HEFT 2
J. BERNHARDT: WÖRTER, WELCHE „SCHWERT“ BEDEUTEN
23
von zwei ganz gleichen Partisanen (A. 6212). Beide
tragen in Messingtauschierung die Marken
also die Marken des Klingenschmiedes Ulrich Dief-
stetter, der 1555—1589 in München tätig war5). Ein
Schwertspieß vom Ende des 15. Jahrh. im Armee-
museum (A 6107) hat die Marke
also den Passauer Wolf in Messingtauschierung und
somit die Marke eines Passauer Schwertschmiedes.
5) Z. H. W. K. 8, 370 ff. Hans Stöcklein, Münchner
Klingenschmiede.
WÖRTER, WELCHE „SCHWERT“ BEDEUTEN
VON J. BERNHARDT
Tacitus sagt in seiner Germania Kap. 6 von den
Germanen: rari gladiis utuntur, d. h. nur wenige
(nur hier und da einige) bedienen sich eines
Schwertes. Daß dies aber nicht buchstäblich zu ver-
stehen ist, geht aus andern Stellen hervor. Wenn
man auch von dem in Kap. 24 geschilderten Schwert-
tanz der Jünglinge absieht (denn dazu sind ver-
hältnismäßig nicht viele Schwerter nötig), so sagt
doch derselbe Schriftsteller im Kap. 18, daß bei
der Vermählung der Mann der Frau als Geschenke
ein gezäumtes Roß und einen Schild samt Speer und
Schwert gibt. Ebenso erwähnt Cassius Dio bei der
Schilderung der Kämpfe zwischen Cäsar und Ariovist
Schwerter bei den Germanen. Darum ist Müllen-
hoff der Meinung, das Schwert sei nur zurück-
getreten gegen den Kurzspeer (framea), der die
Hauptwaffe war und als Wurf- und Stoßwaffe
diente.
Welche Bezeichnungen hatten nun die Germanen
für das Schwert? Das gewöhnliche Wort ist eben
Schwert, althochdeutsch swert, altsächsisch swerd,
altnordisch swerdh, angelsächsisch sweord.
Es gibt aber noch ein älteres Wort. Im Gotischen
finden wir hairus (sprich herus), altsächsisch hem,
angelsächsisch heom, altnordisch hjorr. Man meint,
daß dies Wort in dem Namen der Cherusker stecke.
Für späteres /z nämlich erscheint in alten Zeiten
ch, so finden wir z. B. noch zur Zeit der Mero-
winger Namen wie Charibert = Herbert (zusammen-
gesetzt aus hart Heer und bert glänzend), Childe-
bert = Hildebert (hilde Kampf), Brunichilde = Brun-
hilde hieß die Gemahlin des Königs Sigibert, der
im Jahre 575 meuchlings ermordet wurde, usw.
Weit verbreitet war das Wort sax, sachs, nach
früherer Weise sahs geschrieben, im Altnordischen
sax, im Angelsächsischen seax. Mit diesem Wort
hängt der Name der Sachsen zusammen. Das sachs
war ein kürzeres Schwert oder Messer. Eine Zu-
sammensetzung davon ist scramasax. So erzählt
Gregor von Tours (IV 51) von dem soeben erwähnten
König Sigibert, daß die Mörder ihn mit starken
Messern (validis cultris), die man scramasaxe zu
nennen pflege, erstochen hätten. Was bedeutet dies
Wort? Man hat zunächst an das neuhochdeutsche
Wort Schramme gedacht. Dies bedeutete früher
nicht nur eine Ritzung der Oberfläche, sondern
Wunde überhaupt. Man könnte einwenden, Wunden
zu machen sei keine besondere Eigenschaft des sax,
das tue jedes Schwert. Wenn man sich aber er-
innert, daß sax auch andere Geräte bezeichnete:
scarsahs Schermesser, altniederdeutsch metisahs Eß-
messer, so könnte jene Erklärung doch eine Be-
rechtigung haben; der Zusatz scrama würde dann
genauer angeben, welches sahs gemeint sei.
