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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 2.1926-1928

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Band 2, Heft 12
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Potier, Othmar: Zinsschwerter
DOI article:
Cripps-Day, F. H.; Beard, Charles R. [Contr.]: Noch einmal der Prunkharnisch des Herzogs Christian von Braunschweig
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https://doi.org/10.11588/diglit.69978#0292

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280

F. H. CRIPPS-DAY UND CHARLES R. BEARD; NOCH EINMAL DER PRUNKHARNISCH USW. BAND 2

Ob die Form des Schwertzinses1) auch an anderen
Orten in deutschen Landen üblich war, entzieht sich
meiner Kenntnis. Die mir zugänglich gewesenen

x) Besondere Literatur über die beiden Zinsschwerter:
Leonhard Achleutner, Das älteste Urbar von Krems-
münster, Wien, 1877. — Wendelin Boeheim, Album
hervorragender Gegenstände aus der Waffensammlung des
Allerhöchsten Kaiserhauses, Wien, 1894. — Führer durch
die Waffensammlung, Wien, 1899. — Beda Dudik, Die
Rudolfinische Kunst- und Raritätenkammer in Prag (Mit-

NOCH EINMAL

Der Braunschweiger Harnisch, über den eine
Abhandlung Robert Bohlmanns Z. H. W. K. 11,
232 erschien, ist englischen Forschern der Green-
wicher Werkstatt und ihrer Erzeugnisse zwar
seit Jahren bekannt. Wenige von ihnen aber
haben Gelegenheit gehabt, diesen herrlichen Har-
nisch in Augenschein zu nehmen, und ihre Kennt-
nis gründet sich auf Lichtbilder und auf zeit-
genössische Urkunden, die im Record Office, in
Somerset House und auch sonst in England auf-
bewahrt sind. Bohlmanns Aufsatz ist zweifelsohne
von größtem Interesse und Wert, aber da der Ver-
fasser jene Urkunden nicht zur Hilfe heranziehen
konnte, ist er verführt worden, gewisse irrige
Schlüsse zu ziehen hinsichtlich dieses Harnischs,
der Umstände, unter denen er geschlagen wurde,
und seiner Geschichte. Auf Grund der Verzierungen
ist Bohlmann versucht, diesen Harnisch für den
zweiten Harnisch Sir Christopher Hattons zu hal-
ten, der in dem Bande Zeichnungen im Victoria und
Albert Museum, London, gemeinhin als das „Jacobe
Album“ bekannt, wiedergegeben ist. Dieser letztere
Harnisch existiert nicht mehr, aber er muß nach
1585 und vor 1591 geschlagen sein. Die a,uf ihm
befindliche Verzierung war bei den Herren der Höfe
der Königin Elisabeth und König James I. sehr be-
liebt. Sie erscheint, so weit wir wissen, zuerst auf
diesem Hattonschen Harnisch und ist wahrschein-
lich, ungefähr gleichzeitig, bei einem Harnisch
wiederholt worden, der für George Carew, Earl of
Totnes, geschlagen wurde. Auch dieser Harnisch
existiert nicht mehr, aber er erscheint auf einem
Stich, dem Portrait des Earls von R. V. Voerst,
als Titelbild der ersten Ausgabe der Pacata Hi-

GeschichtsbüCher des deutschen Rechtes erwähnen
aber mit keinem Wort diese Art von Steuer.
teilungen der K. K. Zentralkommission, Wien, 1867). —
Jacob Ludwig Grimm, Deutsche Rechtsaltertümer,
Göttingen, 1828. — Marc Rosenberg, Der Goldschmiede
Merkzeichen, Frankfurt, 1911. —Hugo Gerhard Ströhl,
Städtewappen von Osterreich-Ungarn, Wien, 1894. — Jo-
hann Szendrei, Ungarische kriegsgeschichtliChe Denk-
mäler in der Millenniiumslandesausstellung, Budapest, 1896.
— Gregor Wolny, Die Markgrafschaft Mähren, Brünn,
1846.

bernia1). Später noch wurde sie, unter Hinzu-
fügung der Lilie zu den anderen Motiven, für den
Harnisch von George, Earl of Cumberland, etwa
1600, verwandt, den wir im „Jacobe Album“ abge-
bildet und den wir jetzt in der Sammlung des Mr.
Mackag in den Vereinigten Staaten finden. Es
würde auch durchaus wahrscheinlich erscheinen, daß
diese Motive für einen Harnisch verwandt wurden,
der ungefähr zur gleichen Zeit für Elisabeths aus-
gesprochenen Günstling, den Earl of Essex ver-
fertigt wurde. Die Seite, die 27., auf der dieser
Harnisch im „Jacobe Album“ abgebildet war, fehlt
jetzt zwar, aber sie wurde von Joseph Strutt im Jahre
1799 ganz gut nachgebildet2). Die Verzierung be-
hielt ihre Volkstümlichkeit bis nahezu zehn Jahre nach
dem Tode der Königin Elisabeth, und findet sich,
und zwar unter Hinzufügung der „Distel“ Schott-
lands auf einem Harnisch, der etwa 1610 für Henry,
Prince of Wales, in den königlichen Werkstätten
von Greenwich unter der Oberaufsicht William
Pickerings, des damaligen Rüstmeisters, geschlagen
wurde. Dieser Harnisch befindet sich jetzt in
Windsor3 4)- Schließlich erscheint sie auf dem Har-
nisch, der etwa 1611 auf Bestellung von Henry,
Prince of Wales, geschlagen wurde und den eben
Bohlmann beschrieben hat. In diesem Falle ist die
früheste Form der Zeichnung, ohne die Lilie und
die Distel, angewandt.
x) Thomas Stafford: Pacata Hibernia, 1633. fol.
2) A complete view of the Dress and Habits of the
People of England. 2 Bde. 1796—1799. Bd. II pl. cxli und
List of Plates pg. VII; die Abbildung in der Ausgabe von
1842 ist erheblich „verbessert“.
3) Laking: Record, Bd. V. Abb. 1435—1440.
4) Laking: Record, Bd. IV. Pg. 53, Abb. 1113.

DER PRUNKHARNISCH DES HERZOGS CHRISTIAN
VON BRAUNSCHWEIG
VON F. H. CRIPPS-DAY UND CHARLES R. BEARD
 
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