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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0170

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— 162 —

eine unfruchtbare Kuh für den Mäiträvaruna, ein Stier für
den Brämanäcchamsin, ein Gewand für den Potar, ein Laststier
für den Neshtar, eine Kuh desgleichen für den Agnidh, ein
einspänniger Wagen mit Gerste für den Achäv&ka — zusammen
schon eine beträchtliche Summe. Für die Dakshinä wird nun
aber auch dem Opferer viel Schönes in Aussicht gestellt.
Z. B. wenn Einer Gold spendet, so wird ihm Lebenskraft und
Männlichkeit verhiessen; schenkt er drei Milchkühe, so sollen
ihm alle drei Welten zu Milchkühen werden; spendet er den
Gelehrten aus altheiligem Geschlecht, so gedeiht er dadurch in
der Götterwelt. Es heisst1: „Wenn die Dakshiijä's gespendet
werden, dadurch kommt man in die Himmelswelt."2

Nach der Auffassung des Qatapatha Brähmana steigt das
Opfer zum Himmel, die Dakshina hinter ihm drein, und der
Opferer mit dieser, indem er sich an ihr festhält.

Es ist charakteristisch, dass an einer Stelle, wo die ver-
schiedenen Sühnungen für Verstösse beim Opfer aufgeführt
werden, bei Weitem die schwerste Pön für ein Opfer ohne
Dakshinä zu zahlen ist.3

Späterhin, in den Brähmana's und Sütra's, werden die
Ansprüche der Brahmanen beträchtlich höhere, ja sie gehen
bisweilen ins Maasslose. Um so erfreulicher mag es für uns
sein, zu constatiren, dass die Brahmanen im Yajurveda, wenn
sie auch ganz gut für sich zu sorgen verstanden, sich in dieser
Hinsicht doch noch in mässigen Grenzen halten, wie wir ja
auch bei der ständischen Scheidung noch ein humanes Maass
eingehalten sahen.

1 Mäitr. S. 4, 8, 3.

2 Sehr unzweideutig heisst es auch später in dem Gesetzbuch des
Manu [7, 84]: „Das beste von allen Opfern ist das, was man in des
Priesters Mund opfert; es fällt nicht vorbei, schrumpft nicht ein und
geht auch nimmer verloren" (s. Böhtlingk, Ind. Sprüche 4366).

8 In sehr naiver Weise findet sich an einer Stelle der Mäitr. 8.
(1, 4, 5) die Gesinnung der Priester ausgesprochen, denen das Opfer in
erster Linie als Quell materieller Vortheile galt. Es heisst dort: „Fol-
genden Ausspruch hat Kapivana Bhäuväyana gethan: Wozu opfert wohl
Derjenige mit dem Opfer, der das Opfer nicht wie eine Kuh melkt? Ja,
es lässt sich noch besser melken als eine Kuh!" (sudohataro hi gor iti.)
 
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