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ROBERT BOHLMANN: EIN PRUNKHARNISCH DES HERZOGS CHRISTIAN USW.
BAND 2
EIN PRUNKHARNISCH DES HERZOGS CHRISTIAN
VON BRAUNSCHWEIG
VON ROBERT BOHLMANN
Ein Harnisch von prächtigem Aussehen steht in
dem alten Schlosse der Herren v. Veltheim in
Harbke, und zwar als einziger derartiger Besitz
Abb, 1. Harnisch Herzog Christians von Braunschweig. Schloß Harbke.
metrisches Ornament ziert, das durch Hochätzung
kräftig herausgehoben ist. Die Bänder sind zwischen
den Verschlingungen abwechselnd mit großen fünf-
blättrigen Rosen belegt, die weiß auspoliert sind und
Abb. 2. Bildnis Herzog Christians von Braunschweig. Wien, Palais Cumberland.
des Hauses nicht in einer Rüstkammer, sondern
in einem größeren Zimmer. Hinter ihm sind
zwei zerschlissene Fahnen aufgestellt, vor ihm zwei
ungewöhnlich reiche Salutkanonen, Prachtstücke des
berühmten Hofbüchsenmachers J. S. Hanschka, wie
der Harnisch Kostbarkeiten der ehemaligen herzog-
lichen Harnischkammer zu Wolfenbüttel. Der Har-
nisch ist von poliertem und im Feuer angelassenem
Stahl, dessen Farbe von blau bis rotbraun schillert.
Mehr als die Hälfte der Oberfläche aber ist mit brei-
ten Schleifen und verschlungenen Bändern in matter
Vergoldung bedeckt, deren Grund ein reiches sym-
dadurch zu der prächtigen Farbenwirkung, blau, gold,
weiß, beitragen. (Abb. 1.)
Diesem Harnisch wird eine gewisse Verehrung zu-
teil, weil er ein historisches Stück sei, weil ihn
Herzog Christian, der bekannte Kriegsoberst, im
dreißigjährigen Kriege getragen habe. Eine Reliquie
wird dabei aufbewahrt: ein wildlederner Handschuh,
den die Dame, für die der „tolle Christian“ ritt und
stritt, ihm geschenkt haben soll, was aber nach der
Einfachheit dieses reichlich großen Handschuhs nicht
zu der anspruchsvollen Winterkönigin von Böhmen,
der englischen Königstochter, passen will. Für die
ROBERT BOHLMANN: EIN PRUNKHARNISCH DES HERZOGS CHRISTIAN USW.
BAND 2
EIN PRUNKHARNISCH DES HERZOGS CHRISTIAN
VON BRAUNSCHWEIG
VON ROBERT BOHLMANN
Ein Harnisch von prächtigem Aussehen steht in
dem alten Schlosse der Herren v. Veltheim in
Harbke, und zwar als einziger derartiger Besitz
Abb, 1. Harnisch Herzog Christians von Braunschweig. Schloß Harbke.
metrisches Ornament ziert, das durch Hochätzung
kräftig herausgehoben ist. Die Bänder sind zwischen
den Verschlingungen abwechselnd mit großen fünf-
blättrigen Rosen belegt, die weiß auspoliert sind und
Abb. 2. Bildnis Herzog Christians von Braunschweig. Wien, Palais Cumberland.
des Hauses nicht in einer Rüstkammer, sondern
in einem größeren Zimmer. Hinter ihm sind
zwei zerschlissene Fahnen aufgestellt, vor ihm zwei
ungewöhnlich reiche Salutkanonen, Prachtstücke des
berühmten Hofbüchsenmachers J. S. Hanschka, wie
der Harnisch Kostbarkeiten der ehemaligen herzog-
lichen Harnischkammer zu Wolfenbüttel. Der Har-
nisch ist von poliertem und im Feuer angelassenem
Stahl, dessen Farbe von blau bis rotbraun schillert.
Mehr als die Hälfte der Oberfläche aber ist mit brei-
ten Schleifen und verschlungenen Bändern in matter
Vergoldung bedeckt, deren Grund ein reiches sym-
dadurch zu der prächtigen Farbenwirkung, blau, gold,
weiß, beitragen. (Abb. 1.)
Diesem Harnisch wird eine gewisse Verehrung zu-
teil, weil er ein historisches Stück sei, weil ihn
Herzog Christian, der bekannte Kriegsoberst, im
dreißigjährigen Kriege getragen habe. Eine Reliquie
wird dabei aufbewahrt: ein wildlederner Handschuh,
den die Dame, für die der „tolle Christian“ ritt und
stritt, ihm geschenkt haben soll, was aber nach der
Einfachheit dieses reichlich großen Handschuhs nicht
zu der anspruchsvollen Winterkönigin von Böhmen,
der englischen Königstochter, passen will. Für die