HEFT 10
LITERATUR
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Abb. 1 c. Kolbenkappe. (Zu Abb. 1 a.)
ihrem Bekanntenkreis nicht nur für Nachwuchs für den
Verein, sondern auch für richtige Auffassung der geschäft-
lichen Verpflichtungen zu sorgen, die mit der Mitglied-
schaft übernommen sind. Wenn bei einem Jahresetat von
rund 5000 M. beinahe die Hälfte dieser Summe, wie es
leider der Fall ist, aus erwähntem Grunde als Verlust ge-
bucht werden müsse, so sei ein solches Mißverhältnis auf
die Dauer untragbar.
2. Herr Bohlmann trägt über einen Harnisch Herzog
Christians d. J. vor. Vergleiche den gleichnamigen Auf-
satz S. 231.
51. Sitzung am 21. Dezember 1927. Anwesend: Frau
Czermack als Gast, die Herren Boelcke, Closs, Czer-
mack, Dreger, Eckardt, Funck, Ilgner, E. Kahlert, Kekule
v. Stradonitz, Michelly, Mützel, Post, Rohde, Sonnenberg,
Sterzei, Weinitz.
Der Vors. konnte berichten, daß der Notschrei des
Vorstandes um geldliche Unterstützung des Vereins nicht
ganz ungehört verklungen ist; er dankt namentlich den
Herren E. Kahlert, Berlin, die mit namhaftem Beitrage
ein Beispiel von Opferwilligkeit gegeben haben, das hof-
fentlich noch viel Nachahmung finden wird.
1. Herr Czermack berichtet eingehend und unter
Vorlage vieler Bilder über das Landeszeughaus in
Graz und seine Bestände. Der Inhalt des Vortrags
wird in der Zeitschrift zum Abdruck gelangen.
2. Herr Ilgner zeigte ein paar Stücke aus seiner Samm-
lung, eine Rokoko-Pistole mit in Elfenbein geschnitztem
Kolben und ein prächtiges kleines Pulverhorn mit Elfen-
beinauflage.
LITERATUR
Ed. A. Geßler. Das schweizerische Geschützwesen
zur Zeit des Schwabenkrieges, 1499. Neujahrs-
blatt der Feuerwerker-Gesellschaft (Artillerie-Kollegium)
in Zürich auf das Jahr 1927. Heft CXIX u. CXX.
Beer u. Co., Zürich.
Der Verf. schildert unter Beigabe klarer Abbildungen
den Zustand der um die Wende des 15./16. Jahrhunderts
in der Schweiz gebrauchten Artillerie. Die Kämpfe des
Schwaben- oder, wie er auch genannt wird, Schweizer-
Krieges führten zur vollständigen Loslösung der Eidgenos-
senschaft von dem ohnmächtigen Deutschen Reich, das die
Schweiz trotz der eigentlich längst vollzogenen Trennung
und Selbständigkeit immer noch als einen seiner Bestand-
teile betrachtet hatte. Die neuen Veröffentlichungen sind
eine Weiterführung der von 1918—1920 in den Mitteilungen»
der antiquarischen Gesellschaft (Zürich) erschienenen Ar-
beiten Geßlers, die uns in eingehender Weise mit der Ar-
tillerie der Eidgenossenschaft bis zum Ende der Burgunder-
kriege bekannt machen und auf die ebenfalls hiermit hinge-
wiesen wird. Dankbar begrüßen wir die Fortsetzung dieser
Schilderungen. Sie gibt uns nicht nur ein treffliches Bild der
schweizer Artillerie, sondern fördert auch im Allgemeinen
das Verständnis der in den europäischen Heeren um 1500
bestehenden Geschützsysteme, die ja infolge der zu jener
Zeit begrenzten technischen Möglichkeiten keine allzu gro-
ßen Abweichungen und Unterschiede aufwiesen. Das Bild
des Schweizer Heerwesens, das ja gerade damals durch
seine hervorragenden Erfolge auf den Schlachtfeldern der
Burgunderkriege allgemeine Beachtung und Nachahmung
fand und hauptsächlich zur Änderung veralteter mittel-
alterlicher Kampfweisen beigetragen hatte, findet eine wei-
tere und sehr erwünschte Vervollständigung.
Nach kurzer Skizzierung des Entwicklungsganges bis
zum Ende der Burgunderkriege, in denen sich die Schwei-
zer Artillerie durch die reiche Beute bei Grandson und
Murten ungeahnt vermehrt hatte — noch heute geben uns
die Schweizer Sammlungen einen guten Einblick in die
durchaus praktischen und sinnreichen Konstruktionen der
kriegsgeübten Stück- und Büchsenmeister Karls des Küh-
nen —, bringt Geßler eine genaue Einzelbeschreibung der
noch vorhandenen Geschütze des in Frage kommenden Zeit-
abschnitts, die teilweise eine große Ähnlichkeit mit den
maximilianischen Geschützarten zeigen. Leider ist nur eine
geringe Zahl vorhanden, nur fünf kleine Feldschlangen oder
Falkonetts, die etwa unserer heutigen leichten Artillerie
oder auch den sogenannten „Infanteriegeschützen“ ver-
gleichbar sind und im Kaliber 6,5 cm nicht überschreiten.
