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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 2.1926-1928

DOI issue:
Band 2, Heft 11
DOI article:
Gessler, Eduard Achilles: Vom Wurfbeil des 15. Kahrhunderts
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.69978#0261

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ZEITSCHRIFT FÜR HISTORISCHE WAFFEN- UND KOSTÜMKUNDE
NEUE FOLGE, BAND 2 (11) JULI 1928 Heft 11

VOM WURFBEIL DES 15. JAHRHUNDERTS
VON E. A. GESSLER

Das mittelalterliche Wurfbeil hat W. Rose so ein-
gehend beschrieben, die erhaltenen zehn Stücke wie-
dergegeben, ihre Maße in einer Tabelle mitgeteilt
und auch sonstiges zeitgenössisches Bildmaterial bei-
gebracht, daß hier nichts davon wiederholt zu wer-
den braucht1 2). Seine Verbreitung wird an Hand der
Quellen auf Süddeutschland und das slavische Ge-
biet, vor allem Böhmen, festgelegt.
Unter den auf uns gekommenen Stücken finden
sich zwei in schweizerischen Museen. Das eine
aus der ehern. Sammlung G. Bleuler, Bern, (No. 8)
befindet sich nicht im Historischen Museum von Bern,
sondern seit 1912 im Schweizerischen Landesmuseum
und ist kürzlich aufs neue konserviert worden, so
daß seine Formen auf der Photographie nun deutlich
sichtbar sind. Die Beschreibung Roses stimmt daher
nicht mehr in allen Teilen und auch die Maße haben
sich, wenn auch nur wenig, verändert. Der Fundort
ist nicht Zürich, sondern es wurde am Buchberg bei
Wangen in der schwyzerischen March zutage geför-
dert. Ein oberer Dorn war nie vorhanden.
Das Wurfbeil ist aus einem Stück Eisen ge-
schmiedet, sein Griff läuft unten in eine massive
(nicht hohle) scharfe Spitze von sechseckigem Quer-
schnitt aus und ist zum Handgriffteil schräg abge-
setzt; dieser ist als flache Griffangel konstruiert,
von rechteckigem Querschnitt und hat drei durch-
gehende Löcher für die Nietstifte, welche den Griff-
belag aus Holz oder Horn festzuhalten hatten; zwei
dieser eisernen Stifte sind noch vorhanden. Diese
Griffangel geht in den flachen Stiel über, dieser
verschmälert sich dabei, sein Querschnitt bleibt
gleich. In derselben Dicke leitet der Stiel nach vorn
in die Beilklinge über, ihr Hals ist zu ihm recht-
winklig abgebogen und von gleicher Breite. Auf
gleiche Weise ist auch die schmale Klinge aus dem
Hals geschmiedet; sie zeigt ein rundes Loch in ihrer
Wurzel, welches entweder für einen Anhängeriemen
oder eine Wurfleine bestimmt war. Die Mitte der
Beilklinge liegt über dem Hals, läuft von hier beid-
seitig spitz zu und geht in eine verstärkte Spitze von
U Z. H.W.K., 2, 239ff. u. 355ff. — Ferner N. F. 1 (10)
151 ff.
2) N. F. 1 (10), S. 153, Abb. 8. — Ferner S. 156, S. 153,
Abb. 10.

vierkantigem Querschnitt über; der untere Teil der
Klinge ist kurz und schräg gegen den Hals abge-
schnitten. Die Schneide ist schwach nach außen ge-


bogen und nur einseitig geschliffen. Nach hinten
ragte aus dem Stiel ehemals ein Rückendorn heraus,
dieser ist abgebrochen, so daß das Ende nun ham-
merförmig aussieht3) (Abb. 1). Die Herkunft des
zweiten Stückes (No. 10), das jetzt im Historischen
Museum von Bern aufbewahrt ist, dürfte unsicher
sein. Jedenfalls haben wir in den beiden Wurfbeilen
Zufallsfunde vor uns, welche keinen Rückschluß zu-
3) Die Maße sind: Gesamtlänge von der oberen nach
der unteren Spitze 40 cm. — Breite vom (Hammer) Ende
bis zur Schneide 11cm. — Länge der Schneide 16 cm. —
Länge des Halses vom Stiel bis zur Schneide 4,5 cm. —
Länge des Stiels bis zum Griffdorn, einschließlich der
Angel 23,5 cm. — Breite des Stiels 2,5 cm. — Länge
des Griffdorns 6 cm. — Gewicht 465 Gr. — Die Maß-
unterschiede entstanden durch den Wegfall alter Konser-
vierungsschichten und total verrosteter Teile.

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