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PAUL POST: DIE TRAGWEISE DER KAPUZEN VON HERJOLFSNES
BAND 2
heit und als Repräsentant der ganzen Gruppe hier
genauer beschrieben sei. Die Maße sind folgende:
Halsweite 46 cm, untere Weite 128 cm, Zipfellänge
60 cm, Zipfelbreite 4—6 cm. Wie alle Kapuzen be-
steht auch diese aus zwei gleichen in der Mitte zu-
sammengenähten Hälften (Abb. 3). Der schmale
Kragen trägt seitlich das Merkmal dieser Gruppef die
beiden Schulterkeile. Der Zipfel ist wie gleichfalls
überall in dieser Gruppe aus einem besonderen Stück
zusammengelegt und angenäht; und zwar liegt die
Naht auf der Mitte der Unterseite. Die Besonderheit
primitiven Turbantracht aus den neunziger Jahren
des 14. Jahrhunderts (Abb. 5). Mit wulstartig um-
gerolltem Rand ist der Gesichtsteil der Kapuze sehr
flach auf den Kopf gesetzt, alsdann vom linken Ohr
her das Zipfelband quer über den Kopf nach dem
Kragen geführt und um diesen eng herumgewunden
und verknotet, sodaß der gebündelte Kragen steif
seitwärts ragt. Um nun bei einer solchen Tragweise
das Abstreifen des Zipfelbandes namentlich beim Ab-
setzen zu verhüten und dem Turban festeren Halt zu
geben, ist offenbar bei unserer Kapuze der Kragen
Abb. 6 a.
Abb. 6 b.
dieser Kapuze, auf die es ankommt, sind am Kragen
drei Löcher; zwei seitlich in Halshöhe, da wo die
Spitze des eingesetzten Keils liegt, das dritte vorn in
der Mitte unter dem Kinn.
Der Zweck dieser drei Löcher, für die Nörlund
keine Erklärung hat, läßt sich nun zwangslos in
der vorgeschlagenen Tragweise finden: Im allgemei-
nen wird man annehmen dürfen, daß die Kapuzen
von Herjolfsnes ohne besondere Schürzung mit dem
Gesichtsausschnitt quer auf den Kopf gesetzt in der
Weise getragen wurden, daß der Kragen über das
eine Ohr, der Zipfel über das andere Ohr herabhing
wie wiederholt auf Darstellungen dieser Zeit (Abb. 4).
Bei unserer Kapuze mit Löchern ist aber offenbar
eine Schürzung des Kragens mittelst des Zipfel-
bandes vorgesehen, wobei letzteres durch die ganz
seinem Durchmesser entsprechenden Löcher gesteckt
wurde. Dies mag auf mannigfache Weise geschehen
sein. Ein Vorbild hierfür liefert die Darstellung einer
mit Löchern zum Durchstecken des Zipfels versehen.
Das kann etwa in der Weise geschehen sein, daß das
Band zuerst durch die beiden einander gegenüber lie-
genden seitlichen,Löcher gezogen, das Ende unten durch
das dritte Loch nach Innen gesteckt und hier viel-
leicht noch mit dem durchgeführten Anfang verknotet
wurde. Bei unserem Beispiel erscheint das Zipfel-
ende allerdings wieder oben auf dem Kopf links, an-
scheinend nachdem es unter dem Zipfelanfang durch-
gesteckt ist. — Von dieser kleinen Abweichung ab-
gesehen zeigt eine an einem maßgerechten Modell
unserer Kapuze in der geschilderten Weise ausge-
führte Schürzung und Raffung (Abb. 6 a, b) fast
das gleiche Aussehen, wie auf der Darstellung und
bestätigt die Richtigkeit unserer Rekonstruktion.
