Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0301
DOI Heft:
Heft 5
DOI Artikel:Behrendt, Walter Curt: Über die deutsche Baukunst der Gegenwart, [1]
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0301
hngiebt,
Din§e'ia;^Wtl
;:ebensv<
1 schon m <4
WILLIAM MULLER, JAGDSCHLOSS IN GROSS-GORSCHÜTZ. SAAL
ÜBER DIE DEUTSCHE BAUKUNST DER GEGENWART
VON
WALTER CURT BEHRENDT
I
Die Meister und die Lehre
Die deutsche Baukunst befindet sich gegenwär-
tig in einem Zustand hoffnungsvoller Rekon-
valeszenz. Fast völlig aufgerieben von den schweren
Schlägen jenes Kultursturzes, den die einseitig wis-
senschaftliche Ausbildung menschlicher Gehirne im
neunzehnten Jahrhundert im Gefolge gehabt hat,
beginnt sie allmählich wieder neue Kräfte zu sam-
meln, und ganz vereinzelt glaubt man sogar, schon
Spuren eines sich verjüngenden Formenwillens zu
erkennen. Die Eingeweihten wissen freilich, dass
dieser erfreuliche Zustand fortschreitender Besserung
nicht durch eine Wiederbelebung verkümmerter, an
sich aber gesunder Triebe erreicht worden ist, dass
der Genesungsprozess nicht etwa auf der natürlichen
Wirkung aufgefrischter Blutsäfte beruht, sondern
dass es sich um die etwas unsicheren Resultate eines
Heilverfahrens mittels künstlicher Ernährung han-
delt. Die Baukunst hat zunächst einmal eine Art
von Entfettungskur durchmachen müssen, während
z6t,
Din§e'ia;^Wtl
;:ebensv<
1 schon m <4
WILLIAM MULLER, JAGDSCHLOSS IN GROSS-GORSCHÜTZ. SAAL
ÜBER DIE DEUTSCHE BAUKUNST DER GEGENWART
VON
WALTER CURT BEHRENDT
I
Die Meister und die Lehre
Die deutsche Baukunst befindet sich gegenwär-
tig in einem Zustand hoffnungsvoller Rekon-
valeszenz. Fast völlig aufgerieben von den schweren
Schlägen jenes Kultursturzes, den die einseitig wis-
senschaftliche Ausbildung menschlicher Gehirne im
neunzehnten Jahrhundert im Gefolge gehabt hat,
beginnt sie allmählich wieder neue Kräfte zu sam-
meln, und ganz vereinzelt glaubt man sogar, schon
Spuren eines sich verjüngenden Formenwillens zu
erkennen. Die Eingeweihten wissen freilich, dass
dieser erfreuliche Zustand fortschreitender Besserung
nicht durch eine Wiederbelebung verkümmerter, an
sich aber gesunder Triebe erreicht worden ist, dass
der Genesungsprozess nicht etwa auf der natürlichen
Wirkung aufgefrischter Blutsäfte beruht, sondern
dass es sich um die etwas unsicheren Resultate eines
Heilverfahrens mittels künstlicher Ernährung han-
delt. Die Baukunst hat zunächst einmal eine Art
von Entfettungskur durchmachen müssen, während
z6t,