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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 2.1926-1928

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Band 2, Heft 10
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https://doi.org/10.11588/diglit.69978#0256

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244

LITERATUR

BAND 2

Dank sei an dieser Stelle daran erinnert, daß es der Um-
sicht der Berliner Zeughausverwaltung erst vor wenigen
Jahren gelang, mehrere alte Lafetten der Friederiziani-
schen Zeit vor gänzlicher Vernichtung zu bewahren und als
besondere Seltenheit ihrer Sammlung einzuverleiben.
Die Zugehörigkeit der fünf beschriebenen Stücke, die sich
jetzt in den Sammlungen bzw. den Rathäusern zu Neuen-
burg, Stein a. Rhein und Neuenstadt befinden, zu der Zeit
nach den Burgunderkriegen ist außer durch ihre ganze Be-
schaffenheit auch durch das an einigen Rohren angebrachte
Gußdatum erwiesen.
Schwere Rohre dieser Periode sind nicht vorhanden. Wie
Geßler sagt, war die Schweiz durch die reiche, auf die ein-
zelnen Orte und Kantone verteilte burgundische Beute,
besonders auch schwerer Rohre, an Artillerie geradezu
übersättigt. Längere Zeit hört man daher nichts von der-
artigen Neugüssen. Nur das durch allzu nahe Gren-
zen bedrohte Basel hielt es für nötig, weiterhin seiner
Artillerie besondere Aufmerksamkeit zu widmen und die
durch die letzten Kriege erlangten Erfahrungen und Kennt-
nisse auszunutzen. So wurden dann in den Jahren 1489
und 1498 die alten Bestände ausrangiert und umgegossen.
Von neuen Güssen in den anderen Teilen der Eidgenossen-
schaft, der Basel damals übrigens noch nicht beigetreten
war, ist nichts festzustellen. Es gab infolge der politischen
Zusammensetzung der Schweiz kein gemeinsames Artille-
riesystem; jeder Stand hatte sein eigenes und ihm am
besten dünkendes System. Bei der Ausgestaltung der ein-
zelnen Streitkräfte, insbesondere der Artillerie, war natür-
lich die Finanzkraft ausschlaggebend.
An die Beschreibung der bis in unsere Zeit hinüberge-
retteten Geschütze schließt sich eine Übersicht der vielen
zur Arbeit benutzten Quellen — Zeughausinventarien, Rech-
nungen, Auszüge aus Aktensammlungen — an, die zwar
keine Beschreibung des Äußeren der damaligen Geschütze
enthalten, wohl aber als wichtige Bausteine zur Geschichte
der Artillerie durch Notizen über Gewichte, Preise, An-
schaffungen und ähnliches sehr der Beachtung wert sind.
Von besonderer Wichtigkeit und einzig in ihrer Art sind
unter diesen Quellen die vollständig erhaltenen Säckel-
meister-Rechnungen der Stadt Solothurn aus der Zeit des
Schwabenkrieges, die eine Fülle interessanter Angaben lie-
fern, auf die hier näher einzugehen der Raum leider ver-
bietet.
Besonders erwähnt sei noch ein Bestallungsbrief des
Büchsenmachers Burkart Sproß von Zürich aus dem Jahre
1497, in dem, ähnlich wie dieses in den Feuerwerksbüchern
des 15. und 16. Jahrhunderts geschieht, alle an einen tüch-
tigen Büchsenmeister zu stellenden Anforderungen der
Reihe nach artikelweise aufgeführt sind. Diese wichtige,
im Züricher Staatsarchiv befindliche Urkunde ist in Geßlers
Arbeit vollständig abgedruckt und gibt ein anschauliches
Bild der Anstellungsverhältnisse und das Tätigkeits-
gebiet eines Büchsenmeisters jener fernen Zeit. Ein guter
Büchsenmeister wurde sozusagen mit Gold aufgewogen.
Die Kriegsherren rissen sich um ihn und suchten die durch
ilire Kunst Berühmtesten durch alle möglichen Prärogative
(Büchsenmeister-Freiheiten) und fürstliche Belohnung nach
erfolgter Eroberung oder siegreicher Verteidigung an sich
zu binden. Dafür wurden aber auch umfassende Kenntnisse
in der Schießkunst und Anfertigung wirksamer Stücke und

