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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 24.1914

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Heft 8/9
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Schäfer, Wilhelm: Die Deutsche Werkbund-Ausstellung in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0315

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als neue Technik ausgestellte Hand-
spitze, ist zweisellos. Diese material-
widrige Verirrung, die plastische
Bäumchen mit Figuren darunter
hervorbringt, nimnit sich recht son-
derbar in der Werkbund-Ausstellung
aus. Awei Seitenflügel enthalten
dann die verschiedenen Spezialindu-
strien, an denen Sachsen so reich ist:
Dresdener Spielzeug, das hinlanglich
bekannt ist und schon lange den
Markt beherrscht, Metallarbeiten von
großer Schönheit, die namentlich von
Dresdener Künstlern stammen> dabei
ein schönes schmiedeisernes Gitter
von Äiar Großman, Kunstschlosser
in Dresden.

Einen wohl zu bescheidenen Platz
hat die Keramik, die außer in der
altberühmten Kgl. Meißner Porzel-
lan-Manusaktur in zahlreichen teils
bauerlichen Betrieben hergestellt wird.
Es sind da sehr schöne Kacheln und
Öfen zu sehen — darunter ein
Wohnzimmer-Kachelofen, von Prof.
Peter Behrens entworfen und in der
Meißner Ofen- und Porzellanfabrik
hergestellt — die es ganz überslüssig
machen, auöländische Kacheln und
Öfen derart zu kaufen. Sammel-
stücke ersten Ranges sind die edlen
Porzellanplastikcn aus der Kgl. Meiß-
ner Manufaktur, die von den mehr
spielerischen Motiven der vorher-
gehenden Jahre ebenfalls durch die
Mitarbeit von Künstlern zu einer
Höhe gelangten, die ihrem alten
Ruhm entspricht.

Das HauS der Frau. ch—

Es ist immer eine mißliche Sache,
nüt einer großen Überschrist anzu-
fangen; leicht kommt es dahin, daß
nachher die Maschen größer sind als die Fische, die
danüt gefangen werden sollen. Denkt man sich „das
Haus der Frau", so ist dies Thema in seiner Grenzen-
losigkeit wiederum so prätcntiös, so herausfordernd, daß
es kein Wunder ist, wenn fast alle Männer und nicht
wenige Frauen stark neugierig und etwas spöttisch -
imnier also befangener — herantreten, als an die anderen
Häuser der Ausstellung.

Eins sei gleich zu Anfang gesagt, nichts ist an und in
diesem Hause, das nicht cin Mann ebensogut gemacht
hätte. Wenn also die Frauen hier zeigen wollten, daß
sie auch können, was Männer können, sv müssen sie
ihre Aufgabe zuni Teil als gelöst ansehen. Obwohl
nür gerade auf dem Gebiete der gewerblichen Künste
von Urzeiten her eine mannliche und eine weibliche
Betatigung, wenn nicht streng geschieden, so doch zienilich
streng bedingt scheint. Es hat zwar immer Frauen ge-
geben, deren Psyche nüt einem stark männlichen Einschlag

P. L. Troost: Aus dem Speisesaal im Bremen-Oldenb. Haus.

ihre Arbeit in die Gebiete des Mannes drangte, ebenso
uüe es Männer gibt, die sich mehr für Perlstickerei
interessieren, alö für Gasmotoren.

So zeigt dies Haus der Frau, daß Frauen wie die
Männer den Schreinern Möbelzeichnungen machen,
daß sie einen Grundriß zu einem Hause entwerfen, einen
Bau ausführen können. Dieser hier von Frau Knüppel-
Holz-Roeser (Berlin) ist sehr einfach und von schöner
Symmetrie, sodaß man sich gut orientiert, wenn auch
die weitläufigen Maße des Hauses allzu mühsam und
spärlich gefüllt scheinen. Man tritt durch einen Vor-
raum mit plastischen Arbeiten von Frauen geschmückt,
in einen Mittelsaal, der sich auf beiden Seiten zu einer
Art Bühne erweitert, die links dem Erfrischungsraum,
rechts mit einem Vorhang einer Schaubühne dient, auf
der eine Art Modenschau oder andere Darbietungen
erzieherischer oder rein künstlerischer Art gedacht sind.
Leider wird gerade die „Mode", die naturgemäß das
 
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