Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 24.1914

DOI Heft:
Heft 10
DOI Artikel:
Schäfer, Wilhelm: Von der Schweizerischen Landesausstellung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0345

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Sacil im alkoholfreien Nestaurnnt.

(Arch. Jngold.)

Von der Schweizerischen Landesausstellung.*

I. Gesamterscheinung.

n einer Kunstzeitschrift, >vo diese ausgezeichnete
' Ausstellung nur ästhetisch gewürdigt werden
! darf, könncn ihre eigentlichen Vorzüge kaum zur
Geltung gebracht werden. Sie ist gedacht und
durchgeführt als ein Ouerschnitt durch das wirtschaft-
liche Leben des Schweizerlandes, wobei Kunst und
Bildung zwar als wichtige Faktoren zu ihrem Recht
kommen, aber nicht entscheidend sind. Jmmerhin mußten
die zahlreichen Hallen und Pavillons — der „Monu-
mentalplan" zeigt nicht weniger als 80 Gebäude -
mit Hilfe der Baukunst errichtet werden, und so wird
der erste Eindruck auch dieser Ausstellung doch von
ihrer ästhetischen Erscheinung bestimmt.

Daß er enttauscht, muß doppelt wundernehmen:
Einmal, wcil ihre Lage cine günstige ist. Wer Bern
kennt, weiß auch, wie wundervoll dieser Stadt die Aare
zugute kommt. Jn ciner tiefen Schlinge von ihr um-
flossen, liegt sie, vom Münster überragt, wie eine Riesen-
burg da, die nach drei Seiten ihren natürlichen Ab-

* Auch dieser Bericht wurde vor dem Krieg geschrieben. Er
war für das Augustheft bestimmt und sollte zugleich eine Auf-
forderung sein, die treffliche Ausstellung in Bern anzusehen, waS
nun wohl für uns Deutsche eine Unmöglichkeit geworden ist.

Die Red.

schluß zur Landschaft findet und nur nach Westen der
Ausbreitung in ein unorganisches Vorstadtwesen aus-
gesetzt ist. Hier aber hilft der Wald, südlich der Köniz-
berg- und nördlich der Bremgartenwald; und als ob
die Aare auch hier das ihrige tun wollte, fließt sie in
einer verzwickten Schleife noch einmal gegen die Stadt
zurück, dem Bremgartenwald einen schluchtenreichen Ab-
schluß gebend. Vor seiner vielgerühmten Schönheit
lang hingestreckt, liegt das Feld der Äusstellung, etwa
vierzig Meter über der Stadt; und der Besucher, der
durch die baumreiche Enge am tiefen Aaretal vorbei hin-
auf fährt, erwartet wohl, daß ihr der schöne Wald ein
Schutzpatron sein möge. Aber eigentlich nur das so-
genannte „Dörfli" hat sich den Hintergrund zunutze ge-
macht, sonst wendet die Ausstellung seinem herrlichen
Baumbestand durchweg die Hinterfront zu.

Die andere Enttäuschung bereitet die Baukunst selber,
und auch hier wird das besonders schnierzlich enipfunden,
weil die Voraussetzung der schweizerischen Bauweise
anderes erwarten läßt. Wo man auch reist in diesem
mit herrlichen Wundern und tausend Schönheiten der
Natur gesegneten kleinen Land, überall wird man sich
an guten Beispielen alter und neuer bürgerlicher Bau-
kunst herzlich freuen. Selbst in den Gebieten, wo sich
die Jndustrie cingenistet hat, werden sich selten die



4
 
Annotationen