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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 24.1914

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Heft 8/9
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Schäfer, Wilhelm: Die Deutsche Werkbund-Ausstellung in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0285

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Abb. 1.

Theodor Fischer: Die Haupthalle.

Die Deutsche Werkbund-Ausstellung in Köln.

cr Blitzschlag dcr ersten Kriegserklarung hat den
fricdlichen Aufmarsch der deutschen Werktatig-
keit zu Köln in die Packraume ztlrückkonnnan-
dicrt; auf den WegeiH die mit asphaltiertem Kies für fried-
liche Besuchcr geebnet waren, marschieren Soldaten, und
aus den Ausstellungshallen sind Massenlager geworden.
Die friedliche Mobilmachung hat der kriegerischen weichen
niüssen, und es ist nicht mehr zu hoffen, daß der Friede
ihr noch einmal den Platz überläßt; denn so nahe es
lage, die gesammelten und kaum gezeigten Schätze
im nächsten Jahr noch ciumal auszustellen: Voraus-
setzung wäre ein voller Sieg in dieseni unmcnschlichen
Krieg, und so sicher wir darauf hosfen, ihn schon jetzt
in cinc Rechnung cinzustellen, vermögen wir nicht. DaS
ist schade, um der Selbstbesiunung willen, die ini deutschen
Volk eingesetzt hat; denu hoffentlich bleibt es nicht
bei der erstcn Aufwallung, daß von den Gasthäusern,
Kauslädcu und Speisekarten die fremdsprachlichen Auf-
schriften verschwinden, hoffentlich wird ini dcutschen
Bürgertum nun auch die Lacherlichkeit gefühlt, einen
Empire-Salon und ein Schlafzimncer Uouis-Zeire zu
haben, boffentlich bleibt das Bewußtsein, daß unser Volk
seinen Wohlstand und seine Macht anderen Dingen ver-
dankt als solchen Geschmäcklereien des französischen

Trödlertums. Der selbe Geist der Sachlichkeit und Ord-
nung, der den Aufmarsch unserer Heere zu einem herr-
lichen Ereignis gemacht hat, wirkte auch in der friedlichen
Mobilmachung des Werkbundes, und sein schlimmer
Feind war eben jene Fremdländerei, die im Sturm
dieses Volksaufstandes hoffentlich nun für immer
weggeblasen ist. Muß ich besonders sagen, daß damit
nicht die wirklichen Qualitäten gemeint sind, daß trotz
dem Straßenräubertum der Zapaner und dem eng-
lischen Verrat an der germanischen Rasse die orna-
mentalen Feinheiten der einen und der baukünstlerischen
Fähigkeiten der andern nachwievor ebenso vorbildlich
bleiben wie die malerischen Qualitäten von Manet und
Cözanne? Und daß uns Deutschen als dem Kulturvolk
der europäischen Iukunft auch in diesen Wochen nichts
ferner liegen dars als eine blindwütige Verhetzung der
ausländischen Konkurrenz, daß es sich um nichts anderes
handelt «ls um eine allgemeine Besinnung auf den
sachlichen Ernst unserer eigenen Leistungen? Man
wird es nun aussprechen dürfen, daß die Werkbund-
Ausstellung weder in Köln noch im Reich mit dem volks-
tümlichen Stolz empfangen wurde, den ihre Absichten
verdienten, daß die angebliche „Modernität", die ihr
gerade im wohlhabenden Bürgerstand einen feindlichen


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