Das Wort scrama (? scramus, scramum) kommt
auch für sich allein vor. In den Gesetzen der West-
goten heißt es, die meisten Krieger sollten aus-
gerüstet sein scutis, spatis, scramis, lanceis sagittis-
J. BERNHARDT: WÖRTER, WELCHE „SCHWERT“ BEDEUTEN
23
von zwei ganz gleichen Partisanen (A. 6212). Beide
tragen in Messingtauschierung die Marken
also die Marken des Klingenschmiedes Ulrich Dief-
stetter, der 1555—1589 in München tätig war5). Ein
Schwertspieß vom Ende des 15. Jahrh. im Armee-
museum (A 6107) hat die Marke
also den Passauer Wolf in Messingtauschierung und
somit die Marke eines Passauer Schwertschmiedes.
5) Z. H. W. K. 8, 370 ff. Hans Stöcklein, Münchner
Klingenschmiede.
WÖRTER, WELCHE „SCHWERT“ BEDEUTEN
VON J. BERNHARDT
Tacitus sagt in seiner Germania Kap. 6 von den
Germanen: rari gladiis utuntur, d. h. nur wenige
(nur hier und da einige) bedienen sich eines
Schwertes. Daß dies aber nicht buchstäblich zu ver-
stehen ist, geht aus andern Stellen hervor. Wenn
man auch von dem in Kap. 24 geschilderten Schwert-
tanz der Jünglinge absieht (denn dazu sind ver-
hältnismäßig nicht viele Schwerter nötig), so sagt
doch derselbe Schriftsteller im Kap. 18, daß bei
der Vermählung der Mann der Frau als Geschenke
ein gezäumtes Roß und einen Schild samt Speer und
Schwert gibt. Ebenso erwähnt Cassius Dio bei der
Schilderung der Kämpfe zwischen Cäsar und Ariovist
Schwerter bei den Germanen. Darum ist Müllen-
hoff der Meinung, das Schwert sei nur zurück-
getreten gegen den Kurzspeer (framea), der die
Hauptwaffe war und als Wurf- und Stoßwaffe
diente.
Welche Bezeichnungen hatten nun die Germanen
für das Schwert? Das gewöhnliche Wort ist eben
Schwert, althochdeutsch swert, altsächsisch swerd,
altnordisch swerdh, angelsächsisch sweord.
Es gibt aber noch ein älteres Wort. Im Gotischen
finden wir hairus (sprich herus), altsächsisch hem,
angelsächsisch heom, altnordisch hjorr. Man meint,
daß dies Wort in dem Namen der Cherusker stecke.
Für späteres /z nämlich erscheint in alten Zeiten
ch, so finden wir z. B. noch zur Zeit der Mero-
winger Namen wie Charibert = Herbert (zusammen-
gesetzt aus hart Heer und bert glänzend), Childe-
bert = Hildebert (hilde Kampf), Brunichilde = Brun-
hilde hieß die Gemahlin des Königs Sigibert, der
im Jahre 575 meuchlings ermordet wurde, usw.
Weit verbreitet war das Wort sax, sachs, nach
früherer Weise sahs geschrieben, im Altnordischen
sax, im Angelsächsischen seax. Mit diesem Wort
hängt der Name der Sachsen zusammen. Das sachs
war ein kürzeres Schwert oder Messer. Eine Zu-
sammensetzung davon ist scramasax. So erzählt
Gregor von Tours (IV 51) von dem soeben erwähnten
König Sigibert, daß die Mörder ihn mit starken
Messern (validis cultris), die man scramasaxe zu
nennen pflege, erstochen hätten. Was bedeutet dies
Wort? Man hat zunächst an das neuhochdeutsche
Wort Schramme gedacht. Dies bedeutete früher
nicht nur eine Ritzung der Oberfläche, sondern
Wunde überhaupt. Man könnte einwenden, Wunden
zu machen sei keine besondere Eigenschaft des sax,
das tue jedes Schwert. Wenn man sich aber er-
innert, daß sax auch andere Geräte bezeichnete:
scarsahs Schermesser, altniederdeutsch metisahs Eß-
messer, so könnte jene Erklärung doch eine Be-
rechtigung haben; der Zusatz scrama würde dann
genauer angeben, welches sahs gemeint sei.
Das Wort scrama (? scramus, scramum) kommt
auch für sich allein vor. In den Gesetzen der West-
goten heißt es, die meisten Krieger sollten aus-
gerüstet sein scutis, spatis, scramis, lanceis sagittis-