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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 7
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Alten, Wilken von: Die internationale Ausstellung in der Bremer Kunsthalle
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0427

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EUGENE DELACR01X, LÖWENJAGD

AUSGESTELLT IN DER BREMER KUNSTHALLE. SAMMLUNG WOLDE, BREMEN

DIE INTERNATIONALE AUSSTELLUNG
IN DER BREMER KUNSTHALLE

VON

W. v. ALTEN

Die Bremer Kunsthalle birgt augenblicklich eine
internationale Ausstellung. Eine Ausstellung, die
durch die Qualität des Gezeigten nicht nur für Bremen
selbst als ein künstlerisches Ereignis angesehen werden
muss.

„Von Delacroix bis zu unseren jünsten Zeitgenossen"
bezeichnet der Katalog den Umfang des Gebotenen.
Es sollte nicht etwa mit historisch pädagogischer Absicht
eine lückenlose Entwicklungsreihe der europäischen
Kunst dieses Zeitabschnittes vorgeführt werden, es war
vielmehr die Absicht, gute Kunstwerke — in erster Linie
Malerei und Zeichnung — der angegebenen Zeit, deren
Zusammenhang eben in ihrer künstlerischen Qualität
liegt, aneinander zu reihen. Die Ausstellungsleitung
hat es dabei verstanden, namentlich durch Interessierung
von Privatsammlern höchst wertvolles und für die All-
gemeinheit schwer zugängliches Material zusammenzu-
bringen. Den Werken der neuesten Kunst gegenüber
musste naturgemäss eine weniger scharfe Sichtung ein-
treten, da es ganz prinzipielle Schwierigkeiten bereiten

würde, bei einer Bewegung so junger und so wider-
spruchsvoller Art, das Bleibende von den Tageswerten
zu scheiden.

Ausgezeichnet vertreten sind die grossen Franzosen,
deren Geburtsdatum noch ins achtzehnte Jahrhundert
fällt, und die man gern als Vorläufer des Impressionis-
mus bezeichnet, - eine leicht misszuverstehende Phrase,
da ihre Bedeutung mehr in ihrem absoluten ganz un-
problematischen Werte als in ihrer Vorläufer-Rolle liegt.
Von Delacroix sind acht Bilder ausgestellt, unter denen
besonders die gewaltige tragische Vision des „König
Rodrigo" und der wundervolle „Sardanapal" aus dem
Besitz des Herrn L. Biermann auffallen. In diesem
Bilde erzielt der „Schüler" des Rubens durch die aus
dem Dunkel hervorglühende Pracht des Rots, des Gelbs
und der helleuchtenden Frauenleiber Wirkungen, die
unwillkürlich an Rembrandt gemahnen. „Es ist die
erste Pflicht eines Bildes, ein Fest für die Augen zu sein",
schreibt Delacroix in seinen Tagebuchblättern. Dieses
Bild ist wahrhaft „ein Fest für die Augen". Unter den

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