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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 2.1926-1928

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Band 2, Heft 7
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Fachnotizen
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Sitzungsberichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.69978#0184

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172

SITZUNGSBERICHTE

BAND 2

Gegenüber diesen verhältnismäßig zahlreichen Analo-
gien wird man eine Entscheidung über die Frage: Gries-
wärtel — Turniermarschall — Sieger (gegen den letz-
teren Vorschlag M. Binders spricht durchaus das
Fehlen von Lanze und Stechhelm) zurückstellen müssen,
bis sich festere Argumente für die Lokalisierung des
Zeichners und damit aucli für die Datierung ergeben,

Stilistische und technische Anklänge sind mir inzwischen
nur bei einer Federzeichnung des H. Christoph in Dessau
(Friedländers Publikation Nr. 2) aus dem Anfang des
15. Jahrhs. begegnet, die m. E. gleichfalls nach dem
Westen weist.
Ludwig Kaenunerer.

SITZUNGSBERICHTE

41.—44. Sitzung der Berliner Mitglieder im Zeughaus.

41. Sitzung am 15. Dezember 1926. Anwesend: Frau Dihle
und die Herren Bohlmann, Cloß, Dihle jun., Dreger, Eck-
hardt, Kahlert, Kekule v. Stradonitz, Leonhardy, Locht,
Michelly, Mützel, Post, Rohde, Sonnenberg, Trapp.
1. Herr Post verliest den im vorigen Heft (S. 129) zum
Abdruck gelangten Bericht Bengt Thordemans über
die Ausgrabungen bei Korsbetningen bei Visby und
leg t Aufnahmen der Ausgrabungen vor, die das Zeughaus einer
Überweisung des früheren Deutschen Kaisers verdankt. In der
anschließenden Diskussion hebt der Referent die große
waffengeschichtliche Bedeutung des Fundes hervor und er-
klärt sich mit den Deutungen der Funde bis auf die der
sog. Armplatten im wesentlichen einverstanden. Allgemeine
Zustimmung findet die Erklärung des Herrn Cloß, wonach
diese in der Querrichtung gekrümmten Platten, als längs
angeordnete auf Leder genietete Armschinen anzusehen
sind, wie sie auf Grabsteinen der 1. Hälfte des 14. Jahr-
hunderts wiederholt ähnlich angetroffen werden.
2. Herr Bohlmann legte eine frühe Braunschweigische
Grenadiermütze vor.
42. Sitzung am 19- Januar 1927 im Hause des Herrn Dreger.
Anwesend: Frau Dihle und die Herren Blanckertz,
Czermack, Dreger, Eckardt, Funck, Kekule von Stradonitz,
Leonhardy, Locht, Michelly, Mützel, Post, Rohde, Sonnen-
berg, Weinitz.
Entschuldigt: die Herren Bohlmann, Rose und Trapp.
Tagesordnung: Vortrag des Herrn Dreger über japa-
nische Schwertstichblätter an Hand von Stücken seiner
Sammlung.
Die in der deutschen Waffen- und Kunstliteratur ein-
geführte Benennung dieser Teile japanischer Waffen ist
insofern etwas irreleitend, als die Japaner geschichtlicher
Zeit nicht Schwerter, sondern Säbel trugen, als mit die-
sen Säbeln nicht gestochen sondern geschlagen wurde,
und als auch zur Abwehr feindlicher Hiebe diese klei-
nen Platten unzureichend waren. Sie dienten vielmehr als
Griffabschluß und Scheidendeckel und waren neben den
noch kleineren anderen Griff- und Scheidenteilen seit
Menschengedenken die einzige Stelle, wo die strenge
Sitte dem vornehmen Krieger gestattete, seinem ange-
borenen Schönheitssinn und seinem Schmuckbedürfnis
die Zügel schießen zu lassen und sogar Luxus zu treiben.
So änderte sich schon sehr früh der Charakter der Griff-
platten: Aus einfachem Zubehör entwickelte sich nach
und nach ein wirkliches Kunstwerk, zu gleicher Zeit von
dem hohen Können seines Verfertigers und von dem Ge-
schmack seines Besitzers zeugend. Es wurde das belieb-
teste Geschenk in Verwandten- und Freundeskreisen und

wurde vom Shogun und von den Fürsten verliehen, wie
anderswo Orden. So entstand eine große Nachfrage und
diese hatte die Entwicklung einer eigenen, das ganze Land
umfassenden Kunstindustrie zur Folge, während anfäng-
lich der Bedarf durch die Schwertschmiede und Har-
nischmacher gedeckt werden konnte. Über 10 000 Künstler
von Griffplatten sind nach Namen, Wohnort, Lebenszeit,
die meisten davon auch nach ihren Werken bekannt; un-
zählige andere, deren Namen verklungen sind, arbeiteten
mit gleichem Fleiß und gleichem Kunstverständnis neben
ihnen. Alle nahmen eine hochgeachtete Stellung in dem
alten Klassenstaat ein; die berühmtesten wurden mit
hohen Titeln, bis zum Provinzgouverneur hinauf, ausge-
zeichnet, ihre Werke schon vor Jahrhunderten dem eigent-
lichen Gebrauch entzogen und in Sammlungen vereinigt.
All diese hochentwickelte Kunst war nun zu einem plötz-
lichen Tode verdammt, als 1876 verboten wurde, Waffen
zu tragen, als die altehrwürdige, mit der Entwicklung
des Landes so innig verbundene Institution des kriege-
rischen Adels aufgelöst wurde und ihre Mitglieder zu-
meist der Verarmung anheimfielen. Die Zahl der in den
darauf folgenden Jahren zum Verkauf gelangten Griff-
platten wird auf viele Millionen geschätzt; ein Teil von
ihnen bildet den Grundstock der Sammlungen in Europa
und Amerika, die übrigen sind untergegangen. In Japan
sind zum Glück die besten in den Sammlungen, namentlich in
denen der früheren Fürsten geblieben und haben somit diese
furchtbare Krise überstanden. Als Sammlungsobjekt steht
aber auch wirklich die gute Griffplatte mit an hervor-
ragendster Stelle. Zunächst schon deshalb, weil sie mit
ihren durchaus intimen Reizen sich zum Prunken und na-
mentlich zum Anhängen an den Wänden und zum Zur-
schaustellen in Glasschränken wenig eignet, weil sie viel-
mehr, ähnlich wie Münzen und Medaillen, eine sorgsame
Aufbewahrung in gepolsterten Schüben erfordert und noch
mehr als diese vieles Anstaunen oder gar Anfassen ver-
bietet. Hauptsächlich aber deswegen, weil eine Sammlung
solcher kleiner Platten dem liebevollen Auge in engem
Rahmen eine Gesamtübersicht über die Entwicklung
der Künste in Japan, über seine Geschichte, seine Sagen
und Legenden, sein Volksleben, seine Tier- und Pflanzen-
welt enthüllt. Nicht unerwähnt mag auch bleiben, daß
auch der Geldwert einer solchen Sammlung, die ja nur
Stücke einer unwiederbringlich verlorengegangenen Kunst
aufweist, naturgemäß von Jahr zu Jahr in progessiver
Weise steigen muß. Jede Griffplatte stellt unablässig
neue Fragen in mannigfaltigster Richtung, die auch die
sehr entwickelte wenn auch eigenartige Kunstwissenschaft
Japans immer noch nicht alle zu beantworten imstande
 
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