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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 2.1926-1928

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Band 2, Heft 1
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Sitzungsberichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.69978#0025

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HEFT 1

SITZUNGSBERICHTE

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seits RICNI-DICN, außerdem ist beiderseits in glei-
chem Material ein spitzer Schild mit Rosette eingelegt,
das Herr Closs als das lippische Wappen anspricht. Am
Knauf goldeingelegtes Kreuz auf der einen Seite, auf
der andern ein !(?). Das Schwert ist nach Länge und
Verhältnissen etwa in die erste Hälfte des 14. Jahrhun-
derts zu setzen. Ein sehr ähnliches, gleichfalls aus der
Jeetze stammendes Schwert befindet sich bereits in der
Zeughaussammlung (I. Nr. A. B. 7373).
3. Morion von blankem Eisen mit flachem, am
Rande ausgezacktem Kamm. Um 1530. Stammt ver-
mutlich aus dem Wiener Zeughaus (Abb. 3). Helm mit



[Abb. 3. Morion um 1530.

Abb. 2. Schwert 14. Jahrh.

ähnlicher Kammverzierung bezeichnet Boeheim als spanisch
und aus dem Heere Karls V. stammend (Boeheim H. d.
W. Fig. 38).
2. Herr Ad. Closs bringt nachstehende Punkte zum Vor-
trag:
1. Z. H. W. K. 10, 124 finden sich verschiedene sehr
interessante Abbildungen aus Ulrich von Richen-
tals Konstanzer Konzilbuch. Bei der einen S. 124,
Turnier Herzog Friedrichs v. Österreich mit Graf Hermann
v. Cilli, wird im Text S. 128 behauptet, die Turnierer
„seien mit mächtigen Ketten an die Sättel befestigt“.
Dies ist ein ausgesprochener „lapsus oculi“, die angeb-
lichen Ketten sind die in dieser Zeit üblichen Schellen-
gürtel, deren freies Ende hinten nachflattert.
Wenn ferner S. 127 gesagt wird, der Herzog trage seine
Stechtartsche auf der falschen Seite, so ist dabei verkannt,
daß auf derartigen Bildern die Personen durch ihre Wap-
pen in heraldischer Form kenntlich gemacht zu werden
pflegen; dabei muß der österreichische Schild auf die
rechte Seite unter den Helm zu stehen kommen, sodaß

von einem Versehen des Künstlers nicht die Rede sein kann.
Die beiden Helmzieren sind richtig zu blasonnieren als: bei
Habsburg ein Pfauenstoß, bei Cilli ein schwarzer Hahnen-
federbusch, davor eine silberne Straußfeder.
2. Die beiden Rüstungen der Figuren des h.
Georg und des h. Eustachius auf dem Baum-
gartner-Altar von A. Dürer (in der Alten Pinako-
thek in München) werden häufig als typisch für .den
Anfang des 16. Jahrhunderts in Kostümwerken abge-
bildet. Der Vortr. ist jedoch der Ansicht, daß diese
Rüstungen archaistisch gedacht sind und unter Zugrunde-
legung der spätgotischen Rüstung in der auch sonst bei
Künstlern dieser Zeit beobachteten Art als solche aus
vordenklicher Zeit charakterisiert sein sollen. Zur Begrün-
dung dieser Auffassung führt er an: die unmöglichen Schul-
terstücke mit den ganz am Rand sitzenden Stoßkragen,
die jede Aufwärtsbewegung der Arme unmöglich machen
würden, die gänzlich unbekannte Form des Unterarmzeugs
als Handschuhe, die an die Ellenbogenkacheln angenietet
scheinen, ferner die weit nach innen sich um den Ober-
schenkel herumlegenden Diechlinge (alles bei S. Ge-
org), bei S. Eustachius ebenfalls das hintere Schulterstück
und namentlich der Besatz von Panzergeflecht an der Länge
der Hosennaht.
3. Photographien einer im Kriminalmuseum des
Berliner Polizeipräsidiums befindlichen Streit-
axt (dort als Richtbeil bezeichnet). Die Axt selbst, die
durch einen Zapfen, der in ein Loch des Schaftes greift,
und durch eine gotische Schraube festgehalten wird, so-
daß das Beil auch quer gestellt als Hacke, und oben
in die Spitze als Schaufel eingesteckt werden kann,
kann nach ihrer Form, insbesondere auch der der
Schraube aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts stam-
men. Die Inschrift und das Wappen auf beiden Seiten
des Beils, mit der Jahreszahl 1511, dürfte jedoch frühe-
stens aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts stammen; die
an den Eisenbeschlägen des oberen Schaftendes eingra-
vierten Rittergestalten, die die Axt in der Hand halten,
dürften noch später sein, und erinnern an die Zeichnungen
bei Meyrick, Ancient armour.
27. Sitzung am 20. Mai 1925. 1. Herr D. D. Michelly
berichtet an Hand eines englischen illustrierten Artikels
über die Waffensammlung Stibbert in Florenz, die
ungeachtet ihres bedeutenden Umfangs und obgleich sie
sich bereits seit 1906 im Besitz der Stadt befindet, wenig
bekannt ist. Sie enthält in 56 Räumen etwa 18000 Gegen-
stände, meist europäischer aber auch orientalischer, na-
mentlich japanischer Herkunft. Ein illustrierter Katalog ist
von dem Leiter des Museums, Commendatore Alfredo Lenzi,
verfaßt. Eine eingehende Beschreibung, ebenfalls mit einer
großen Zahl von Abbildungen, von M. Charles Buttin, findet
sich im Septemberheft 1910 der Zeitschrift „Les Arts“.
2. Unter Leitung des Restaurators des Zeughauses, des
Herrn Fr. Rohde, wurde die Gewehrsammlung des
Zeughauses besichtigt, die nach jahrlanger Arbeit nun-
mehr in ihrer neuen Anordnung ein einzig dastehendesBild
der Entwicklung der Armbrüste, Pistolen und Gewehre des
16.—18. Jahrhunderts darbietet.
28. Sitzung am 27. Juni 1925. Herr P. Post legte eine
große Anzahl Harnischteile aus der Rüstkammer der
 
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