Geschosse von ihnen verlangt. Burkhart Sproß hat jeden-
falls sein Handwerk gut verstanden!
Der große Wert der Geßlerschen Arbeit liegt darin,
daß sie ein Ergebnis eines reichen und kritischen Urkun-
den- und Akten-Studiums ist. Sie bringt uns zuverlässige
Angaben aus Original-Quellen, in denen die Nachrichten
und Tatsachen im Gegensatz zu den ausgeschmückten Über-
lieferungen der Chronisten farblos und ohne jede Neben-
absicht eingetragen waren.
Hans Sterzei.
A Miscellany of Anns and Annor. Presented by fellow
members of thie Armor and Arms Club to Bashford Dean
in honor of his sixtieth birthday. October 28. 1927.
Die ansehnliche, mit ungewöhnlicher Vornehmheit ausge-
stattete Festschrift für den langjährigen Pfleger der
Waffensammlung im Metropolitan Museum zu New York
anläßlich seines 60. Geburtstages ist nicht nur ein Beweis
der Verehrung, die der erste Vertreter der Waffenkunde
in der neuen Welt bei seinen Freunden und Arbeitsge-
nossen genießt. Dies Werk zeigt auch, wie glänzend es
dem Jubilar gelungen ist, einer Spezialwissenschaft selbst
dort Anhänger zu werben und diese zu ebenso sorgfältiger
wie hingebungsvoller Arbeit zu erziehen, wo der Boden
selbst am wenigsten natürliche Voraussetzungen für diese
Tätigkeit bietet. Denn so glänzend sich auch die genannte
Sammlung unter der Leitung Dr. Deans entwickelt, so viel
daneben der Privatbesitz im Laufe der letzten Jahre an kost-
baren Denkmälern der europäischen Waffengeschichte auf-
gesogen hat — der Mangel einer einheimischen Tradition
muß notwendigerweise die Forschung gerade da am emp-
findlichsten beeinflussen, wo sie über die Grenzen der tech-
nischen Untersuchung und Erläuterung in das Bereich der
Kulturgeschichte oder gar der Kunstgeschichte vorstößt.
Am glücklichsten scheint dieser Vorstoß, auch für die
Begriffe westlicher Kulturanschauungen, in dem Aufsatz ge-
lungen, den Dwight Franklin den Waffen der Buka-
niere und Piraten widmet. Man kennt die romantischen
Erscheinungen dieser abenteuerlichen Verbrecher bei uns zu-
meist nur aus Jugendbüchern und erinnert sich, daß sie
in der 2. Hälfte des 17. und zu Beginn des 18. Jahr-
hunderts der Schrecken der jungen Kolonien waren. Ihre
schweren Courtelasse, ihre Batterieschloßgewehre, Muske-
ten und Pistolen, ihre Beile und Piken finden sich gele-
gentlich in amerikanischen Sammlungen. Deutlicher noch
treten sie uns in den Kupferstichen des 1728 erschienenen
Buches des Kapitän Johnson „General History of the Py-
rates“ entgegen, die der Verf. ausreichend wiedergibt. Ein
Streiflicht auf die militärische Geschichte der Unabhängig-
keitskämpfe des jungen Staatswesens wirft Robert War-
wick Bingham in seinem Aufsatz über den Gebrauch der
Pike in der amerikanischen Armee 1776. Ein Vierteljahr-
hundert später beginnt die Blütezeit des Klingenschmiedes
Nathan Starr, über dessen Tätigkeit der gleiche Autor
berichtet; die Familie hat bis in die Zeit des Bürgerkrieges
dem Heere ausgezeichnete Säbel verschiedener Art ge-
liefert.
Eine andere Gruppe von Untersuchungen gilt dem Kreise
orientalischer Waffen. Stephen Vincent Grancsay,
Assistent am Metropolitan Museum, versucht, die indonesi-
schen Krise im Anschluß an die Bestände der Spezialsamm-
lung ebenda in bestimmte Typenreihen einzugliedern: Bali,
 
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