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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Aus der "Kunsthalle" der sächsisch-thüringischen Ausstellung in Leipzig
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Brandes, Otto: Der Londoner "Luxembourg"
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0477

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282

Aus der „Allnsthallc" der sächsisch-thüringischen Ausstellung in Leipzig.

Wirkung, die unterstützt wird durch den äußern Aufbau
und die Umrahmung, bei der durchgehend- echtes Material
verwendet worden ist. Die Monumentalität dieser kom-
plizierten Umrahmung erinnert an des Künstlers „Paris-
urteil". Der „Christus im Olymp" setzt sich wie dieses
aus Hauptbild und Seitendarstellungen, die von jenem
durch Palmstämme getrennt sind, und der genannten Predelle
zusammen. Die Rahmenteile bestehen aus Nußbaumholz
und farbigem Marmor; auf dem die Predelle flankierenden
Teile heben sich rechts und links zwei wunderbare weib-
liche Akte ab, die mit der Komposition nur lose Zusammen-
hängen. Die Verschiedenheit des Materials ist in seiner
Farbenstimmung von Künstlern den Lokaltönen harmonisch
angepaßt. Das ganze Bild steht auf einem podiumartigen
Sockel, dessen Eichenholzboden mit Nußbaumintarsia ge-
schmückt ist. Wo das Werk einst eine dauernde Stätte
finden wird, wer vermöchte es zu sagen? Daß es nicht
jahraus jahrein auf Ausstellungen herumziehen kann, ver-
bieten schon die Schwierigkeiten der Aufstellung und des
Transports. Unter den denkbar günstigsten Verhältnissen
ist es nur in Leipzig in dem eigens für dasselbe erbauten
Raume zu sehen oder — und das wäre unser Wunsch —
in einem mit besonderer Beleuchtung konstruierten Saale
oder Treppenhause eines öffentlichen Monumentalbaues. —
Von einer ganz eigenartigen, intimen und Herz und Auge
erfreuenden Wirkung ist der an den Klingersaal anstoßende
kleine, halbrunde, diskret durch Oberlicht beleuchtete Saal,
in dem Carl Seffner, wie bekannt ebenfalls ein geborener
Leipziger, seine Skulpturen aufgestellt hat: außer einigen
bereits bekannten Werken zehn seiner durch wunderbare

Bildnis, von Giacomo Grosso.

Treue, durch vornehme und schlichte Auffassung aus-
gezeichneten Porträtbüsten, unter ihnen die dem Leipziger
Museum gehörige Marmorbüste des Königs Albert von
Sachsen, neben der auf verschiedenen Ausstellungen bereits
sattsam bewunderten Büste des Mediziners Professor Carl
Thiersch, und der vor kurzem vollendeten des berühmten
Physiologen Carl Ludwig, unstreitig eine der hervor-
ragendsten Schöpfungen der modernen deutschen Porträt-
plastik. Sämtliche Büsten, deren Vereinigung hier zum
erstenmale die ganze Größe des bei weitem noch nicht
genug gewürdigten Bildhauers uns klar vor Augen treten
läßt, zeichnen sich durch eine stupende Technik in der
Behandlung des Marmors, durch den Zauber und Reiz
der unmittelbaren Beobachtung und eine seelenvolle Er-
fassung der ganzen geistigen Persönlichkeit der Dargestelltcu
aus, und es ist nicht zu viel gesagt, daß diese kleine
Kollektion neben dem Klingersaal einen Glanzpunkt der
Ausstellung bildet, um den man sie anderwärts beneiden
muß. Wir schließen wegen Mangel an Raum diesen kurzen
Bericht. Es wäre ungerecht, wollte man nicht anerkennen,
daß sonst noch manche beachtenswerte Leistung die Auf-
merksamkeit verdient. Das gilt ganz besonders, um aus
der plastischen Abteilung nur ein Werk zu erwähnen, von
der aus verschiedenfarbigem Stein zusammengesetzten lebens-
wahren Porträtbüste des bekannten Leipziger Theologen
Professor Luthardt von Arthur Trebst und von der
Sonderausstellung, welche die Dresdener Secession, die
eigene Jury gehabt hat, veranstaltet hat. Der frische Zug,
der durch den der genannten Künstlergruppe angewiesenen
Saal weht, berührt ungemein wohlthuend und diese Ab-
teilung der Ausstellung verdient uneingeschränktes Lob.
Viele der bemerkenswertesten Schöpfungen sind, wie gesagt,
schon in anderen Städten, teilweise auch schon in Leipzig
im Kunstvereiu, zu sehen gewesen. Auch die graphische Ab-
teilung, um deren Zustandekommen sich die Emil Richtersche
Kunsthandlung in Dresden große Verdienste erworben hat,
muß schließlich rühmend hervorgehoben werden. v.

Der Londoner „Luxembourg".

von Gtto Brandes. Nachdruck „erbaten

iese Galerie und fünfundsechzig Bilder wurden der
Nation von Henry Tate behufs Aufmunterung und
Entwicklung der britischen Kunst und als Dank für eine
glückliche sechzigjährige Geschüftslaufbahn dargeboten".

Vorstehende Worte sind in die Basis einer der
Pfeiler der Centralhalle der „Britischen National-Galerie"
eingegraben, welche der Prinz von Wales in diesen Tagen
eröffnet hat. Mr. Henry Tate ist ein reicher Zucker-
raffineur, dessen Spezialität es war, den Zucker nicht
mehr in Hüten, sondern in der Form von Würfeln zu
gießen. Das Geschäft muß ein hübsches Sümmchen
abgeworfen haben, denn die Errichtung des Museums
und die Hergabe seiner Galerie dürften Herrn Tate
ca. fünf Millionen Mark kosten. Der Staat hat kein
Geld für Kunstzwecke, wie sehr auch darüber ge-
schrieen und gezürnt wird, er baut Schiffe und Kriegs-
häfen, aber der Staat ist ein „Racker", er kennt den
Bürgersinn des silberumgürteten Eilands und verläßt sich
darauf, daß dieser in die von ihm gelassene Lücke ein-
springen wird. Er macht es übrigens den Gebern gar
nicht so leicht, ihre Vorschläge zu verwirklichen. Herr
 
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