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SITZUNGSBERICHTE
BAND 2
Ganz eigenartig mutet endlich allen diesen Gemälden
gegenüber ein vom französischen Standpunkt gesehenes
Bild der Schlacht an. Es ist dies ein schon von Charles
Foulkes (European Arms and Armour in the university
of Oxford. Oxford 1912) besprochenes Bild, das angeblich
nach Plänen oder Besprechungen von Augenzeugen ge-
malt sein soll. Als Kennzeichnung der Schlacht bei Pavia
dienen neben den alten Inschriften auf dem Rahmen auch
die über einzelnen Personen und Gruppen auf dem Bilde
angebrachten Inschrifttafeln, auf denen aber nur fran-
zösische, spanische und italienische Führer genannt sind,
während deutsche Namen vollständig fehlen. Schon ein
Blick auf den Situationsplan und auf das Bild von Rup-
recht Heller ergibt den Nachweis der nur auf Phantasie
beruhenden Gliederung der Landschaft des Oxforder Ge-
mäldes. Die Hauptdarstellung bilden überdies die Reiter-
kämpfe, obgleich gerade diese Schlacht durch die Über-
legenheit der deutschen Landsknechte und spanischen
Arkebusiere über die veraltete Kampftechnik vollgehar-
nischter Ritter gewonnen wurde. Von ersteren erblickt
man aber nur recht wenige, und unter den vielen Namen
der Führer auf den Schrifttafeln vermißt man vor allem
den Namen des Mannes, der die Schlacht entschied, des
Georg von Frundsberg. Der Grund dieser einseitigen
Schilderung dürfte nach der annehmbaren Vermutung
Stöckleins wohl darin zu suchen sein, daß der Be-
steller des Bildes ein französischer Fürst oder Ritter war,
der nur eine Erinnerung an den ritterlichen Kampf der
Reitergeschwader besitzen wollte und nicht eine Darstel-
lung des Sieges der Landsknechte und Feuerschützen über
das sterbende Rittertum.
Auf Grund seiner Untersuchungen kommt daher Stöck-
lein zu dem nicht nur für die allgemeine Kunstgeschichte,
sondern insbesondere für die historische Waffenkunde
wichtigen Resultat, daß die Tafel des Ruprecht Heller
das einzige Bild ist, das auf persönlicher Anschauung be-
ruht und uns damit die größte Schlacht des 16. Jahrhun-
derts anschaulich vor Augen stellt.
"Walther Rose.
„Artilleristische Rundschau für das gesamte
Artilleriewesen“. Zweimonatlich, Barbara Ver-
lag in München, Ludwigstraße 8.
Die Historische Waffenkunde ist bestrebt, aus der
Kenntnis des jeweiligen Zustandes der Waffen deren Be-
deutung für den Kriegswert je zu ihrer Zeit zu ermessen,
der fortschreitenden Waffenentwicklung zu folgen, in
ihr neue Anfänge und die Übergänge zu den Kriegs-
waffen der Gegenwart zu erkennen. Diese Entwick-
lung war stets abhängig von dem, was die Technik zu
leisten vermochte, um neuen und erhöhten Ansprüchen an
die einzelnen Waffen zu entsprechen; zeitweise voll-
zog sie sich langsam, dann wieder plötzlich, um in
fast sich überstürzender Schnelligkeit alles von Grund
aus zu ändern. Die fünf Jahre des Weltkrieges haben eine
Umwälzung des Waffenwesens bewirkt, wie sie bei einer
Fortdauer des Friedens wohl kaum in 100 Jahren ein-
getreten wäre. Die kühnsten Erfinderträume hätten schon
der phantastischen Versuchskosten wegen sich nicht in
die Tat umsetzen lassen. Was in dieser Beziehung für
die Artillerie, bei der durch den Weltkrieg so wesentlich
gesteigerten Wertschätzung dieser Waffe geleistet worden
ist, was trotz der seit her verflossenen kurzen Zeit von
ihr schon historisch geworden ist, verdient die ganz
besondere Beachtung aller waffengeschichtlich Gerich-
teten. Die Artilleristische Rundschau, die diesen
vielfach völlig unbekannten Vorgängen nachgeht, sei un-
serm Leserkreise dieserhalb wärmstens empfohlen.
B. Rathgen.
Bücher
Francis M. Kelly & Randolph Schwabe. Historie costume.
A chronicle of fashion in Western Europe 1490—1790.
B. T. Batsford Ltd. London. 94 High Holborn. 268
Seiten, 6 Taf., 182 Abb.
Waffen- und kostümgeschichtiiche Aufsätze in anderen Zeit-
schriften.
August Groß. Vorlagen der Werkstätte des Lucio.
