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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 2.1926-1928

DOI Heft:
Band 2, Heft 11
DOI Artikel:
Weyersberg, Albert: Die Verschleppung der Waffenherstellung durch Solinger Handwerksbrüder
DOI Artikel:
Ost, Paul: Die Tragweise der Kapuzen des Herjolfsnes
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.69978#0268

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256

PAUL POST: DIE TRAGWEISE DER KAPUZEN VON HERJOLFSNES.

BAND 2

licherweise eher auf diß verlockenden Verheißungen
der fremden Werber. 1794/96 fanden Auswande-
rungen nach Nord-Amerika, 1796 nach Danzig-
Silberhammer und 1797 nach Lothringen, dem 1735
gegründeten Klingenthal im Elsaß statt, und noch
nach manchen anderen Orten, wie Lüttich und
Oberndorf in Württemberg, werden Übersiedlungen
erfolgt sein.

Unbeschadet dieser Abwanderungen und mannig-
facher Umwälzungen und Umstellungen hat die So-
linger Klingenindustrie ihre Bedeutung aufrecht zu
erhalten gewußt, auch bis in die Zeit der Walzen
und Maschinen hinein. Allerdings haben diese die
alte Handfertigkeit und Handwerkskunst mehr und
mehr geschmälert und erleichtern Verschleppungen
und Verpflanzungen wesentlich.

DIE TRAGWEISE DER KAPUZEN VON HERJOLFSNES
VON PAUL POST

An dieser Stelle wurde bereits wiederholt und
seiner unschätzbaren Bedeutung angemessen der
Fund mittelalterlicher Trachten gewürdigt, den wir
den Grabungen Paul Nörlunds auf Grönland im Jahre
1921 danken1). Trotz der vorbildlichen Veröffent-
lichung durch den verdienstvollen Ausgräber stellen
sie der Kostümkunde noch eine ganze Reihe von Rät-
seln. Es soll hier der Versuch gemacht werden, ein
trachtlich ganz besonders lockendes Problem zu
lösen, auf eine Weise, die zugleich einen neuen An-
haltspunkt für die Datierung eines Teils des Fun-
des bietet2).
Zu den reizvollsten Funden gehört die stattliche
Zahl von 17 Kapuzen, die Nörlund nach Schnitt und
Form in zwei Gruppen teilt. Die erste Gruppe mit
langem Kragen und eingesetztem Keil auf der Brust,
im ganzen nur fünf Exemplare (Nörlund Nr. 66—70),
von denen wir ein besonders gut erhaltenes abbilden
(Abb. 1), datiert Nörlund überzeugend durch Ver-
gleich mit zeitgenössischen Darstellungen in die
zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die übrigen
zwölf (Nörlund Nr. 71—82) nimmt Nörlund wegen
der reiferen Machart des im übrigen verkümmerten
Kragens als jünger an, dem 15. Jahrhundert ange-
hörig (Abb. 2). An die Stelle des vorderen mittleren
Keils sind hier zwei seitliche Sclhulterkeile getreten,
um dem Kragen die genügende Weite zu geben.
Einen sicheren Anhalt für die Datierung dieser zwei-
ten Gruppe dürfte nun ihre Tragweise geben, die
Nörlund einiges Kopfzerbrechen bereitet und deren
Klärung den Gegenstand dieser Untersuchung bildet.
Nörlund ist nämlich nicht die auffallend

x) Als Vortrag wurden die Ergebnisse bereits den Ber-
liner Mitgliedern in der Sitzung bekannt gemacht.
2) Bericht des Verf. über die Grabungen in der 1. Sitzung
der Berliner Mitglieder. Z. H. W. K. 1, 38. Besprechung
der Veröffentlichung durch W. Bruhn. Z. H. W. K. N. F.
1, 238.

enge Halsöffnung der ganzen Gruppe ent-
gangen, deren Weite im allgemeinen zwischen
40 bis 47 cm schwankt, und nur in zwei Fällen


Abb. 1.
das Maß von 52 cm erreicht; doch glaubt er
sie mit der Schmalköpfigkeit erklären zu können,
die der anatomische Befund der Schädelmessungen
an den Skeletten von Herjolfsnes in der Tat ergeben
hat3). Nach unseren Berechnungen und Vergleichen
3) Meddelelser om Grönland Teil III. Fr. C. C. Hansen.
Anthropologia medici-historica Gronlandiae antiquae I.
Herjolfsnes. Kap. V.
 
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