Nur eins der Rohre ist lafettiert. Es darf nicht wunder-
nehmen, wenn sich so wenig aus dieser Zeit erhielt; wan-
derte doch jedes in der Konstruktion überalterte oder durch
den Gebrauch beschädigte Bronze-Rohr zur Erhaltung des
kostbaren Stückguts wieder in den Gießofen, um zur Her-
stellung neuer Rohre zu dienen, während die hölzernen
Lafetten unrettbar gutes Brennholz abgeben mußten. Mit
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Abb. 1 c. Kolbenkappe. (Zu Abb. 1 a.)
ihrem Bekanntenkreis nicht nur für Nachwuchs für den
Verein, sondern auch für richtige Auffassung der geschäft-
lichen Verpflichtungen zu sorgen, die mit der Mitglied-
schaft übernommen sind. Wenn bei einem Jahresetat von
rund 5000 M. beinahe die Hälfte dieser Summe, wie es
leider der Fall ist, aus erwähntem Grunde als Verlust ge-
bucht werden müsse, so sei ein solches Mißverhältnis auf
die Dauer untragbar.
2. Herr Bohlmann trägt über einen Harnisch Herzog
Christians d. J. vor. Vergleiche den gleichnamigen Auf-
satz S. 231.
51. Sitzung am 21. Dezember 1927. Anwesend: Frau
Czermack als Gast, die Herren Boelcke, Closs, Czer-
mack, Dreger, Eckardt, Funck, Ilgner, E. Kahlert, Kekule
v. Stradonitz, Michelly, Mützel, Post, Rohde, Sonnenberg,
Sterzei, Weinitz.
Der Vors. konnte berichten, daß der Notschrei des
Vorstandes um geldliche Unterstützung des Vereins nicht
ganz ungehört verklungen ist; er dankt namentlich den
Herren E. Kahlert, Berlin, die mit namhaftem Beitrage
ein Beispiel von Opferwilligkeit gegeben haben, das hof-
fentlich noch viel Nachahmung finden wird.
1. Herr Czermack berichtet eingehend und unter
Vorlage vieler Bilder über das Landeszeughaus in
Graz und seine Bestände. Der Inhalt des Vortrags
wird in der Zeitschrift zum Abdruck gelangen.
2. Herr Ilgner zeigte ein paar Stücke aus seiner Samm-
lung, eine Rokoko-Pistole mit in Elfenbein geschnitztem
Kolben und ein prächtiges kleines Pulverhorn mit Elfen-
beinauflage.
LITERATUR
Ed. A. Geßler. Das schweizerische Geschützwesen
zur Zeit des Schwabenkrieges, 1499. Neujahrs-
blatt der Feuerwerker-Gesellschaft (Artillerie-Kollegium)
in Zürich auf das Jahr 1927. Heft CXIX u. CXX.
Beer u. Co., Zürich.
Der Verf. schildert unter Beigabe klarer Abbildungen
den Zustand der um die Wende des 15./16. Jahrhunderts
in der Schweiz gebrauchten Artillerie. Die Kämpfe des
Schwaben- oder, wie er auch genannt wird, Schweizer-
Krieges führten zur vollständigen Loslösung der Eidgenos-
senschaft von dem ohnmächtigen Deutschen Reich, das die
Schweiz trotz der eigentlich längst vollzogenen Trennung
und Selbständigkeit immer noch als einen seiner Bestand-
teile betrachtet hatte. Die neuen Veröffentlichungen sind
eine Weiterführung der von 1918—1920 in den Mitteilungen»
der antiquarischen Gesellschaft (Zürich) erschienenen Ar-
beiten Geßlers, die uns in eingehender Weise mit der Ar-
tillerie der Eidgenossenschaft bis zum Ende der Burgunder-
kriege bekannt machen und auf die ebenfalls hiermit hinge-
wiesen wird. Dankbar begrüßen wir die Fortsetzung dieser
Schilderungen. Sie gibt uns nicht nur ein treffliches Bild der
schweizer Artillerie, sondern fördert auch im Allgemeinen
das Verständnis der in den europäischen Heeren um 1500
bestehenden Geschützsysteme, die ja infolge der zu jener
Zeit begrenzten technischen Möglichkeiten keine allzu gro-
ßen Abweichungen und Unterschiede aufwiesen. Das Bild
des Schweizer Heerwesens, das ja gerade damals durch
seine hervorragenden Erfolge auf den Schlachtfeldern der
Burgunderkriege allgemeine Beachtung und Nachahmung
fand und hauptsächlich zur Änderung veralteter mittel-
alterlicher Kampfweisen beigetragen hatte, findet eine wei-
tere und sehr erwünschte Vervollständigung.
Nach kurzer Skizzierung des Entwicklungsganges bis
zum Ende der Burgunderkriege, in denen sich die Schwei-
zer Artillerie durch die reiche Beute bei Grandson und
Murten ungeahnt vermehrt hatte — noch heute geben uns
die Schweizer Sammlungen einen guten Einblick in die
durchaus praktischen und sinnreichen Konstruktionen der
kriegsgeübten Stück- und Büchsenmeister Karls des Küh-
nen —, bringt Geßler eine genaue Einzelbeschreibung der
noch vorhandenen Geschütze des in Frage kommenden Zeit-
abschnitts, die teilweise eine große Ähnlichkeit mit den
maximilianischen Geschützarten zeigen. Leider ist nur eine
geringe Zahl vorhanden, nur fünf kleine Feldschlangen oder
Falkonetts, die etwa unserer heutigen leichten Artillerie
oder auch den sogenannten „Infanteriegeschützen“ ver-
gleichbar sind und im Kaliber 6,5 cm nicht überschreiten.
Nur eins der Rohre ist lafettiert. Es darf nicht wunder-
nehmen, wenn sich so wenig aus dieser Zeit erhielt; wan-
derte doch jedes in der Konstruktion überalterte oder durch
den Gebrauch beschädigte Bronze-Rohr zur Erhaltung des
kostbaren Stückguts wieder in den Gießofen, um zur Her-
stellung neuer Rohre zu dienen, während die hölzernen
Lafetten unrettbar gutes Brennholz abgeben mußten. Mit
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