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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 2.1926-1928

DOI issue:
Band 2, Heft 11
DOI article:
Czermak, Wilhelm: Das Landeszeughaus zu Graz und seine Bestände
DOI article:
Sitzungsberichte
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.69978#0277

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HEFT 11

SITZUNGSBERICHTE

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eigentliche Artillerie stießen, sondern auf Maschinen,
die die Granaten warfen.
Im 13. Jahrhundert war den Russen eine Reihe von
verschiedenartig eingerichteten Kampfmaschinen bekannt.
Wir begegnen ihnen in den Jahrbüchern unter dem Na-
men ,,Samostrel“-Armbrust, für deren Bedienung einige
Dutzend Menschen gebraucht wurden. Ferner „Parok“
und „Puskitsch“ — diese beiden sind wahrscheinlich
Schleudermaschinen vom Typ des arabischen „Mand-
janik“. Außerdem finden wir noch die Benennungen
„Nozgrad“ und „Taran“, deren Konstruktion unbekannt
ist, welche man aber den Mauerbrechern zuschreiben muß.
In das Jahr 1301 gehört die Erzählung der Chronik von
der Belagerung der Schwedischen Festung Landskrona
in der Newamündung durch den Großfürsten Andreas,
während der die Russen die Festungswerke durch das
Feuer ihrer Maschinen verbrannt haben.
Das Wort „Poroch“ findet sich zum ersten Male im
Denkmal der russischen Schriftsprache, im sogenannten
„Nowgarodski Wörterbuche“, das vom Jahre 1282 da-
tiert ist.
Die im Museum von Saratow entdeckten Granaten muß
man für mongolische halten, weil sie bei Ausgrabung
der mongolischen Städte (am Schlüsse des 13. und Be-
ginn des 14. Jahrhunderts) gefunden worden sind.
Eine lange Reihe historischer Dokumente bezeugt die
ungewöhnliche Höhe militärischer Einrichtungen der mon-
golischen Eroberer des 13.—14. Jahrhunderts, die mit
allen Arten der gleichzeitigen Kriegstechnik bekannt
waren (Liegnitz 1241). Zur Zeit der Belagerungen der
russischen Festungsstädte, die durchgehend aus Holz ge-
baut waren, war die Wirkung der Brandkugeln schreck-
lich, dem Blitze ähnlich, weil sie die belagerten Orte
völlig zu Trümmerhaufen verwandelte, deren Reste wir bei
den jetzigen Ausgrabungen finden.
W. v. Arendt.
Eine Hakenbüchse des 15. Jahrhunderts. Bei Ausgrabun-
gen in Borschengrün bei Sandau (Böhmen) wurde mit
einer Anzahl kantiger, langhülsiger Pfeilspitzen, einem
Spießeisen und Steinkugeln von zwei Kalibern das

Stück einer Hakenbüchse gefunden. Das Material
| ist Bronze, patiniert bis auf die obere Bruch-
stelle. Die Länge des erhaltenen Laufstückes be-
trägt 27,00 cm, der äußere Laufdurchmesser über dem
Haken 5,00 cm, an der Mundfriese 6,3 cm. Der Lauf ist
äußerlich achtkantig. Die Seele soll ziemlich weit und
rund gebohrt sein. Nimmt man an, daß analog voll-
ständiger Stücken — der Haken Vs Lauflänge hinter der
Mündungsfläche sitzt, so hat die Gesamtlänge des unbe-
schädigten Stückes 105,00 cm betragen. Der Haken weist
eine Längsrille auf und ist von vorn nach hinten stufen-
förmig ausgeschnitten. Der Lauf ist durch zwei acht-
kantige Ringe verziert, deren hinterer ein Flechtmuster
aufweist. Dasselbe Muster zeigt auch die Mundfriese.
Das Schloß von Borschengrün ist im August 1452 er-
obert und zerstört worden, wie verschiedene Aktenstücke
im Egerer Archiv zeigen. Sie lauten im Auszuge: ...
(Gradl-Chroniken e E Eger 1077)
— nachdem ir mugt vernomen haben, daz wir uff ge-
stern Borssengrun, die vesten, haben berennen und bele-
gen lassen mit einer anezal Volkes und ettliche(m) ge-
zewge, die dann mit schiessen und andern zcu der
vesten arbeytten und auff heint bey nacht angehaben
haben, ist unser meynung und begeren an euch, mit ern-
stem fleyß bittend, daz ir uns fünfzehn gut(er) schuczen
und gesellen schicken wollet...
Ferner ein unadressiertes Konzept (Gradl ebenda.
1081), wahrscheinlich an den Rat von Nürnberg, vom
21. Aug. 1452.
ir habet... wol vernomen ... wy wir ... im (dem Herrn
von Plauen) ein sloß, Borssengrun genant, angewunnen,
daz ausgebrant und gebrochen und hernachmais auch
schaden mit brand und name getan haben... zu sulchen
Sachen wir dan gebruch haben an fewerwerk als: an
pfeylen und kugeln, dy uns zu unsern Sachen wol
dyntten... so bitten wir, ir wollet uns sulchs fewer-
werks auf ein zentner werden und widerfuren lassen.
Da das Bohren und Gießen längerer Bronzeläufe erst
verhältnismäßig spät beginnt, kann man die Entstehung
der Büchse an das Ende des ersten Viertels des 15. Jahr-
hunderts setzen. E. R.

SITZUNGSBERICHTE

52.-54. Sitzung der Berliner Mitglieder im Zeughaus.
52. Sitzung am 18. Januar 1928. Anwesend waren Frau
Dihle, Frau Geisenheimer (als Gast) und die Herren
Cziermack, Closs, Dreger, Eckardt, Funck, Leonhardy,
Michelly, Mützel, Post, Rohde, Sonnenberg, van Thiemen
aus Holland (als Gast), Weinitz.
Herr Mützel erstattet ausführlichen Bericht über
eine ausgedehnte Reise, die ihn zu Kostümstudien-
zwecken in eine große Reihe völkerkundlicher und Ko-
stümsammlungen führte, u. a. nach Amsterdam, London,
Paris, Cöln, München, Wien, Budapest.
53. Sitzung am 15. Februar 1928. Anwesend: Frau Dihle,
die Herren Bohlmann, Closs, Czermack, Eckardt, Funck,
Ilgner, Locht, Michelly, Mützel, Post, Rohde, Sonnenberg,
Trapp.
Herr Post führte unter Benutzung eines probeweise
entliehenen Lichtbiltiapparats eine große Zahl waffen-

geschichtlich sehr lehrreicher Miniaturen aus
zwei um 1326 entstandenen englischen Hand-
schriften des Walter de Milemete vor, dem über
de nobilitatibus usw. aus der Christchurch Bibi, von
Oxford und dem über de secretis usw. aus der Biblio-
thek des Earl of Leicester in Holkham, veröffentlicht
vom Roxburghe Club, 1913. Ein Bericht über die an die
Vorführung anknüpfende sehr angeregte Diskussion wird
nach deren Abschluß in einer der nächsten Sitzungen
erfolgen.
54. Sitzung am 21. März 1928. Anwesend: Frau Dihle,
die Herren Boelcke, Eckardt, Kekule von Stradonitz, Leon-
hardy, Locht, Michelly, Rohde, Sonnenberg, Sterzei,
Weinitz.
1. Herr Rohde zeigt in der Sammlung die neuaufge-
stellten Schränke mit Zündungen für Geschütze.
2. Herr Sterzei berichtet über eine preußische be-

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