Die drei Löcher liefern aber nicht nur für diese
Kapuze" sondern für die ganze Gruppe den letzten
und überzeugendsten Beweis, daß sie als Turban, und
im Hinblick auf das enge Halsloch offenbar nur als
PAUL POST: DIE TRAGWEISE DER KAPUZEN VON HERJOLFSNES
BAND 2
heit und als Repräsentant der ganzen Gruppe hier
genauer beschrieben sei. Die Maße sind folgende:
Halsweite 46 cm, untere Weite 128 cm, Zipfellänge
60 cm, Zipfelbreite 4—6 cm. Wie alle Kapuzen be-
steht auch diese aus zwei gleichen in der Mitte zu-
sammengenähten Hälften (Abb. 3). Der schmale
Kragen trägt seitlich das Merkmal dieser Gruppef die
beiden Schulterkeile. Der Zipfel ist wie gleichfalls
überall in dieser Gruppe aus einem besonderen Stück
zusammengelegt und angenäht; und zwar liegt die
Naht auf der Mitte der Unterseite. Die Besonderheit
primitiven Turbantracht aus den neunziger Jahren
des 14. Jahrhunderts (Abb. 5). Mit wulstartig um-
gerolltem Rand ist der Gesichtsteil der Kapuze sehr
flach auf den Kopf gesetzt, alsdann vom linken Ohr
her das Zipfelband quer über den Kopf nach dem
Kragen geführt und um diesen eng herumgewunden
und verknotet, sodaß der gebündelte Kragen steif
seitwärts ragt. Um nun bei einer solchen Tragweise
das Abstreifen des Zipfelbandes namentlich beim Ab-
setzen zu verhüten und dem Turban festeren Halt zu
geben, ist offenbar bei unserer Kapuze der Kragen
Abb. 6 a.
Abb. 6 b.
dieser Kapuze, auf die es ankommt, sind am Kragen
drei Löcher; zwei seitlich in Halshöhe, da wo die
Spitze des eingesetzten Keils liegt, das dritte vorn in
der Mitte unter dem Kinn.
Der Zweck dieser drei Löcher, für die Nörlund
keine Erklärung hat, läßt sich nun zwangslos in
der vorgeschlagenen Tragweise finden: Im allgemei-
nen wird man annehmen dürfen, daß die Kapuzen
von Herjolfsnes ohne besondere Schürzung mit dem
Gesichtsausschnitt quer auf den Kopf gesetzt in der
Weise getragen wurden, daß der Kragen über das
eine Ohr, der Zipfel über das andere Ohr herabhing
wie wiederholt auf Darstellungen dieser Zeit (Abb. 4).
Bei unserer Kapuze mit Löchern ist aber offenbar
eine Schürzung des Kragens mittelst des Zipfel-
bandes vorgesehen, wobei letzteres durch die ganz
seinem Durchmesser entsprechenden Löcher gesteckt
wurde. Dies mag auf mannigfache Weise geschehen
sein. Ein Vorbild hierfür liefert die Darstellung einer
mit Löchern zum Durchstecken des Zipfels versehen.
Das kann etwa in der Weise geschehen sein, daß das
Band zuerst durch die beiden einander gegenüber lie-
genden seitlichen,Löcher gezogen, das Ende unten durch
das dritte Loch nach Innen gesteckt und hier viel-
leicht noch mit dem durchgeführten Anfang verknotet
wurde. Bei unserem Beispiel erscheint das Zipfel-
ende allerdings wieder oben auf dem Kopf links, an-
scheinend nachdem es unter dem Zipfelanfang durch-
gesteckt ist. — Von dieser kleinen Abweichung ab-
gesehen zeigt eine an einem maßgerechten Modell
unserer Kapuze in der geschilderten Weise ausge-
führte Schürzung und Raffung (Abb. 6 a, b) fast
das gleiche Aussehen, wie auf der Darstellung und
bestätigt die Richtigkeit unserer Rekonstruktion.
Die drei Löcher liefern aber nicht nur für diese
Kapuze" sondern für die ganze Gruppe den letzten
und überzeugendsten Beweis, daß sie als Turban, und
im Hinblick auf das enge Halsloch offenbar nur als