HEFT 12
OTMAR BARON PORTIER: ZINSSCHWERTER
277
ihre Treue gegenüber ihren Landesherren in guten,
noch mehr aber in bösen Tagen hervorgetan. Ganz
besonders zeichneten sie sich während der Hussi-
tenbewegung, während des Streites zwischen Georg
Podiebrad und Matthias Hunyadi-Corvinus durch
Standhaftigkeit aus.
In Treue fest hielten die Bürger von Hradisch
auch zu dem Jagellonen Wladislaw II. Dieser dankte
dafür der mährischen „Allzeit Getreuen“ in einem
unter dem 29. Mai 1472 aus Prag datierten, alle ihre
Verdienste um den König anerkennenden Schreiben.
Er bestätigte darin der Stadt nicht nur alle
von ihr erworbenen Sonderrechte, er entband auch
den Rat von dem Rechtszug nach Brünn in Appel-
lationssachen und bestimmte endlich, daß die Stadt
an Stelle der landesfürstlichen Steuer in Geld jähr-
lich ein Schwert „quia gladio victores fuere“ im
Wert von dreißig Dukaten zinsen solle. Dankbar
empfingen Rat und gemeine Bürgerschaft diesen sie
neuerlich ehrenden Beweis königlicher Huld.
Wie viele solcher Zinsschwerter im Laufe der
Zeit von den Hradischern an die königliche Kammer
in Prag wirklich abgeliefert worden sind, läßt sich
nicht mehr feststellen. Allzu viele werden es nicht
gewesen sein. Man kehrte nämlich aus praktischen
Gründen bald wieder zur Abgabe in Geld zurück.
Das scheint sogar schon unter Wladislaw selbst
wieder geschehen zu sein, denn der König widmete
dreißig von Hradisch gesteuerte Dukaten dem Bau-
fonds des Franziskanerklosters in dieser Stadt, und
noch am 4. Juli 1616 befahl Kaiser Matthias, dreißig
von Hradisch gezinste Dukaten an die Franziskane-
rinnen zu St. Josef in Brünn abzuführen. Noch 1652
weisen die Kämmereirechnungen von Hradisch nach,
daß dreißig Dukaten Steuer an eine Messestiftung
zu St. Josef in Brünn abgeschickt worden waren.
In der Kunst- und Raritätenkammer des Kaisers
Rudolf II. befanden sich zahlreiche geschichtlich und
kunstgewerblich hervorragende Waffen. Diese wur-
den zum größten Teil von dem schwedischen Feld-
marschall Wrangel nach der Besetzung Prags als
Kriegsbeute nach dem Schloß Skokloster gebracht.
Wohl nur durch einen glücklichen Zufall entging da-
mals das sogenannte „Schwert aus Mähren“ dem Zu-
griff durch die Schweden. Es ist das einzig erhalten
gebliebene aus der Reihe dieser Zinsschwerter und
befindet sich gegenwärtig in der Waffensammlung
des Kunsthistorischen Museums — Saal XXXIV,
Kasten I, Nummer 784 — in Wien.
Wenden wir uns nun dem Aussehen dieses Zins-
schwertes zu.
Dessen Beschreibung im „Album“ (I, T. 38, 1) und
im „Führer“ durch Boeheim ist nicht sehr genau. Wenn
ich diese hier erweitern, auch berichtigen und mit einem
Bilde ausstatten kann, so danke ich dies dem weit-
Zinsschwert der Stadt Hradisch. 1608. Wien, Waffensammlung.
gehenden Entgegenkommen des Herrn Direktors
Dr. August Groß.
Die gerade zweischneidige Klinge von schwach
bikonvexem Querschnitt ist 82 cm lang, an ihrer
Wurzel 6,2 cm breit. Sie verjüngt sich allmählich
gegen den in einem flachen Bogen abgerundeten
OTMAR BARON PORTIER: ZINSSCHWERTER
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ihre Treue gegenüber ihren Landesherren in guten,
noch mehr aber in bösen Tagen hervorgetan. Ganz
besonders zeichneten sie sich während der Hussi-
tenbewegung, während des Streites zwischen Georg
Podiebrad und Matthias Hunyadi-Corvinus durch
Standhaftigkeit aus.
In Treue fest hielten die Bürger von Hradisch
auch zu dem Jagellonen Wladislaw II. Dieser dankte
dafür der mährischen „Allzeit Getreuen“ in einem
unter dem 29. Mai 1472 aus Prag datierten, alle ihre
Verdienste um den König anerkennenden Schreiben.
Er bestätigte darin der Stadt nicht nur alle
von ihr erworbenen Sonderrechte, er entband auch
den Rat von dem Rechtszug nach Brünn in Appel-
lationssachen und bestimmte endlich, daß die Stadt
an Stelle der landesfürstlichen Steuer in Geld jähr-
lich ein Schwert „quia gladio victores fuere“ im
Wert von dreißig Dukaten zinsen solle. Dankbar
empfingen Rat und gemeine Bürgerschaft diesen sie
neuerlich ehrenden Beweis königlicher Huld.
Wie viele solcher Zinsschwerter im Laufe der
Zeit von den Hradischern an die königliche Kammer
in Prag wirklich abgeliefert worden sind, läßt sich
nicht mehr feststellen. Allzu viele werden es nicht
gewesen sein. Man kehrte nämlich aus praktischen
Gründen bald wieder zur Abgabe in Geld zurück.
Das scheint sogar schon unter Wladislaw selbst
wieder geschehen zu sein, denn der König widmete
dreißig von Hradisch gesteuerte Dukaten dem Bau-
fonds des Franziskanerklosters in dieser Stadt, und
noch am 4. Juli 1616 befahl Kaiser Matthias, dreißig
von Hradisch gezinste Dukaten an die Franziskane-
rinnen zu St. Josef in Brünn abzuführen. Noch 1652
weisen die Kämmereirechnungen von Hradisch nach,
daß dreißig Dukaten Steuer an eine Messestiftung
zu St. Josef in Brünn abgeschickt worden waren.
In der Kunst- und Raritätenkammer des Kaisers
Rudolf II. befanden sich zahlreiche geschichtlich und
kunstgewerblich hervorragende Waffen. Diese wur-
den zum größten Teil von dem schwedischen Feld-
marschall Wrangel nach der Besetzung Prags als
Kriegsbeute nach dem Schloß Skokloster gebracht.
Wohl nur durch einen glücklichen Zufall entging da-
mals das sogenannte „Schwert aus Mähren“ dem Zu-
griff durch die Schweden. Es ist das einzig erhalten
gebliebene aus der Reihe dieser Zinsschwerter und
befindet sich gegenwärtig in der Waffensammlung
des Kunsthistorischen Museums — Saal XXXIV,
Kasten I, Nummer 784 — in Wien.
Wenden wir uns nun dem Aussehen dieses Zins-
schwertes zu.
Dessen Beschreibung im „Album“ (I, T. 38, 1) und
im „Führer“ durch Boeheim ist nicht sehr genau. Wenn
ich diese hier erweitern, auch berichtigen und mit einem
Bilde ausstatten kann, so danke ich dies dem weit-
Zinsschwert der Stadt Hradisch. 1608. Wien, Waffensammlung.
gehenden Entgegenkommen des Herrn Direktors
Dr. August Groß.
Die gerade zweischneidige Klinge von schwach
bikonvexem Querschnitt ist 82 cm lang, an ihrer
Wurzel 6,2 cm breit. Sie verjüngt sich allmählich
gegen den in einem flachen Bogen abgerundeten