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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — N.F. 2.1926-1928

DOI Heft:
Band 2, Heft 4
DOI Artikel:
Stradonitz, Stephan Kekule: Zwei Degen und ein Schwert Friedrichs des Grossen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.69978#0096

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STEPHAN KEKULE VON STRADONITZ: ZWEI DEGEN UND EIN SCHWERT USW.

BAND 2

liehen Königs, und der dabei liegende Schwarze
Adlerorden von Friedrich dem Einzigen nur interi-
mistisch getragen worden sei. Darauf sagte er: »Hat
denn Friedrich der Große einen so kleinen Degen
getragen?« ich bejahte diese Frage, und der Kaiser
nahm den Degen in die Hand und zeigte ihn seinen
Generalen, wobei er sagte: »Wenn der König noch


Abb. 1. Sogenanntes „Schwert Friedrichs des Großen“ in der Freitnaurer-
Großloge „Zu den drei Weltkugeln“.

lebte, der diesen Degen getragen hat, würden wir
uns nicht hier befinden.«“
Ich schalte hierzu ein, was A. Fr. Förster in sei-
ner „Neuen Preußischen und Deutschen Geschichte
(seit dem Tode Friedrichs II. bis auf unsere Tage)“;
5. Aufl. 1. Bd. Berlin 1867, S. 864, in einer Fußnote
zu dieser Frage sagt: „Die gewöhnliche Sage, als
habe Napoleon Degen und Schärpe von dem Sarge
Friedrichs des Großen genommen, ist ein Märchen.

Diese Gegenstände befanden sich in einem der Zim-
mer von Sanssouci, wo der Kaiser sie einzupacken
befahl. Er erhielt indes nicht einen Degen, welchen
Friedrich getragen, sondern einen von dem Kaiser
Paul von Rußland ihm zum Geschenk gemach-
ten.“
Wie man sieht, verwechselt hier Förster das Stadt-
schloß zu Potsdam mit Sanssouci. Seine Angabe, der
mitgenommene Degen sei ein Geschenk des Kaisers
Paul gewesen, ist aber durchaus glaubwürdig
(s. oben). Schon nach Förster ergibt sich daher, daß
die meistens erzählte Darstellung, Napoleon habe den
Degen von dem Sarge des großen Königs in der
Garnisonkirche genommen, auf alle Fälle unhalt-
bar ist (s. unten).
Auffallend stimmt mit diesen Aufzeichnungen von
Tamanti eine Schilderung der Vorgänge überein, die
in „Die Kurmark Brandenburg im Zusammenhang mit
den Schicksalen des Gesamtstaates Preußen während
der Zeit vom 22. Okt. 1806 bis zu Ende des Jahres
1808. Von einem höheren Staatsbeamten“2), erschie-
nen zu Leipzig 1851, im ersten Bande, S. 70ff. ge-
geben ist. Da der Verfasser hierbei Tamanti redend
einführt, so dürfte er vielleicht sogar dessen Aufzeich-
nungen gekannt haben.
Auf S. 150ff. berichtet Bassewitz dann weiter:
„Besonders betrübend und niederschlagend war für
die Kurmark und den ganzen preußischen Staat die
Audienz, welche der Kaiser am 19. Nov. 1806 den
Deputierten des französischen Erhaltungssenates gab,
die dem Kaiser die Glückwunschadresse desselben,
wegen seiner Siege über die preußischen Truppen, an
diesem Tage überreichten. Der Kaiser dankte für die
Adresse und übergab den Deputierten: a) die von
ihm im Schlosse zu Potsdam weggenommene Schärpe,
den Ringkragen — Schärpe und Ringkragen gehörten
zur Uniform des russischen Regiments, welche
Friedrich II. innehatte —, das Ordensband und den
Degen Friedrichs des Großen, mit der Bestimmung,
daß solche dem Gouverneur des Invalidenhauses in
Paris zur Aufbewahrung zugestellt werden sollten;
b) 340 Fahnen und Standarten, welche seit dem
14. Okt. 1806 den preußischen Truppen abgenommen
worden.
Bei der Rückkehr der Deputation in ihre Woh-
nung wurde sie von 340 Grenadieren der kaiserlichen
Garde, wovon jeder eine Trophäe trug, sowie von
einigen Grenadier-Unteroffizieren, welche die obbe-
merkten Insignien Friedrichs des Großen trugen, auf

2) Der Verfasser ist Magnus Friedrich von Bassewitz,
t 1858, seit 1824 Oberpräsident der Provinz Brandenburg.
 
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