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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Schultze-Naumburg, Paul: Die große Berliner Kunstausstellung, [1]
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Voss, Georg: Die Venezianische Kunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0357

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Die Große Berliner Kunstausstellung, von Paul Schultze-Naumburg.

sehen kann, daß er gut ist; ich könnt's auch nicht, wenn
ich das Bild nicht von München aus gekannt hätte. Hoch-
mann scheint an Kraft nachzulassen; zu nennen wäre etwa
noch Pietschmann. Hans Ungers großes Talent kann
man nur an einigen Lithographien sehen, — als Maler
kann man ihn dies Jahr in Dresden kennen und hoch-
schätzen lernen.

Aus den übrigen kleineren Künsilerkolonicn ist ver-
hältnismäßig Gutes gekommen: Altona besitzt in Mohr-
butter eine malerische Kraft, wie man sie in solchen
Städten nicht oft wieder findet. Ob man dort aber auch
weiß, was man an ihm hat? Ich möcht's bezweifeln.
In seinen Bildern sind rein künstlerische Intentionen,
keine Kompromisse zu finden.

Von Worpswede ist nur Overbeck und Moder-
sohn vertreten, dessen malerische Kraft stets zu wachsen

scheint. Reinigers (Stuttgart) prächtige „Schwäbische
Landschaft" kennt man aus München. Hecker (Osnabrück)
sandte ein sehr gutes Kinderbild, Stockmeyer (Detmold)
ein ehrlich gemaltes Damenbildnis, sonst fallen noch ins
Auge Kämmerer und Block (Stuttgart), Gertr. Staat
(Breslau), sowie Männchen (Danzig) mit einer Kollek-
tion, unter denen mir die älteren Arbeiten aus Capri
mehr gefallen als die recht nüchtern neueren.

Viel Neues erfahren wir also auf der ganzen Aus-
stellung nicht; man muß zufrieden sein, eine Reihe älterer
guter Sachen konstatieren zu können. Höchstens Karls-
ruhe erzählt uns von seinen großen Fortschritten, und
thatsächlich ist dessen Abteilung insofern die höchststehendste,
als sich in ihr unter der kleinsten Anzahl von Nummern
die größte Anzahl tüchtiger und ehrlicher Leistungen
finden läßt. Davon das nächstemal.

(Ein zweiter Artikel folgt im nächsten Heft.)

Bei Sonnenuntergang, von Millo Bortoluzzi.

Die Venezianische Aunstaupftellung.

von Georg voß.

a^ur selten habe ich eine kleine internationale Ausstellung
gesehen, in der mit solchem Glück wie hier die Grund-
sätze einer Eliteausstellung durchgeführt worden sind. Die
Auswahl ist nicht ganz so streng, wie dies in den Aus-
stellungen der Münchener Secession der Fall war. Doch
das Programm ist ein wesentlich umfassenderes. Jedes
einzelne von den Hauptländern der Kunst der Gegenwart
hat einen oder mehrere besondere Säle zur freien Ver-
fügung erhalten. Dadurch ist die Uebersicht über das
Ganze leicht und mühelos. Die einzelnen Abteilungen
sind von eigenen Landeskomitees arrangiert worden, in
denen die Vertreter der alten und der neuesten Kunstrich-
tungen diesmal in überraschender Harmonie vereinigt sind.

Für den ersten großen Hauptsaal, einen Raum von
riesenhaften Dimensionen, sind von allen beteiligten Län-

dern die umfangreichsten Bilder ausgewählt. Natürlich
ist dabei die Wahl nicht immer auf die besten Werke
gefallen. Doch Bilder kleineren Maßstabes würden an
so ausgedehnten Wandflächen Wohl schwerlich zur rechten
Geltung gekommen sein. Die kleineren Perlen wollen
in bescheideneren Räumen genossen werden. Da ist es
gut, daß solch große Spektakelstücke wie Rochegrosses
„Jagd nach dem Glück" und andere mehr für die Schau-
lust der großen Menge berechneten Kolossalgemälde unter
sich geblieben sind.

Doch in diesem Hauptraum, der den eigentlichen
Repräsentationssaal der Ausstellung bildet, befinden sich
auch einige der köstlichsten Werke der ganzen Ausstellung.
Segantini überrascht seine Verehrer durch ein großes,
meisterhaft ausgeführtes Porträt. Der Maler der Hoch-
 
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