Piccinino Jahrb. der kunstgesch. Samml. in Wien. Bd.
XXXVI. S. 123 ff.
Charles Buttin. Le tombeau d’Ulrich de Werdt ä l’eg-
lise Saint-Guillaume ä Strassbourg. Etüde zur l’Armement
au XIV. siecle (le moitie). Archives Alsaciennes d’histoire
de l’Art. 1925. S. 41 f.
Freund. Eine Vermehrung der Kostümbestände im Lon-
doner Museum. Darmstädter Tageblatt Nr. 162. 1926.
SITZUNGSBERICHTE
Bericht über die 14. ordentliche Mitgliederversamm-
lung des Vereins für Historische Waffenkunde in
Dresden am 18.—20. Juni 1926.
Geschäftssitzungen und Beschlüsse.
Freitag, den 18. früh 9 Uhr trat zunächst derVorstand
zu einer Sitzung zusammen. Anwesend 10 Vorstandsmit-
glieder. Herr Dreger stellte die ordnungsgemäße Ladung
und Beschlußfähigkeit fest und wies auf die große Wichtig-
keit der diesmaligen Tagung hin. Hierauf entwickelte Herr
Michelly an der Hand seines Rechenschaftsberichtes ein
Bild von der ungünstigen Finanzlage des Vereins. Nach
längerer Aussprache wurde gemäß dem Vorschläge des ge-
schäftsführenden Ausschusses daher einstimmig beschlossen,
der Mitgliederversammlung die nachträgliche Erhöhung
des Jahresbeitrages für 1926 auf 15.— Mk. und von
1927 ab auf 20.— Mk. vorzuschlagen, trotzdem die einer
solchen Erhöhung entgegenstehenden Bedenken voll ge-
würdigt wurden. — Angesichts der völlig unübersichtlichen
Verhältnisse soll die Mitgliederversammlung wiederum er-
sucht werden, dem Vorstande die Wahl des Ortes der
nächsten Mitgliederversammlung zu überlassen. — Die
Herren Binder und Cloß wurden erneut als Rechnungsprüfer
gewählt.
10,30 vorm. schloß sich die 14. ordentliche Mitglie-
derversammlung an. Anwesend waren folgende Mitglie-
der: Cyril Andrade (London), Raymond Bartel (New York),
Paul Beckmann (Solingen), Robert Bohlmann, Baron von
SITZUNGSBERICHTE
BAND 2
Ganz eigenartig mutet endlich allen diesen Gemälden
gegenüber ein vom französischen Standpunkt gesehenes
Bild der Schlacht an. Es ist dies ein schon von Charles
Foulkes (European Arms and Armour in the university
of Oxford. Oxford 1912) besprochenes Bild, das angeblich
nach Plänen oder Besprechungen von Augenzeugen ge-
malt sein soll. Als Kennzeichnung der Schlacht bei Pavia
dienen neben den alten Inschriften auf dem Rahmen auch
die über einzelnen Personen und Gruppen auf dem Bilde
angebrachten Inschrifttafeln, auf denen aber nur fran-
zösische, spanische und italienische Führer genannt sind,
während deutsche Namen vollständig fehlen. Schon ein
Blick auf den Situationsplan und auf das Bild von Rup-
recht Heller ergibt den Nachweis der nur auf Phantasie
beruhenden Gliederung der Landschaft des Oxforder Ge-
mäldes. Die Hauptdarstellung bilden überdies die Reiter-
kämpfe, obgleich gerade diese Schlacht durch die Über-
legenheit der deutschen Landsknechte und spanischen
Arkebusiere über die veraltete Kampftechnik vollgehar-
nischter Ritter gewonnen wurde. Von ersteren erblickt
man aber nur recht wenige, und unter den vielen Namen
der Führer auf den Schrifttafeln vermißt man vor allem
den Namen des Mannes, der die Schlacht entschied, des
Georg von Frundsberg. Der Grund dieser einseitigen
Schilderung dürfte nach der annehmbaren Vermutung
Stöckleins wohl darin zu suchen sein, daß der Be-
steller des Bildes ein französischer Fürst oder Ritter war,
der nur eine Erinnerung an den ritterlichen Kampf der
Reitergeschwader besitzen wollte und nicht eine Darstel-
lung des Sieges der Landsknechte und Feuerschützen über
das sterbende Rittertum.
Auf Grund seiner Untersuchungen kommt daher Stöck-
lein zu dem nicht nur für die allgemeine Kunstgeschichte,
sondern insbesondere für die historische Waffenkunde
wichtigen Resultat, daß die Tafel des Ruprecht Heller
das einzige Bild ist, das auf persönlicher Anschauung be-
ruht und uns damit die größte Schlacht des 16. Jahrhun-
derts anschaulich vor Augen stellt.
