zu dieser glossierenden Be-
trachtung der rheinischen Denk-
maler gegeben hat: zu dem neuen
Heine-Denkmal in Frankfurt anl
Main (Abb. 12). Hier ist statt
einer Figur eine Gruppe von
freiester Bewegung gewählt. Man
hat dagegen gesagt, daß sie eher
in einem Jnnenrauni als draußen
möglich sei. Jm allgemeinen wird
da aber nur die Gewöhnung an
die starren Steinfiguren mit-
sprechen, für die eine solche Frei-
heit der Bewegung natürlich un-
erhört ist. Wir werden abwarten
müssen, ob daü Gefühl hierin sich
nicht niit den Jahren wandelt.
Uber die Oualität des Denkmals
selbst ist neulich schon von 1)r. P.
F. Schmidt an dieser Stelle ge-
sprochen worden. Wer seinen
Wert recht erkennen will, möge
cs niit dem älteren Kolping-Denk-
mal in Köln von I.
B. Schreiner ver-
gleichen (Abb. 13),
dasseinerzeit hier ab-
gehandelt wurde und
das heute imnier noch
als eine anständige
Leistung geachtet
werden muß. Hier-
bei freilich findet auch
die größere Fähigkeit
der Bronze zum
Nackten eine denkbar
starke Bestatigung:
wie selbstverstandlich
wirkt das Material
beidenAktfigurendes
Heine-Denkmals und
wie sonderbar nmtet
es hier in den Beklei-
dilngsstücken an. S.

Abb. 14.

Unbekannter Künstler: Das Hessendenkmal in Frankfnrt a. M.
 
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