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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 2.1926-1928

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Band 2, Heft 6
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Sitzungsberichte
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.69978#0162

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SITZUNGSBERICHTE — LITERATUR

BAND 2

eines Kettengeflechts am Hals und Ärmel, als Brigantine
am Rockschoß angesehen sind, deuten bei letzterem ein
Muster an, das auch sonst auf Trachten dieser Zeit anzu-
treffen ist. Im übrigen sind diese kleinen Kreise ein Mittel
der Schattierung, wie es auf dem flatternden Mantel, am
Hut usw. wiederkehrt. Die Datierung scheint im Hinblick
auf die Sackärmelform, insbesondere ihre Kürze am Hand-
gelenk, wegen des hohen Stehkragens und aus allgemeinen
stilistischen Gründen etwas zu spät. Post schlägt Datie-
rung 1410—1420 vor. Herr Mützel ergänzt die kostüm-
liche Berichtigung noch dahin, daß der Mantel kein Schul-
termantel, sondern ein auf beiden Seiten offener Mantel
sei, entsprechend der Gestalt des späteren Heroldsmantels

(„Poncho“). Im Hinblick auf die augenscheinlich vor-
nehme Tracht des Reiters, den Ehrenpreis und Stab in der
Hand, lehnt Herr Binder die Bestimmung als Gries-
wärtel ab. Er schlägt vor, in dem Reiter den siegreichen
Ritter nach dem Kampfspiel zu erkennen. Allgemeinen Bei-
fall findet die Erklärung des Herrn Kekule von Stra-
donitz, der in dem Reiter den Turniermarschall sieht,
dessen Attribut ausdrücklich ein Stab war. Dieser
Turniermarschall ist dargestellt in dem Augenblick, als er
dem Sieger den Ehrenpreis überbringt. Auch die von Post
vorgeschlagene frühere Datierung findet allgemeine Zu-
stimmung.

LITERATUR

Das deutsche Soldatenbuch. Deutschlands Wehr und Waf-
fen im Wandel der Zeiten, von den Germanen bis zur
Neuzeit. Ein Ehrenbuch zur Erinnerung an Deutschlands
Wehrhaftigkeit. Herausgegeben von Major a. D. F.
W. DeiB. 1. Band. Von den Germanen bis zumDeutschen
Bundesheer. 1J26. Verlag von Alwin Fröhlich in Leipzig.
Die Zeit der sogenannten „Prachtwerke“ ist längst vor-
über. Wir haben gelernt, die stilistische und sachliche Ein-
heit von Inhalt und Form einer Veröffentlichung in anderen
Kennzeichen zu finden, nach anderen Grundsätzen zu be-
urteilen, als es noch vor einem Menschenalter geschah. Das
Buch darf nicht mehr, in äußerlich glanzvollem Gewände,
sich durch Größe und Gewicht dem praktischen Gebrauche
zu entziehen suchen. Es wird seinen Zweck dann am glück-
lichsten erfüllen, wenn es schon im Format sich den For-
derungen des teilnehmenden Lesers fügt, wenn in ihm Text
und Bild zu einer harmonischen und lebendigen Gesamt-
wirkung verschmolzen sind.
Das vorliegende Werk darf sich bewußt von solchen
Richtlinien entfernen. Es wendet sich an Empfindungen,
die ein gewisses Pathos vertragen, es will durch die Würde
seines Auftretens das bedeutungsvolle Thema, das es sich
gestellt hat, unmittelbar dem Gefühl und dem Verstehen
nahebringen. „Wir haben es unternommen, im allgemeinen
Rahmen der Kriegsgeschichte die Waffe in Sonderheit zu
betrachten und auf ihr Entstehen, ihre Herstellung und
Weiterentwicklung bis auf die Neuzeit einzugehen“ sagt
das Vorwort. Der Verfasser hat sich für dies Unternehmen
gründlich und aus wertvollen Quellen vorbereitet, die Gabe
klarer Schilderung ist ihm nicht versagt. Die Einteilung
des Stoffes in sieben Kapitel gönnt der Periode, die uns
in diesen Blättern am stärksten beschäftigt, 130 Folio-
seiten, d. h. etwa drei Fünftel des Werkes. Innerhalb der
vier Abschnitte, die so bis etwa zum Jahre 1700 führen,
der Zeit der stehenden Heere, werden die verschiedenen
Arten der Waffe im Zusammenhang mit dem Gebrauche
aus dem Wesen des Kampfes und der Kriegführung in
ihren Hauptzügen beschrieben. Dabei erhält das Belage-
rungswesen und die Artillerie einen Löwenanteil. Einen
breiten Raum nehmen die Abbildungen ein, von denen sehr
viele nach Zeichnungen und Aquarellen des Münchener
Malers Anton Hoffmann, andere nach zeitgenössischen Ori-
ginalen, wieder andere nach den Gegenständen selbst her-