"Walther Rose.
„Artilleristische Rundschau für das gesamte
Artilleriewesen“. Zweimonatlich, Barbara Ver-
lag in München, Ludwigstraße 8.
Die Historische Waffenkunde ist bestrebt, aus der
Kenntnis des jeweiligen Zustandes der Waffen deren Be-
deutung für den Kriegswert je zu ihrer Zeit zu ermessen,
der fortschreitenden Waffenentwicklung zu folgen, in
ihr neue Anfänge und die Übergänge zu den Kriegs-
waffen der Gegenwart zu erkennen. Diese Entwick-
lung war stets abhängig von dem, was die Technik zu
leisten vermochte, um neuen und erhöhten Ansprüchen an
die einzelnen Waffen zu entsprechen; zeitweise voll-
zog sie sich langsam, dann wieder plötzlich, um in
fast sich überstürzender Schnelligkeit alles von Grund
aus zu ändern. Die fünf Jahre des Weltkrieges haben eine
Umwälzung des Waffenwesens bewirkt, wie sie bei einer
Fortdauer des Friedens wohl kaum in 100 Jahren ein-
getreten wäre. Die kühnsten Erfinderträume hätten schon
der phantastischen Versuchskosten wegen sich nicht in
die Tat umsetzen lassen. Was in dieser Beziehung für
die Artillerie, bei der durch den Weltkrieg so wesentlich
gesteigerten Wertschätzung dieser Waffe geleistet worden
ist, was trotz der seit her verflossenen kurzen Zeit von
ihr schon historisch geworden ist, verdient die ganz
besondere Beachtung aller waffengeschichtlich Gerich-
teten. Die Artilleristische Rundschau, die diesen
vielfach völlig unbekannten Vorgängen nachgeht, sei un-
serm Leserkreise dieserhalb wärmstens empfohlen.
B. Rathgen.
Bücher
Francis M. Kelly & Randolph Schwabe. Historie costume.
A chronicle of fashion in Western Europe 1490—1790.
B. T. Batsford Ltd. London. 94 High Holborn. 268
Seiten, 6 Taf., 182 Abb.
Waffen- und kostümgeschichtiiche Aufsätze in anderen Zeit-
schriften.
August Groß. Vorlagen der Werkstätte des Lucio.
Piccinino Jahrb. der kunstgesch. Samml. in Wien. Bd.
XXXVI. S. 123 ff.
Charles Buttin. Le tombeau d’Ulrich de Werdt ä l’eg-
lise Saint-Guillaume ä Strassbourg. Etüde zur l’Armement
au XIV. siecle (le moitie). Archives Alsaciennes d’histoire
de l’Art. 1925. S. 41 f.
Freund. Eine Vermehrung der Kostümbestände im Lon-
doner Museum. Darmstädter Tageblatt Nr. 162. 1926.
SITZUNGSBERICHTE
Bericht über die 14. ordentliche Mitgliederversamm-
lung des Vereins für Historische Waffenkunde in
Dresden am 18.—20. Juni 1926.
Geschäftssitzungen und Beschlüsse.
Freitag, den 18. früh 9 Uhr trat zunächst derVorstand
zu einer Sitzung zusammen. Anwesend 10 Vorstandsmit-
glieder. Herr Dreger stellte die ordnungsgemäße Ladung
und Beschlußfähigkeit fest und wies auf die große Wichtig-
keit der diesmaligen Tagung hin. Hierauf entwickelte Herr
Michelly an der Hand seines Rechenschaftsberichtes ein
Bild von der ungünstigen Finanzlage des Vereins. Nach
längerer Aussprache wurde gemäß dem Vorschläge des ge-
schäftsführenden Ausschusses daher einstimmig beschlossen,
der Mitgliederversammlung die nachträgliche Erhöhung
des Jahresbeitrages für 1926 auf 15.— Mk. und von
1927 ab auf 20.— Mk. vorzuschlagen, trotzdem die einer
solchen Erhöhung entgegenstehenden Bedenken voll ge-
würdigt wurden. — Angesichts der völlig unübersichtlichen
Verhältnisse soll die Mitgliederversammlung wiederum er-
sucht werden, dem Vorstande die Wahl des Ortes der
nächsten Mitgliederversammlung zu überlassen. — Die
Herren Binder und Cloß wurden erneut als Rechnungsprüfer
gewählt.
10,30 vorm. schloß sich die 14. ordentliche Mitglie-
derversammlung an. Anwesend waren folgende Mitglie-
der: Cyril Andrade (London), Raymond Bartel (New York),
Paul Beckmann (Solingen), Robert Bohlmann, Baron von