gestellt sind. Daß bei den ersteren die Romantik nicht ganz
vermieden wird, kann nicht verschwiegen werden, so
gern man sich auch an der flotten Technik und der
geschickten Kompositionsweise des Künstlers freut. Aber
auch wo Darstellungen der Vergangenheit wiedergegeben
werden, hätte schärfere Kritik hier und da das Wesent-
liche besser erfassen können.
Hierzu und zu dem Texte einige Randbemerkungen:
S. 20. Das Blechband, mit dem die Heilige Lanze des Mau-
ritius umwickelt ist, besteht aus Silber, nicht aus Gold. —
S. 23. Druckfehler: Giulianova (nicht Guilianova) — S. 26.
Der Rasthaken tritt nur bei Turnierharnischen, nicht bei
einfachen Kampfharnischen auf. Man vermißt unter der
Fülle der Bilder das eines vollständigen Plattenharnisches.
— S. 30. Die Abbildung, in deren Unterschrift die Quelle,
Viollet-le-Duc, nicht genannt ist, scheint im Rahmen des
Textes fehl am Ort. — S. 35. Ein Turnierbuch von Rie-
sener? soll wohl heißen: Rüxner. Aber besser als die
schwache Darstellung dieses Kompilatoriums wäre etwa
der schöne Cranach-Holzschnitt von 1506. — S. 38. Wo
stammt der Holzschnitt her? — Schäufelin? — S. 41. Der
Kapiteltitel „Pulver gegen Rüstung“ ist zu einseitig; die
Entwicklung von der Gotik bis an die Schwelle des Dreißig-
jährigen Krieges wird damit nur unvollkommen gekenn-
zeichnet. — S. 43. Die abgebildete Balläster ist eine Jagd-
waffe und zwar eine des 17. Jahrhunderts, also hier, neben
dem „Schützen mit Handrohr des 14. Jahrhunderts“, ver-
fehlt. — S. 45. Ob die elf Seiten lange Schilderung der
Faulen Grete vor Friesack, als Abdruck aus Rathgens
Schrift, nicht das Schwergewicht zu sehr verschiebt? —
S. 48. Abbildung: Für „Rüstung“ besser: Gotischer Har-
nisch. Die obere Abbildung entspricht nahezu völlig der
auf S. 56 und ist darum wohl entbehrlich. — S. 53. Für die
Darstellung eines „Landsknechtszuges“ wäre besser ein
Original gewählt, das nicht dem 17. Jahrhundert angehört.
— S. 59. Unterschrift des Bildes „Der Widder": Ein „Ve-
getius“ von 1532 ist nicht bekannt; es kann sich wohl nur
um den Stainerschen Neudruck der Erfurter Ausgabe von
1534 handeln. — Zum Text: Über die Herkunft und Bedeu-
tung des Wortes „Landsknechte“ steht jetzt soviel fest, daß
damit die nationalen, einheimischen Truppen, wie die
obrigkeitlichen Funktionäre, die Landknechte, sie darstell-
ten, im Gegensatz zu den fremden Söldnern bezeichnet wer-
 
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